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Re: [ox] Selbstentfaltung und GEMA



Hans-Gert Graebe wrote:

Ich stimme Benni Baermann zu, der schreibt

   Ich gewinne halt zunehmend den Eindruck, dass man vielen Leuten
   alles als Selbstentfaltung verkaufen kann.

   Ich glaube nur mit Selbstenfaltung hat man noch nicht viel gewonnen
   auch wenn das sicherlich eine notwendige Bedingung ist. Deswegen
   wehre ich mich gegen das als "Kern".

Vielleicht "Selbstentfaltung" durch "radikaler Individualismus"
ersetzen?

Selbstentfaltung als Übergang zu intrinsischen Motivationsformen,
okay.  Aber das gibt es, wenigstens in entsprechenden
Managementtheorien, auch im schnöden kap. Verwertungsbetrieb, wie auch
Markus Lauber hier schon mal festgestellt hat. Ob's klappt sei dahin
gestellt, aber damit ist dieser Effekt wohl einer der PKE.
Kapitalismus als System hat bisher einige Modernisierungen hinter
sich.  Gefragt sind also Gründe, warum er's diesmal nicht schaffen
wird.

Selbstentfaltung durch Erstellung Freier Software: Welche, die keiner
braucht, wird kaum so viel Freude (und damit Motivation) bringen als
solche, die anderen weiter hilft.

Wenn ich freie Software entwickle, gehe ich zuächst erstmal von meinen
eigenen Interessen aus, und versuche, entweder eigene Ideen umzusetzen
und dabei Mitentwickler zu suchen, oder ich suche mir ein für mich
interessantes Projekt aus. Gewissermaßen also reiner Egoismus (kein
Altruismus!), allerdings direkter als der kapitalistische, auf
Verwertungszwang beruhende Egoismus.

Resonanz spielt natürlich auch eine Rolle, aber nicht im Sinn von
"viele Benutzer" (natürlich erst recht nicht als "viele Benutzer ==
viel Gewinn", das will ich Dir nicht unterstellen).

(BTW, viele erfolgreiche Projekte fingen gar nicht in Hinblick auf
Erfolg an, wie z.B. Unix, das WWW, oder Linux.)

Also gibt es neben Selbstentfaltung
doch so was wie Sozialisation. Und da finde ich es zunächst mal in
_dieser_ Gesellschaft ungerecht, wenn eine(r) mit meiner Freien
Software Kohle macht, ohne mir was abzugeben. Ich meine damit gar
nicht mal so sehr SuSe etc. (die sehe ich eher auf meiner Seite),
sondern die Leute, die meine Freie Software _anwenden_, um damit ihre
kommerziellen Programme zu erstellen (sorry: erstellen lassen,
  ^^^^^^^^^^^^^
Du meinst "proprietären"?

vielleicht sogar von einem sich frei entfaltenden Stefan Merten - pars
pro toto, ich kenne Deinen Background nicht und bitte deshalb schon
mal prophylaktisch um Verzeihung).

Das ist ja schon woanders erörtert worden, z.B. in der Diskussion um
den Begriff "Keimzelle". Es ist vielleicht erwähnenswert, dass die FSF
trotz konsequenter Benutzung von Copylefts einige Kompromisse
eingegangen ist, um aus "strategischen" Gründen die Ausführung von
proprietärer Software auf GNU nicht völlig zu verbieten: das ist ja
exakt der Existenzgrund der LGPL (die ja jetzt auch "Lesser General
Public Licence" heißt). Weiter steht in der GPL ja ausdrücklich, das
die Ausgabe des Programmes *nicht* durch die GPL abgedeckt wird.

Weiterhin war der Grund für die Anwendung von Copylefts durch die FSF
nicht nur eine Art Stolz, sondern auch (1) die schlichte Überlegung,
dass ohne Copylefts die Überlebenswahrscheinlichkeit von GNU
wesentlich geringer gewesen wäre, und (2) der oft genannte
"Virus-Effekt", der andere zur Kooperation "zwingt".

Sebastian


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