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[ox] Fwd: Re: 2.2. Massenarbeitslosigkeit und Börsenboom



Hi OekonuxInnen!

Ich forwarde wieder eine Serie von OpenTheory-Mails von Lorenz.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan

PS: Bei OpenTheory ist es mittlerweile wohl bereits möglich, eigene
Subjects zu setzen :-) .

------- Forwarded Messages

Date:  Sun, 14 May 2000 21:07:41 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  lo.sen.glatz chello.at
Subject:  [ot:gplgesellschaft] Re: 2.2. Massenarbeitslosigkeit und Börsenboom
To:  proj0006 opentheory.org
Message-Id:  <200005141907.VAA17254 SQLSERVER01.SYRIUS.DE>

Lorenz Glatz, lo.sen.glatz chello.at, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#12
(12)
Seit Jahren wird immer deutlicher, daß der hohe Sockel an Arbeitslosigkeit
nie mehr wird abgebaut werden können. Stattdessen wird zunehmend davon
ausgegangen, daß die Massenarbeitslosigkeit weiter steigen wird [6]. Es
zeigt sich, daß die Ersetzung menschlicher Arbeitskraft weiter zügig voran
schreitet [7]. Bedenkt man, was durch den noch stärkeren Einsatz von
Computern in großen Dienstleistungssektoren wie Banken oder Versicherungen
[8] noch an Einsparpotential existiert, so muß vermutet werden, daß wir
sogar erst am Anfang einer Entwicklung stehen [9].


Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#12.1
(12.1)
Allerdings kann man die Arbeitslosigkeit - wie in den USA - auch dadurch in
Grenzen halten, sogar abbauen, dass man breite Schichten dazu zwingt, durch
billige persönliche Dienste für diejenigen Arbeitskräfte, die noch
"verwertet" werden können, ihr Leben zu fristen. Das ändert zwar nichts an
der Krise der Verwertung, lässt sich aber eine Zeitlang sogar als Rückgang
der Arbeitslosigkeit verkaufen.



------- Message 2

Date:  Sun, 14 May 2000 21:14:25 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  lo.sen.glatz chello.at
Subject:  [ot:gplgesellschaft] Kommentar zu Abs. 13
To:  proj0006 opentheory.org
Message-Id:  <200005141914.VAA17267 SQLSERVER01.SYRIUS.DE>

Lorenz Glatz, lo.sen.glatz chello.at, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#13
(13)
Während die Massenarbeitslosigkeit also ständig zunimmt, bilden sich an
den globalen Börsen immer neue spekulative Blasen. Nach klassischen
kaufmännischen Kriterien unseriöse Firmen steigen wie Raketen an den
Aktienmärkten auf - um oft genug wie Kometen wieder auf den Boden der
wirtschaftlichen Tatsachen zurückzukommen. Fällt diese spekulative Blase
teilweise in sich zusammen, so gehen schon mal ganze Staaten mit Millionen
von Menschen über Bord wie das Beispiel Indonesien als größtes Opfer der
Asienkrise deutlich zeigt. Auch an diesem Phänomen zeigt sich, wie das
Geldkapital, das früher in neue Produktion reinvestiert wurde, heute
offenbar nicht mehr in der Lage ist, durch eine Ausweitung der Produktion
Gewinne zu erzielen, die über den (Kurs)Gewinnen liegen, die derzeit an
der Börse zu erzielen sind.


Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#13.1
(13.1)
"Gewinne zu erzielen, die über den (Kurs)Gewinnen liegen, die derzeit an
der Börse zu erzielen sind" - Das kann man so verstehen, als ob die
Börsengewinne sozusagen von der Produktion unabhängig wären. Das Problem
liegt aber darin, dass sie entweder an die (erwartbare) Gewinnentwicklung
der Produktion etc. gebunden bleiben. Wenn diese Bindung reißt, muss die
Spekulation einmal wieder "auf dem Boden der Tatsachen aufschlagen". Die
Börsenspekulation vieler Produktionsfirmen zeigt, dass sie die Gewinne aus
der "normalen Geschäftstätigkeit" für die (Re)Finanzierung nicht mehr
reichen, sondern sie spekulieren müssen, um die erforderlichen Gewinne
aufzuweisen - die Konkurrenz tut es schließlich auch. Dadurch sitzen aber
immer größere Teile der Wirtschaft auf einem Geldpolster, der oft aus wenig
mehr als heißer Luft besteht.



------- Message 3

Date:  Sun, 14 May 2000 21:25:11 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  lo.sen.glatz chello.at
Subject:  [ot:gplgesellschaft] Korrektur
To:  proj0006 opentheory.org
Message-Id:  <200005141925.VAA17300 SQLSERVER01.SYRIUS.DE>

Lorenz Glatz, lo.sen.glatz chello.at, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#13
(13)
Während die Massenarbeitslosigkeit also ständig zunimmt, bilden sich an
den globalen Börsen immer neue spekulative Blasen. Nach klassischen
kaufmännischen Kriterien unseriöse Firmen steigen wie Raketen an den
Aktienmärkten auf - um oft genug wie Kometen wieder auf den Boden der
wirtschaftlichen Tatsachen zurückzukommen. Fällt diese spekulative Blase
teilweise in sich zusammen, so gehen schon mal ganze Staaten mit Millionen
von Menschen über Bord wie das Beispiel Indonesien als größtes Opfer der
Asienkrise deutlich zeigt. Auch an diesem Phänomen zeigt sich, wie das
Geldkapital, das früher in neue Produktion reinvestiert wurde, heute
offenbar nicht mehr in der Lage ist, durch eine Ausweitung der Produktion
Gewinne zu erzielen, die über den (Kurs)Gewinnen liegen, die derzeit an
der Börse zu erzielen sind.


Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#13.2
(13.2)
Pardon, die erste Version ist sprachlich Schrott!  "Gewinne zu erzielen,
die über den (Kurs)Gewinnen liegen, die derzeit an der Börse zu erzielen
sind"   - Das kann man leicht missverstehen. Die Börsengewinne sind
jedenfalls von der Produktion nicht unabhängig. Sie bleiben an die
(erwartbare) Gewinnentwicklung der Produktion etc. gebunden. Wenn diese
Entwicklung ausbleibt, MUSS die Spekulation auf kurz oder lang "wieder auf
dem Boden der wirtschaftlichen Tatsachen" aufschlagen.   Die
Börsenspekulation vieler Produktionsfirmen zeigt, dass die Gewinne aus der
"normalen Geschäftstätigkeit" für die (Re)Finanzierung nicht mehr reichen,
sondern dass sie spekulieren müssen, um die erforderlichen Gewinne
aufzuweisen - die Konkurrenz tut es schließlich auch. Dadurch sitzen aber
immer größere Teile der Wirtschaft auf einem Geldpolster, der oft aus wenig
mehr als heißer Luft besteht.



------- Message 4

Date:  Sun, 14 May 2000 20:54:43 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  lo.sen.glatz chello.at
Subject:  [ot:gplgesellschaft] Kommentar zu Abs. 11
To:  proj0006 opentheory.org
Message-Id:  <200005141854.UAA17206 SQLSERVER01.SYRIUS.DE>

Lorenz Glatz, lo.sen.glatz chello.at, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#11
(11)
Historisch haben diese Faktoren dazu geführt, daß menschliche Arbeitskraft
immer stärker und auf immer mehr Feldern durch den Einsatz von Maschinen
ersetzt und damit überflüssig gemacht wurde. Es ist nur logisch, daß
dieser Prozeß nur durch eine permanente Ausweitung der Märkte in Gang
gehalten werden kann. Gelingt diese Ausweitung nicht, so treibt die
Konkurrenz der WarenproduzentInnen letztlich dazu, die Lohnarbeit mehr und
mehr ganz abzuschaffen - was wiederum nicht gut gehen kann, da die
Erzielung von Profiten unlösbar mit dem Gebrauch von Lohnarbeit verbunden
ist.

Daß wir heute an diesem historischen Punkt angekommen zu sein scheinen,
soll durch zwei allgemein bekannte Phänomene belegt werden.


Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#11.1
(11.1)
Vielleicht wäre die bisherige Argumentation so ein bissl schlüssiger:  Es
ist ein alter Hut: In unseren Gesellschaften regiert ein ziemlich
abstraktes Ding, nämlich das Geld. Als oberstes Prinzip im Leben gilt die
Arbeit. Aber auch diese ist sehr abstrakt geworden, gleich in doppelter
Hinsicht:  Einerseits interessiert den Kapitalgeber an der Arbeit nicht
dieser oder jener konkrete Inhalt, sondern ausschließlich der Umstand, dass
das erarbeitete Ergebnis vermarktet und dabei zu Geld gemacht werden kann.
Zu mehr Geld, als dafür ausgelegt wurde.  Andererseits ist auch für die
Arbeitskraft, die ein Produkt herstellt oder sonst eine Leistung erbringt,
nicht dieser oder jener konkrete Inhalt der Arbeit entscheidend, sondern
der Umstand, dass sie sich für Geld verkaufen kann.  Ob das alles aber
gelingt, wird durch die Konkurrenz auf den Güter-, Dienstleistungs- und
Arbeitsmärkten entschieden. Hier wird die Sache paradox: Einerseits sind
alle Dinge bis hin zur Arbeitskraft nur dann etwas wert, wenn Arbeit
aufgewendet wird, um sie herzustellen oder zu erhalten.  Andererseits sind
Produkte und Leistungen umso konkurrenzfähiger, je weniger Arbeit für sie
benötigt wird, je weniger wert, je billiger sie sind. Und die Arbeitskraft
ist umso konkurrenzfähiger, je mehr sie in je kürzerer Zeit leistet, je
wertloser und billiger daher ihr Produkt wird.  Dieser Zwang hat in der
Geschichte der Marktwirtschaft dazu geführt, dass einerseits Arbeit immer
intensiver wurde und anderseits menschliche Arbeitskraft immer stärker und
auf immer usw....



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