Re: [ox] Wieder mal: Vergesellschaftung (was: Re: Autorenverguetung)
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Wed, 7 Feb 2001 04:39:06 EST
Liebe Petra und liebe Leute,
Du schriebst diverses zzum Staat in de bürgerlichen Gesellschaft
(...) Der Staat gewährt mithin die Freiheit der Absonderung des Menschen
vom
Menschen vermittels der Absonderung des Menschen von seiner
Gesellschaftlichkeit, eben freedom and democracy.
Als Kritik ist an dem ja in gewissem Umfang was dran, aber wie ich schon zu
Stefan schrieb, der Umkehrschluss funktioniert nicht, dass ohne bürgerliche
Verkehrsformen und ohne Staat sich alles in Harmonie von Gesellschaftlchkeit
auflösen würde. Ich finde überhaupt diese an den Marxschen Frühschriften
orientierte Kritik nur eingeschränkt und ansonsten v.a. als moralischen
Impetus und unter literarischen Aspekten interessant, aber wenig als
sozialwissenschaftliche. Da halte ich mehr von einer
historisch-materialistischen Hernagehensweise und finde bzgl. des Staates
etwa die Analyse als kapitalistischer Staat, der bestimmte Produktions- und
Herrschaftsordnung sichert, relevanter. Aber auch daraus folgt nicht der
Umkehrschluss, man könne den Staat abschaffen und damit auch die Herrschaft,
ebensowenig wie man könne die kapitalistische Klassenherrschaft abschaffen
und damit erledige sich dann auch der Staat. Der Staat ist nicht nur
Klassenherrschaft, sondern auch eine besondere Sphäre entwickelter, auf
Arbeitsteilung beruhender Gesellschaften (oder auch gesellschaftliches
Subsystem meinetwegen), die auch ohne Klassenherrschaft nicht so schlicht
wieder aufzulösen ist. Wie schon zu Stefan gesagt: Sollten sich irgendwann in
ferner Zukunft die Menschen in ihren gesellschaftlichen Verhältnissen so
entwickeln, dass ein Staat nicht mehr nötig ist, werden sie das dann sicher
merken und die Staatstätigkeit wird absterben. Bis dahin ist es wichtig, den
Staat demokratisch und rechtsstaatlich zu organisieren. Damit meine ich nicht
so wie die BRD, die zwar diesen Anspruch erhebt, aber ihm in weitem Umfang
nicht enspricht. Aber die Alternative ist nicht die Aufgabe dieses Anspruchs,
sondern seine Realisierung. und zu mit großer Sicherheit üblen Ergebnissen
führt der Versuch, vor der Zeit dieser nach meiner Einschätzungen fernen
Zukunft (wenn überhaupt) den Staat abschaffen zu wollen, weil sich dann
funktionale Äquivalente herausbilden werden, die allemal schlechter sind als
ein demokratischer Rechtsstaat.
Freundliche Grüße
Ralf Krämer
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