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[ox] [Fwd: [clara] Free Software Foundation: Hamburg: Gruendung]



-------- Original Message --------
Betreff: [clara] Free Software Foundation: Hamburg: Gruendung
Datum: Mon, 30 Apr 2001 09:45:46 [PHONE NUMBER REMOVED]
Von: "Ingrid Strauch" <ingrid.strauch berlin.de>
Rückantwort: clara-liste egroups.de
An: clara-liste egroups.de

(...)

Kernnachricht:

Am Dienstag wurde darum in Hamburg eine europäische Dependance der 
FSF gegründet. Die offizielle Schwesterorganisation der amerikanischen 
FSF wurde in Deutschland von sieben Gründern ins Leben gerufen, weil 
hier zu Lande die Entwicklung Freier Software stark vorangetrieben 
wurde. Nun sollen Partner-Vereine in Spanien, Portugal, England und 
Frankreich, später auch in anderen europäischen Ländern folgen.

"Wir wollen vor Ort Ansprechpartner bieten, die mit dem Thema Freie
Software vertraut sind und glaubwürdige Antworten geben können", sagt 
Bernhard Reiter, der Sprecher der FSF Europe. "Gerade Politiker wissen 
oft nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie Fragen zu Freier 
Software haben." 

Vollstaendige Weiterleitung:

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Date sent:      	Sun, 27 May 2001 22:11:44 [PHONE NUMBER REMOVED]
To:             	rohrpost mikrolisten.de
From:           	Tilman Baumgaertel <tilman_baumgaertel csi.com>
Subject:        	[rohrpost] Free Software Foundation europe
Send reply to:  	Tilman Baumgaertel <tilman_baumgaertel csi.com>

Berliner Zeitung

Freitag, 27. April 2001

Frei heißt nicht gratis

Am Dienstag wurde die europäische Dependance der Free Software 
Foundation gegründet

Tilman Baumgärtel 

Stellen wir uns einmal vor, ein Computerprogramm sei ein Auto. Dann 
hätte dieses Auto eine Lizenz. Und in der Lizenz würde stehen, was der
Hersteller dem Benutzer alles verbietet. Der Benutzer dürfte das Auto 
zum Beispiel nicht in einer anderen Farbe streichen, andere Räder 
anmontieren oder sonstige Veränderungen an dem Wagen vornehmen. 

Man dürfte nicht unter die Motorhaube gucken, um zu sehen, wie der 
Antrieb funktioniert. Man dürfte auch keine Teile aus dem Motor 
ausbauen, um sie in ein anderes Auto wieder einzusetzen. Vermieten oder 
verleasen könnte man das Auto nicht, und überhaupt dürfte nur derjenige 
das Auto fahren, der es gekauft hat. Wenn man gegen eine dieser Regeln 
verstößt, wäre der Autohersteller berechtigt, die Lizenz zu kündigen; der 
Besitzer wäre dann verpflichtet, sein Auto zu vernichten. 

Klar: Bei einem Auto würde sich kein Mensch derartige
"Nutzungsbedingungen" gefallen lassen. Aber bei Computerprogrammen 
sind solche Einschränkungen die Norm. Bei Microsoft Windows steht im
Lizenzvertrag, den jeder Nutzer akzeptieren muss, dass man den Code 
weder ansehen noch modifizieren darf. Der User ist dazu verdammt, mit 
Programmen zu arbeiten, von denen er nicht weiß, wie sie funktionieren. 

Einsam, aber entschlossen

Der amerikanische Programmierer Richard Stallman führt seit Mitte der
Achtzigerjahre einen einsamen, aber entschlossenen Kampf gegen die
Beschränkungen, die die Softwarehersteller ihren Kunden aufzwängen. 
1984 gründete er die Free Software Foundation (FSF, Freie Software 
Stiftung), die seither ein ehrgeiziges Ziel verfolgte: ein komplettes
Computer-Betriebssystem mit allen normalen Programmen zu schreiben. 
Also quasi ein Windows samt Textverarbeitung, Internet-Browser und 
was man sonst noch so braucht - bloß eben nicht von Microsoft, sondern 
von unabhängigen Programmierern geschrieben und darum frei. 

Jahrelang galt Stallman wegen seiner ambitionierten Pläne als Spinner.
Aber dann erschien das alternative Betriebssystem Linux, das genau das
einlöste, was Stallman sich vorgestellt hatte: es war umsonst, weil es von
Programmierern auf der ganzen Welt in ihrer Freizeit entwickelt wurde; 
es war lizenzfrei, und jeder User konnte sich den Code ansehen und
gegebenenfalls verändern; und es war sogar noch stabiler, verlässlicher
und schneller als Windows. Richard Stallman und seine Free Software
Foundation wurden plötzlich zu Messen und Industrieunternehmen 
eingeladen; der Spinner von einst galt plötzlich als brillianter Visionär der
Computerwelt. Inzwischen hat die Nachfrage nach Informationen zum 
Thema Freie Software so zugenommen, dass die Free Software 
Foundation in den USA den Andrang kaum noch bewältigen kann. Am 
Dienstag wurde darum in Hamburg eine europäische Dependance der FSF 
gegründet. Die offizielle Schwesterorganisation der amerikanischen FSF 
wurde in Deutschland von sieben Gründern ins Leben gerufen, weil hier 
zu Lande die Entwicklung Freier Software stark vorangetrieben wurde. 
Nun sollen Partner-Vereine in Spanien, Portugal, England und 
Frankreich, später auch in anderen europäischen Ländern folgen.

"Wir wollen vor Ort Ansprechpartner bieten, die mit dem Thema Freie
Software vertraut sind und glaubwürdige Antworten geben können", sagt 
Bernhard Reiter, der Sprecher der FSF Europe. "Gerade Politiker wissen 
oft nicht, an wen sie sich wenden sollen, wenn sie Fragen zu Freier 
Software haben." 

Dafür soll in Essen eine Geschäftsstelle mit einem Mitarbeiter
eingerichtet werden, der als Ansprechpartner fungieren soll. Außer
Lobbyarbeit in der Politik will die FSF Europe aber auch Spenden und
Sponsorengelder sammeln, um neue Projekte anzustoßen. Ziel sei es, alle
denkbaren Computerprogramme als Freie Software zur Verfügung zu 
stellen, sagt Leitner. 

Nicht für Hobbyprogrammierer

Frei heißt dabei nicht in erster Linie "gratis". "Im Gegenteil, wir wollen
die Leute ermutigen, mit Freier Software so viel Geld wie möglich zu
verdienen", sagt Georg Greve, der Vorsitzende des neuen Vereins. "Freie
Programme wie Linux sind schon längst kein Spielzeug für
Hobbyprogrammierer mehr, sondern werden von internationalen 
Konzernen eingesetzt." Auch wenn man für Freie Software kein Geld 
verlangen darf, verdienen Firmen wie SuSe aus Deutschland und Red Hat 
aus den USA mit Linux gutes Geld. Sie bieten Dienstleistungen und 
Support an, entwickeln Programme für spezielle Bedürfnisse und führen 
Schulungen durch. 

Am wichtigsten ist für Greve, dass Freie Software auf dem freien 
Austausch von Wissen und Ideen beruht, wie er in der Wissenschaft 
existiert. Er meint: "Software ist wie auch Gedanken nicht stofflich und 
verlustfrei kopierbar. Wenn man sie weiterreicht, dient man ihrer 
Weiterentwicklung." 


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