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Daten, Information, Wissen (was: Re: [ox] Re: Übergang in die GPL-Gesellschaft)



Hi Christian und alle!

6 days ago Christian Sievers wrote:
Stefan Merten schrieb:

Eine Fußnote:

Wir stehen an der Schwelle von der Industrie zur Wissensgesellschaft.

Ich mag das Wort Wissensgesellschaft nicht. Wissen ist etwas, was in
den Köpfen von Leuten genutzt wird. Meine SuSE 6.3 ist aber kein
Wissen in diesem Sinne - wohl aber Information. Wahrscheinlich gibt es
niemenschen weltweit, der SuSE 6.3 "weiß".

Information ist - im Gegensatz zu bloßen Daten - "when it makes a
difference". Das gilt für meine SuSE 6.3 in Verbindung mit meinem
Rechner.

Für den CD-Player meiner Hifi-Anlage sind dagegen die Bytes einer
SuSE-CD eben nur Daten - die sie besser nicht interpretiert...

Danke, dass Du das so nebenbei mal erklärt hast.

Ähm, Stopp. Das ist meine momentane Arbeitsdefinition. In dem
OT-Projekt `WissensTendenz' habe ich gerade etwas ausführlicher dazu
geschrieben (hier mit Absätzen):

  Ich würde es für sinnvoll halten, hier die Begriffe "Wissen",
  "Information" und vielleicht auch noch "Daten" nochmal genauer zu
  definieren.

  "Daten" wären für mich der übergreifende Begriff, aus dem sich alles
  ableitet.

  "Informationen" wären für mich `when it makes a difference' - z.B.
  weil ich mit ihrer Hilfe einen Algorithmus operationalisieren kann
  oder aufgrund neuer Einsichten mein Leben ändere.

  "Wissen" wäre für mich etwas, was ich Menschen vorbehalten würde und
  dessen Gesamtmenge ich für endlich halten würde - begrenzt durch die
  endliche Kapazität menschlicher Gehirne.

  Vielleicht ein bißchen krude dies ;-) .

und habe mir dafür ziemliche Kritik von Stefan Mz. eingehandelt.
Dennoch finde ich es interessnt, hier mal zu tragfähigen Definitionen
zu kommen. Vielleicht auch etwas für's Oekonux-Glossar?

Das `cp'-Kommando (für Windows-FreundInnen: Wenn du im Windows
Explorer eine Datei von einem Fenster in ein anderes Fenster des
Windows Explorers ziehst) ist z.B. ein Programm, daß vor allem mit
Daten arbeitet. Es schaut sich den Inhalt der Datei nicht an, sondern
schippt einfach nur Byte für Byte von einer Datei in eine andere.

Ist diese kopierte Datei tatsächlich ein Programm, so ist das für das
Betriebssystem hingegen Information: Es kann es als Programm
ausführen, was einen Unterschied macht. Eine Datei, die eine
HTML-Seite enthält ist dagegen für das Betriebssystem wieder nur
Daten. Für Mozilla hingegen ist diese Datei wieder Information, da
Mozilla HTML darstellen kann. Seine eigene Programmdatei ist für
Mozilla hingegen ein reines Datenmeer.

Wissen kommt in all dem nicht vor, weil bisher kein Mensch drin
vorkam. Wissen kann ein Mensch aus dem Inhalt der HTML-Seite ziehen -
i.a. nicht aber aus der Mozilla-Programmdatei.

Daten würden sich danach auch dadurch auszeichnen, das in aller Regel
nur eine bitgetreue Behandlung sinnvoll ist - gerade weil die evt.
vorhandene Information in ihnen nicht interpretiert wird.

Information hingegen kann strukturell umgeformt werden, und trotzdem
denselben Unterschied machen. In einer HTML-Datei kann ich z.B.
ziemlich beliebig White-Space verlängern.

Dauernd liegen mir auch noch die Worte `Bedeutung' und `Inhalt' auf
den Fingerspitzen. Ein weites, verwobenes Feld wohl...

Bisher hätte ich
"Information" wie "Wissen" verwendet. Ich kenne jemanden, der deshalb
mal vorgeschlagen hat, "Informatik" in "Datik" umzubenennen :-)

Gar keine schlechte Idee eigentlich. Vieles in der Informatik
beschäftigt sich tatsächlich mit Daten in der obigen Definition.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich würde für Informationsgesellschaft
plädieren, wenn dieser Aspekt hervorgehoben werden soll.

Wobei das, was wir anstreben, doch wohl eher die Wissensgesellschaft
wäre, oder?

Würde ich nicht sagen. Die uns entscheidend scheinenden Tendenzen
spielen sich ja nicht in der Sphäre des Wissens im obigen Sinne ab. Es
ist ja nicht so, daß jetzt irre viele Leute furchtbar viel mehr wissen
würden (da lag mir schon "gebildet" in den Fingerspitzen - noch ein
Begriff in diesem Zusammenhang). Da würde ich keine große Bewegung
ausmachen.

Was aber anders ist, ist die Verfügbarkeit (und Produktionsweise) von
Information - z.B. in Form von Computer-Programmen oder Bauanleitungen
für Freie CPUs. Das scheint mir entscheidend zu sein.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


----------------------
http://www.oekonux.de/



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