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[ox] Kommentar zu Abs. 17.1.1



Ulrich Leicht, UlrichLeicht t-online.de, hat einem neuen Kommentar 
geschickt.

Kommentierter Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#17.1.1

(17.1.1)
Abstrakte und konkrete Arbeit - das bedarf wirklich einer ausführlichen
Diskussion. Meine _vorläufige_ Position ist die: Arbeit ist eine
_gesellschaftstheoretische_ Kategorie zur Fassung des Stoffwechselprozesses
des Menschen mit der Natur. Im Kapitalismus hat die Arbeit doppelten
Charakter, einerseits nützliche Dinge zu schaffen (konkrete Arbeit),
andererseits Wert zu erzeugen (abstrakte Arbeit). Unter
Verwertungsbedingungen spielt die Nützlichkeit fast keine Rolle, ausserhalb
derselben gibt es ausschliesslich die Nützlichkeit als Kriterium. Ich denke
also nicht, dass jede Arbeit abstrakte ist.


Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#17.1.1.1

(17.1.1.1)
Als Beitrag zu dieser Diskussion eine Textstelle von Robert Kurz (Krisis
10, 13) \"Mit der Menschwerdung selbst,..., ist Subjektivität gesetzt, d.h.
Entkoppelung vom Instinkt der Tiere. Aber der wahre Inhalt dieser
Subjektivität im \"Stoff- wechselprozess mit der Natur\" ist nicht
\"Arbeit\", sondern reflexives Denken. Nur solange die fetischistischen
Entwicklungsstufen nicht überwunden sind, in denen sich die
gesellschaftliche Form des Stoffwechselprozesses mit der ersten Natur als
bewusstlose \"zweite Natur\" geltend macht, erscheint die vom reflexiven
Denken bestimmte Praxis als \"Arbeit\". Dieser unvollkommene, quasi
vorgeschicht- liche Inhalt menschlicher Subjektivität müsste in
analytischer Abgrenzung von \"Praxis\" schlechthin bestimmt werden als a)
repetitive (und insofern noch primitive) Praxis ewig wiederkehrender
lebensnotwendiger Handlungsvollzüge und als b) unmittelbarer Praxisbezug im
Vollzug des Stoffwechsels mit der Natur. Die historische
Produktivkraftentwicklung hat aber beide Bestimmungen der als  \"Arbeit\"
zu definierenden Praxis bis an die Schwelle ihrer Aufhebung getrieben. 
Immer mehr werden Handlungsvollzüge für die gesellschaftliche Praxis
bestimmend, die weder repetitiv noch unmittelbar auf den Stoffwechsel mit
der ersten Natur bezogen sind: Wissenschaft, Konstruktion, Ausbildung,
Pflege, personenbezogene Dienste usw.: eigentlich Meta-Tätigkeiten vor,
hinter und über der Produktion, die nur vom Kapitalismus als \"Arbeit\"
definiert werden(woran er aber scheitert). Der Produktionsarbeiter, der
nicht durch \"Handarbeit\" schlechthin zu bestimmen wäre (auch Malerei oder
Laborexperimente sind oder implizieren Handarbeit), sondern durch
\"Unmittelbarkeit\" des Bezugs zu den im \"produktiven\" gesellschaft-
lichen Stoffwechselprozess mit der Natur umzuformenden Naturstoffen und
-Kräften (eben: \"unmittelbarer Produzent\"), - dieser Produktionsarbeiter
ist in seinem Unmittelbarkeitsbezug als blosses \"Anhängsel der
Maschinerie\" (geronnene Wissenschaft) immer abstrakter geworden, je mehr
von Wissenschaft konstituierte Mittel zwischen Natur und gesellschaftliche
Reproduktion geschoben werden, bis er schliesslich der Tendenz nach durch
Automatisierung ganz aus dem \"Stoff- wechselprozess mit der Natur\"
herausgenommen wird. Diesen auch dann noch mit \"Arbeit\" identisch zu
setzen, heisst sich an Kategorien der menschlichen Vorge- schichte
festkrallen. ... Der Kapitalismus aber hat die Wissenschaft, deren Ursprung
tatsächlich ein kontemplativer war, in den Rang der ersten Praxis und damit
der ersten Produktivkraft gesetzt.Der Mensch ist die erste Produktivkraft,
aber eben nicht als \"Arbeiter\", sondern als Wissenschaftler, d.h. als
Denker.\"


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http://www.oekonux.de/



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