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Re: [ox] [ot:gplgesellschaft] Re: 2.1. Die wichtigsten Elemente der Arbeitsgesellschaft



Hi Wolf!

Ich antworte mal über Mail, da du wohl nicht bei `ot:gplgesellschaft'
angemeldet bist.

3 weeks (27 days) ago Ano Nym wrote:
Wolf Göhring, wolf.goehring gmd.de, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#8
(8)
Unsere Gesellschaften sind durch Lohnarbeit gekennzeichnet [4]. Die
Arbeit der Menschen tritt hierbei als abstrakte Größe auf: Für die
Lohnarbeit spielt die Art und Weise ihres konkreten Ablaufs genausowenig
eine Rolle wie das Produkt oder die Dienstleistung, die das Ergebnis der
Tätigkeit darstellt. Rechtfertigen tut sich diese Form der Tätigkeit
einzig dadurch, daß die Arbeitskraft gegen Geld getauscht wird. Diese
Abstraktion der Tätigkeit von ihren Inhalten und Zielen hat eine
Entfremdung der Arbeitenden von ihrem eigenen Handeln zur Folge, daß am
augenfälligsten in der Fließbandarbeit sichtbar wird.


Kommentar:
http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#8.1
(8.1)
1. in der ueberschrift wird mit bestimmtem artikel "arbeitsgesellschaft"
im singular verwendet, dann geht's gleich in der mehrzahl mit "unsere
gesellschaften" weiter. Wenn beides etwas miteinander zu tun haben soll,
dann muss man sich entscheiden, ob's eine oder mehrere gibt. Im letzteren
fall muesste "unsere" auch noch ein bisschen bestimmt sein.

Da gibt's die Fußnote [1], die das verbindet.

2. Soll
"arbeitsgesellschaft" etwas mit "lohnarbeit" zu tun haben? Soll
"arbeitsgesellschaft" eine gesellschaft bezeichnen, in der lohnarbeit
ein wesentliches element ist? Dann sollte man sie auch so bezeichnen:
Lohnarbeitsgesellschaft.

Das ist Bestandteil einer recht langwierigen Debatte über die
Verwendung der Bezeichnung "Arbeit". In diesem Text ist "Arbeit" mit
"Lohnarbeit" mehr oder weniger gleichgesetzt.

3. Fuer die lohnarbeit, die die kollegInnen
mueller meier schulze leisten, spielen konkreter ablauf ebensosehr eine
rolle wie das produkt oder die dienstleistung, die das ergebenis der
taetigkeit darstellen. Wenn mueller meier schulze sich unterstehen, dieses
keine rolle spielen zu lassen, dann sind sie ihre lohnarbeit sofort los.

Konkret schon, abstrakt nicht.

Wenn Müller, Meier, Schulze ihren Arbeitsplatz wechseln, müssen sie
sich u.U. auf etwas völlig anderes einstellen und auch an welchen
Maschinen sie im Rahmen eines Arbeitsplatzes arbeiten, ist ihnen
zunächst mal egal.

Abstrakt ist ihnen also das Konkrete egal. Das ist grundsätzlich etwas
anderes, als Tätigkeit als Ausfluß von Selbstentfaltung, bei der es
eben *nicht* egal ist, wie du was machst - weil es deiner
Selbstentfaltung nicht egal ist.

Wolf Göhring, wolf.goehring gmd.de, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#54
(54)
Wie Gnu/Linux bereits heute würden in der GPL-Gesellschaft materielle
Güter allgemein bereit gehalten [41] bzw. bei Bedarf hergestellt. Bei
Gütern, die leicht, schnell und unkompliziert - z.B. ausschließlich
durch Maschinen - hergestellt werden könnten, könnte vermutlich auf
Lagerhaltung im wesentlichen verzichtet [42] werden. Die produzierten
Güter stünden allen unentgeltlich zur Verfügung, die sie benötigen.
Würde ein heutiger Supermarkt als Verteilstelle genommen, so müßten vor
allem die Kassen entfernt werden.

Kommentar:
http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#54.1
(54.1)
"...ausschliesslich durch maschinen hergestellt" Sowas reizt meinen
widerspruch, diesmal in literarischer form: "In Tripolis ist jetzt eine
Dampfmaschine erfunden worden, die Theaterstücke aus dem Französischen
sowie aus allen andern lebenden oder toten Sprachen in zehn Minuten
übersetzt, kopiert, zensiert, druckt, einbindet, ankündigt und kritisiert
sowie, wenn man nicht schnell genug den Hemmhaken einsetzt, auch wieder zu
Lumpen ? zerreibt." G. A. Freiherr v. Maltitz, Pfefferkörner, Verlag
Hoffmann und Campe, Hamburg 1832

Na, aber daß es einen qualitativen Unterschied zwischen der
Produktionsweise von 1832 und 2000 gibt, was die Möglichkeiten
maschineller Produktion betrifft, wirst du nicht leugnen - oder?

Wolf Göhring, wolf.goehring gmd.de, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#166
(166)
[80] Schon in der Entwicklung der industriellen Gesellschaft ist seit
Jahrzehnten ein Trend weg von der materiellen Produktion zu erkennen.
Die sogenannte Dienstleistungsgesellschaft ist ein Ausdruck dessen.
Allerdings hat sich bislang die gesellschaftliche Form nicht von der
industriellen Gesellschaft lösen können.


Kommentar:
http://www.opentheory.org/proj/gplgesellschaft/v0001.phtml#166.1
(166.1)
Wenn taeglich 160 ha flaeche in D zugebaut werden mit allem drum und dran,
dann ist das meines erachtens kein "trend weg von der materiellen
produktion". Die sperrmuellberge zeigen auch keinen "trend weg".

Na gut. Genauer müßte ich sagen, daß der Trend weggeht von der "Arbeit
in materieller Produktion". Ob die materielle Produktion insgesamt
zurückgeht, halte ich eigentlich auch für eher unwahrscheinlich.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan

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http://www.oekonux.de/



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