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[ox] Unglaubliches Plagiat entdeckt



Hi Leute!

Ich habe gerade den Artikel "Lizenz zum Kommunismus?" über die
Konferenz in der `telepolis' gelesen
(`http://www.ix.de/tp/deutsch/inhalt/konf/7584/1.html'). Irgendwie kam
mir der bekannt vor - und tatsächlich: nach einigem Kramen fand ich
den Nachdruck eines Artikels, der vor rund 250 Jahren erschienen ist
und dem `telepolis'-Artikel bis in die Wortwahl hinein gleicht. Doch
lest selbst. Das `telepolis'-Plagiat habe ich zum Vergleich als Zitat
markiert - obwohl es ja eigentlich umgekehrt ist.


					Mit satirischen Grüßen

					Stefan

;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-) ;-)

Lizenz zum Kommunismus?

Lizenz zum Kapitalismus?

Die erste Oekonux-Konferenz in Dortmund
beschäftigte sich mit den gesellschaftlichen
Perspektiven der Idee freier Software

Die erste Fuerkap-Konferenz in Colonia
beschäftigte sich mit den gesellschaftlichen
Perspektiven der Lohnarbeit

Vom 28.-30. April fand an der Fachhochschule
in Dortmund die erste
Oekonux-Konferenz statt.
"Oekonux" ist eine Wortschöpfung aus Ökonomie
und Linux. Die AnhängerInnen dieses Konzepts
behaupten, dass im Zuge der Produktion und
Verbreitung freier Software wie Linux u.a.
eine neue Form der Wirtschaft sich ankündigt:
die G(eneral)P(ublic)L(icence)-Gesellschaft,
die gewissermaßen "evolutionär" die alte
Gesellschaft mit Privateigentum, Warentausch
und Geldform ablösen soll.

Vom 28.-30. April fand an der Universitas
zu Colonia die erste
Fuerkap-Konferenz statt.
"Fuerkap" ist eine Wortschöpfung aus Fürstentum
und Kapital. Die AnhängerInnen dieses Konzepts
behaupten, dass im Zuge der Produktion und
Verbreitung von Waren wie Tuch u.a.
eine neue Form der Wirtschaft sich ankündigt:
die G(anz)P(rivate)L(eute)-Gesellschaft,
die gewissermaßen "evolutionär" die alte
Gesellschaft mit Feudalbesitz, Zehnt
und Gottesfürchtigkeit ablösen soll.

Dass es im Vorfeld der Konferenz
hochschulinterne Querelen gab, zeigt
zumindest, dass der Zeitpunkt gut gewählt ist.
Nach dem gerade vollzogenen Ende der Stahlära
will sich Dortmund als Hightech-Metropole
etablieren, und die Oekonux-Idee wurde da wohl
als "störend" verdächtigt. Mitveranstalter war
die PDS-nahe Rosa-Lxemburg-Stiftung. Aber es
droht keine Gefahr eines Systemumsturzes: Auch
wenn das Modell eines gemeinschaftlichen
Arbeitens an freier Software für die
Beteiligten befriedigend ist, so ist es
angesichts der herrschenden Ökonomie nicht so
einfach als Zielprojektion für eine andere
Gesellschaft zu übernehmen. Oekonux
repräsentiert mit seiner sich selbst
organisierenden Produktionsweise nicht mehr
und nicht weniger als eine moderne politische
Utopie, die zwar symbolisch für neue soziale
Beziehungen steht, aber nicht schon die Lösung
des Problems darstellt.

Dass es im Vorfeld der Konferenz
hochschulinterne Querelen gab, zeigt
zumindest, dass der Zeitpunkt gut gewählt ist.
Nach dem gerade vollzogenen Ende des Ablaßhandels
will sich Colonia als Bischofssitz
etablieren, und die Fuerkap-Idee wurde da wohl
als "störend" verdächtigt. Mitveranstalter war
eine Liberalen-nahe Stiftung. Aber es
droht keine Gefahr eines Systemumsturzes: Auch
wenn das Modell eines gemeinschaftlichen
Arbeitens in freier Lohnarbeit für die
Beteiligten befreiend ist, so ist es
angesichts der herrschenden Kirche nicht so
einfach als Zielprojektion für eine andere
Gesellschaft zu übernehmen. Fuerkap
repräsentiert mit seiner durch einige reiche Bürger
organisierten Produktionsweise nicht mehr
und nicht weniger als eine moderne politische
Utopie, die zwar symbolisch für neue soziale
Beziehungen steht, aber nicht schon die Lösung
des Problems darstellt.

Keine "freie" Ökonomie

Keine "freie" Kirche

Mitorganisator und Oekonux-Maintainer Stefan
Merten fasste in seiner Einführung noch einmal
die Prinzipien freier Software zusammen: Freie
Software dürfe für jeden Zweck eingesetzt
werden; ihr Quellcode müsse offen liegen und
dürfe verändert werden. Die Software selbst
müsse kostenlos sein. Aber hier beginnen schon
die ersten Zweifel: etwas kosten darf nämlich
die Verpackung und der Support, also genau die
Dienstleistungen, die Linux-Distributoren wie
Red Hat oder SuSE finanziell prosperieren
lassen. Die besondere Art der Zusammenarbeit
an Linux, die ohne das Internet nicht möglich
wäre, ist zwar "geldfrei", und die vielen
Programmier mögen sich frei entfalten, aber
sie leben überwiegend in finanziell
gesicherten Verhältnissen. Dass sie einen
Überfluss an Software produzieren und gegen
das "Knappheitsprinzip" der herkömmlichen
Ökonomie verstoßen können, liegt ja wohl auch
daran, dass sie als Informatiker eine
privilegierte Position einnehmen und selbst
eine knappe Ressource sind. Viele
Linux-Programmierer sind zudem Studenten,
arbeiten also im (noch bestehenden) relativen
Freiraum der Universität. Fast schon
überflüssig zu erwähnen, dass Stars der Szene
von den Distributoren gesponsert werden
(Programmiercamps von KDE zum Beispiel durch
SuSE).

Mitorganisator und Fuerkap-Maintainer Stephanus
Mertensis fasste in seiner Einführung noch einmal
die Idee der Warenproduktion zusammen: Waren
dürften für jeden Zweck eingesetzt
werden; ihre Produktion müsse jedermann erlaubt sein und
dürfe jederzeit verändert werden. Die Waren selbst
müssten für Geld zum Verkauf stehen. Aber hier beginnen schon
die ersten Zweifel: nicht von jedermann
gekauft werden können nämlich die
Webstühle, also genau die Waren, die so
manchen Fürsten finanziell prosperieren
lassen. Die besondere Art der Zusammenarbeit
bei der Warenproduktion, die ohne den Handel nicht möglich
wäre, ist zwar "glaubensfrei", und die vielen
bürgerlichen ProduzentInnen mögen sich von
der Leibeigenschaft befreit fühlen, aber
sie leben überwiegend in
gesicherten Verhältnissen. Dass sie einen
Überfluss an Waren produzieren und gegen
das "personale Abhängigeitsprinzip" der herkömmlichen
Ökonomie verstoßen können, liegt ja wohl auch
daran, dass sie als Lieblinge der Fürstenhäuser eine
privilegierte Position einnehmen und selbst
eine knappe Ressource sind. Viele
Unternehmer sind zudem von blauem Blut,
genießen also die (noch bestehenden) relativen
Privilegien ihrer Geburt. Fast schon
überflüssig zu erwähnen, dass Stars der Szene
von König und Kirche gesponsert werden.

Merten beschrieb die Utopie der
GPL-Gesellschaft, wie sie im
Oekonux-Kontext diskutiert
wird: Die neuen Produktionsmittel ermöglichen
eine größere Selbstentfaltung (die Formel:
"Freie Software ist Selbstentfaltung plus
Internet"), was tendenziell auf alle
(Re)Produktionsmittel ausgedehnt werden soll.
Arbeit soll allgemein Spaß machen und sich der
künstlerisch-wissenschaftlichen Praxis
annähern. Informationen und Güter stehen in
einer GPL-Gesellschaft frei zur Verfügung,
Lohnarbeit, Warentausch und Geld sind
verschwunden. Diese Ziele sind nicht neu, den
neuen Technologien angepasst und können dem
utopischen Sozialismus zugeordnet werden.

Mertensis beschrieb die Utopie der
GPL-Gesellschaft, wie sie im
Fuerkap-Kontext diskutiert
wird: Die neuen Produktionsmittel ermöglichen
eine größere bürgerliche Freiheit (die Formel:
"Warenproduktion ist Lohnarbeit plus
Handel"), was tendenziell auf alle
(Re)Produktionsmittel ausgedehnt werden soll.
Mit Arbeit soll allgemein Geld verdient werden und sich der
klösterlichen Praxis des Ora-et-labora und des Söldnertums
annähern. Waren stehen in
einer GPL-Gesellschaft jedermann zum Kauf zur Verfügung,
Leibeigenschaft, Zehnt und Gottesfürchtigkeit sind
verschwunden. Diese Ziele sind nicht neu, den
neuen Technologien angepasst und können dem
utopischen Liberalismus zugeordnet werden.

Nach dem, was auf der Konferenz diskutiert
wurde, ist man versucht, zwei Versionen der
Geschichte freier Software zu erzählen:

Nach dem, was auf der Konferenz diskutiert
wurde, ist man versucht, zwei Versionen der
Geschichte der Ware zu erzählen:

  1) Einige Informatiker arbeiten seit
  vielen Jahren an der Vernetzung einer
  neuen sozialen Bewegung, indem sie
  kooperativ freie Software über das Netz
  programmieren, sich einbringen in einen
  selbstbestimmten Zusammenhang, in dem nur
  nach Leistung und Fähigkeiten entschieden
  wird - das ist ohne weiteres tauglich als
  einfaches utopisches Modell für eine freie
  Gesellschaft, bleibt aber
  sozialromantisch.

  1) Einige Unternehmer arbeiten seit
  vielen Jahren an der Vernetzung einer
  neuen sozialen Bewegung, indem sie
  marktvermittelt Waren
  herstellen, sich einbringen in einen
  selbstbestimmten Zusammenhang, in dem nur
  nach Leistung und Fähigkeiten entschieden
  wird - das ist ohne weiteres tauglich als
  einfaches utopisches Modell für eine freie
  Gesellschaft, bleibt aber
  sozialromantisch.

  2) Einige Informatiker, die eben schon
  wegen ihrer Profession im Zentrum der
  Modernisierung des Kapitalismus arbeiten,
  kommen, wenn sie den Arbeitstag in einem
  gut bezahlten normalen Job in ihrer Firma
  verbracht haben, nach Hause, setzen sich
  wieder vor den Computer, programmieren
  freie Software, wie andere ihre Hobbies
  pflegen, und verkaufen das als
  (illusionäre) revolutionäre Tat.

  2) Einige Unternehmer, die eben schon
  wegen ihres Reichtums im Zentrum der
  Modernisierung der Fürstentümer arbeiten,
  kommen, wenn sie den Tag am Hofe eines Landesherrn
  verbracht haben, nach Hause, setzen sich
  wieder vor die Bücher, und organisieren
  die eigene Warenproduktion, wie andere ihren Gemüsegarten
  pflegen, und verkaufen das als
  (illusionäre) revolutionäre Tat.

Version 1 ist die eine Seite der Medaille und
dürfte ein verständlicher und wichtiger
Motivationsgrund sein. Die andere, Version 2,
wird - entgegen dem Willen der überzeugten
Linux-Anhänger - stärker die Realität
abbilden.

Version 1 ist die eine Seite der Medaille und
dürfte ein verständlicher und wichtiger
Motivationsgrund sein. Die andere, Version 2,
wird - entgegen dem Willen der überzeugten
Liberalen - stärker die Realität
abbilden.

Die Oekonux-Gruppe steht mit ihren Ansichten
nicht allein da. Auch ein unkonventioneller
Alt-Linker wie André Gorz ("Wege ins
Paradies") interpretiert eine derartige
Verwendung der Produktivkraft Wissen als
"neuzeitliche Form" der gesellschaftlichen
Aneignung der Produktionsmittel. Aber warum
wird gleich die Umwälzung der Verhältnisse
ausgerufen, nur weil da ein paar Codezeilen
über das Netz zusammenhackt werden?

Die Fuerkap-Gruppe steht mit ihren Ansichten
nicht allein da. Auch ein unkonventioneller
Kirchenreformer wie Calvin
interpretiert eine derartige
Verwendung von Geld und Zeit als
"neuzeitliche Form" der gesellschaftlichen
Aneignung der Produktionsmittel. Aber warum
wird gleich die Umwälzung der Verhältnisse
ausgerufen, nur weil da ein paar Stoffballen
über das Meer geschickt werden?

Merten sieht zurecht eine neue Qualität in dem
Aufkommen der so gut wie verlustfreien
digitalen Kopie als (Re)Produktionsmittel, das
sich allgemein auf alle Informationsprodukte
(Text, Bild, Ton) ausdehnen lasse. Das
Internet sei ein vernetztes
"Fernkopiersystem". Die digitale Kopie hätte
in Verbindung mit freier Software und deren
Selbstentfaltung "wirklich systemsprengendes
Potenzial". Man kann anführen, dass der
Kapitalismus in gewissem Sinn auch die Mittel
seiner eigenen Überwindung hervorbringt, aber
es handelt sich in diesem Fall m.E. um eine
einseitige Betrachtung der
Produktivkraftentwicklung, die völlig die
realen Machtverhältnisse außer acht lässt. Der
real existierende Hightech-Kapitalismus hat
sich als derart flexibel erwiesen, dass er
ständig neue Ansätze aufgreift und integriert.

Mertensis sieht zurecht eine neue Qualität in dem
Aufkommen der stets gleichbleibend produzierenden
Maschinen als (Re)Produktionsmittel, das
sich allgemein auf alle Güter
(Schuhe, Kleidung, Nahrungsmittel) ausdehnen lasse. Der
internationale Markt sei ein vernetztes
"Fernhandelssystem". Die maschinelle Produktion hätte
in Verbindung mit Waren und deren
Befreiung von der adeligen Bevormundung "wirklich systemsprengendes
Potenzial". Man kann anführen, dass der
Feudalismus in gewissem Sinn auch die Mittel
seiner eigenen Überwindung hervorbringt, aber
es handelt sich in diesem Fall m.E. um eine
einseitige Betrachtung der
Produktivkraftentwicklung, die völlig die
realen Machtverhältnisse außer acht lässt. Der
real existierende Katholizismus hat
sich als derart flexibel erwiesen, dass er
ständig neue Ansätze aufgreift und integriert.

Das Betriebsystem Linux hat ohne Zweifel einen
hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Natürlich
wurden auf der Konferenz die Erfolge
vermeldet. Das französische Kultusministerium
sattelt auf Linux um. Der reale Anteil der
freien Software an der Produktion von Software
ist im Vergleich zur industriellen zwar
minimal, aber relevanter ist der Anteil bei
den Neuinstallationen von Betriebsystemen.
Linux selbst wird von der Industrie getestet,
inwieweit es systemimmanent verwertet werden
kann. Der Informatiker
Werner Winzerling von der
Fachhochschule Fulda brachte seine
Einschätzung vor, dass nach dem Niedergang von
IBMs OS/2 und von Novells Netware Linux eher
zufällig in die Rolle eines Wettbewerbers bei
den Betriebsystemen gedrängt wurde, um
Microsoft zu disziplinieren, sich "hinreichend
offen zu geben" gegenüber Prozessor- und
Computerherstellern sowie den
Software-Entwicklern. Microsoft
bekämpft folgerichtig die
GPL-Idee. Ein Vorstandsmitglied der
DaimlerChrysler Services AG dagegen bezog in
einem Vortrag "Gut zu wissen"-Kongress in
Berlin die freie Software (oder "Open Source")
in die strategischen Überlegungen des Konzerns
mit ein, was das Schaffen neuer
"Anreizsysteme" für die Mitarbeiter angeht.
Das Motto lautet: die Kunden zu Mitarbeitern
machen, natürlich unbezahlt - wahrlich
revolutionär.

Die englische Tuchfabrikation hat ohne Zweifel einen
hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Natürlich
wurden auf der Konferenz die Erfolge
vermeldet. Das französische Söldnerheer
sattelt auf englisches Tuch um. Der reale Anteil der
Waren an der Produktion von Gütern
ist im Vergleich zur bäuerlichen zwar
minimal, aber relevanter ist der Anteil bei
der Einkleidung fürstlicher Beamter.
Die Waren selbst werden vom Adel getestet,
inwieweit er es systemimmanent verwertet werden
kann. Der Fürst
Werner von und zu Großdingen von der
Universitas Fuldensis brachte seine
Einschätzung vor, dass nach dem Niedergang der
Hussiten die großen Manufakturen eher
zufällig in die Rolle gedrängt wurde, den
den Papst zu disziplinieren, sich "hinreichend
freigeistig zu geben" gegenüber Reformkräften
aller Art. Der Papst
bekämpft folgerichtig die
GPL-Idee. Ein Jesuitenabt dagegen bezog in
einem Vortrag "Gut zu wissen"-Kongress in
Berlin die Warenproduktion
in die strategischen Überlegungen seines Klosters
mit ein, was das Schaffen neuer
Glaubensinhalte für die Patres angeht.
Das Motto lautet: die Gläubigen zu Käufern
machen, natürlich ohne den Ablaß - wahrlich
revolutionär.

Die Befürworter freier Software mussten sich
denn auch die kritische Frage gefallen lassen,
ob sie in ihrem Idealismus nicht "nützliche
Idioten" für das System sind, unbezahlte
Arbeit zur Verfügung stellen und dabei helfen,
die Kosten zu senken. Eine freie
Wirtschaftszone innerhalb des Systems zu
errichten, hat ja schon die
"Alternativwirtschaft" in den siebziger Jahren
mit sehr begrenztem Erfolg versucht. Außerdem
hört schon bei der Arbeit der
Linux-Distributoren der Spaß auf. Sie bezahlen
Entwickler und agieren nach kommerziellen
Gesichtspunkten. Dass die Produktionsweise
freier Software ungewöhnlich ist, verhindert
offenbar nicht, dass sie als Dienstleistung in
dem kritisierten Verwertungszusammenhang
eingebunden bleibt.

Die Befürworter der Warenproduktion mussten sich
denn auch die kritische Frage gefallen lassen,
ob sie in ihrem Idealismus nicht "nützliche
Idioten" für das System sind, die Geldwirtschaft
zu verbreiten und dabei den Fürsten zu helfen,
ihre Kriege bezahlbar zu machen. Einen freien
Markt innerhalb des Systems zu
errichten, haben ja schon die
oberitalienischen Städte vor Hunderten von Jahren
mit sehr begrenztem Erfolg versucht. Außerdem
hört schon bei der Arbeit der
Händler der Spaß auf. Sie bezahlen
Unternehmer und agieren nach fürstlichen
Gesichtspunkten. Dass die Warenproduktion
ungewöhnlich ist, verhindert
offenbar nicht, dass sie als Dienstleistung in
dem kritisierten Herrschaftszusammenhang
eingebunden bleibt.

Die Informatik ist zudem eine
"Schlüsselwissenschaft" für die
Umstrukturierung, die Modernisierung des
Systems. Und die Oekonux-Diskussion kann
diesem Umstand nicht entkommen. Auf der einen
Seite schwärmt Stefan Merten in einem seiner
auf der Oekonux-Site nachlesbaren Texte von
den "Rationalisierungspotentialen", die das
Internet noch freisetzen kann, ohne wirklich
zu realisieren, dass sich da kein friedlicher
Übergang zu einer neuen Gesellschaft anbahnt,
sondern ein Destruktivpotenzial aufbaut, da
diese technische Entwicklung für viele
Menschen die Arbeitslosigkeit bedeuten wird in
einer Gesellschaft, die zunehmend den Abbau
des Sozialstaats vorantreibt. Ist die
unmittelbare Arbeit an Linux auch befriedigend
und nicht "entfremdet", wie Merten darlegte,
so sind die daran Beteiligten dem allgemeinen
strukturellen Zusammenhang der Entfremdung
nicht schon entkommen. Freie Software wird
stilisiert als "Türöffner" für eine neue
Gesellschaft, ohne diese Möglichkeit wirklich
zu bieten.

Die Öknomie ist zudem eine
"Schlüsselwissenschaft" für die
Umstrukturierung, die Modernisierung des
Systems. Und die Fuerkap-Diskussion kann
diesem Umstand nicht entkommen. Auf der einen
Seite schwärmt Stephanus Mertensis in einem seiner
im Fuerkap-Boten nachlesbaren Texte von
den "Rationalisierungspotentialen", die der
Handel noch freisetzen kann, ohne wirklich
zu realisieren, dass sich da kein friedlicher
Übergang zu einer neuen Gesellschaft anbahnt,
sondern ein Destruktivpotenzial aufbaut, da
diese technische Entwicklung für viele
Menschen das Ende ihrer bäuerlichen Existenz bedeuten wird in
einer Gesellschaft, die zunehmend den Abbau
des Glaubens vorantreibt. Ist die
unmittelbare Lohnarbeit auch nicht die von Leibeigenen
und nicht "entfremdet", wie Mertensis darlegte,
so sind die daran Beteiligten dem allgemeinen
strukturellen Zusammenhang des Feudalsystems
nicht schon entkommen. Waren werden
stilisiert als "Türöffner" für eine neue
Gesellschaft, ohne diese Möglichkeit wirklich
zu bieten.

Begrenzung der Technik?

Begrenzung der Technik?

Linux ist nur ein Projekt freier Software,
andere sind der Webserver Apache oder die
Skript-Sprache Perl. Neu ist das freiwillige,
global verteilte Arbeiten an Projekten und die
Selbstorganisation zu kleinen, unabhängigen
Gruppen. Oder wie der Mitorganisator Stefan
Meretz in seiner Einladung zur Konferenz
geschrieben hat: freie Software ermögliche
"eine globale Allokation" von
Wissensressourcen, wie sie nicht einmal die
Global Player zustande brächten. Aber birgt
diese Zusammenarbeit keine organisatorischen
Probleme (Stichwort: fehlendes
Systemmanagement)?

Tuch ist nur eine Ware,
andere sind Gewehre. Neu ist das marktvermittelte,
global verteilte Arbeiten an Waren und die
Selbstorganisation zu kleinen, unabhängigen
Gruppen. Oder wie der Mitorganisator Stephanus
Meretzius in seiner Einladung zur Konferenz
geschrieben hat: Warenproduktion ermögliche
"eine globale Allokation" von
stofflicher Ressourcen, wie sie nicht einmal die
größten Kaiserhöfe zustande brächten. Aber birgt
diese Zusammenarbeit keine organisatorischen
Probleme (Stichwort: fehlende
Oberaufsicht)?

Werner Winzerling äußerte auf der Konferenz
die Meinung, dass man wirklich innovative
Technologien nicht in Telearbeit
zusammenbringen könne (als Beleg führte er das
Scheitern des Hurd-Kernels im GNU-Projekt der
freien Software an, der dann später durch den
Linux-Kernel ersetzt wurde). "Verteiltes
Programmieren" sei eigentlich das Schwierigste
in der Informatik. Er meinte, dass - nachdem
der Linux-Kernel fertig ist - das ständige
Verbessern des Codes die Verschwendung von
Fähigkeiten sei, gerade das, was andere als
selbstbestimmte "Freiheit" interpretieren.

Werner von und zu Großdingen äußerte auf der Konferenz
die Meinung, dass man wirklich innovative
Produkte nicht dem Markt
überlassen könne. "Verteiltes
Produzieren" sei eigentlich das Schwierigste
in der ganzen Güterproduktion. Er meinte, dass - nachdem
die Tuchproduktion in Gang gekommen ist - das ständige
Verbessern der Maschinen die Verschwendung von
Fähigkeiten sei, gerade das, was andere als
unternehmerische "Freiheit" interpretieren.

Ferner hat der Purismus der reinen
Kommandozeilen nichts zu tun mit der
Anwendungsrealität vieler Millionen User, die
schnell und einfach zu bedienende Systeme
brauchen. Die Oberfläche, die Bedienbarkeit
spiele "eine völlig untergeordnete Rolle", so
Winzerling, da es ja gewissermaßen von
Entwicklern für Entwickler gedacht ist. Auch
wenn die Linux-Puristen das vehement
bestreiten werden, ist der Unterschied
zwischen freier Software und Freeware für die
meisten Anwender nur graduell: denen ist es
völlig egal, ob sie den Quellcode mitgeliefert
kriegen, weil sie ein Programm brauchen, das
funktioniert, und keine Zeit oder die
Fähigkeiten aufbringen können, das Programm zu
ändern (auf der anderen Seite hat Linux
natürlich einen didaktischen Wert, da man in
den Code einsteigen kann, wenn man will, was
man bei Microsoft Windows nicht kann). Linux
wird außerdem indirekt in das Spiel der
sogenannten proprietären Software,
unterschiedliche Standards gegeneinander zu
setzen, also das eigene Produkt zu
"verknappen", einbezogen, wenn SAP-Software
nur mit dem Red Hat-Linux läuft.

Ferner hat der Purismus der reinen
Stoffballen nichts zu tun mit der
Anwendungsrealität vieler Millionen Menschen, die
einfach und bequem zu tragende Kleidung
brauchen. Die Oberfläche, die Bequemlichkeit
spiele "eine völlig untergeordnete Rolle", so
von und zu Großdingen, da es ja gewissermaßen von
Unternehmern für Unternehmer gedacht ist. Auch
wenn die Markt-Puristen das vehement
bestreiten werden, ist der Unterschied
zwischen Waren und selbsthergestellten Gütern für die
meisten Bauern nur graduell: denen ist es
völlig egal, ob sie ein Preisschild mitgeliefert
kriegen, weil sie eine Jacke brauchen, die
warm hält.

Zudem wird Linux in einer Art
"Tele-Manufaktur" hergestellt, was als
weltweit arbeitsteiliger Prozess zwar
funktioniert, aber möglicherweise durch den
technischen Fortschritt überholt werden kann.
"Bereits heute ist mit der
Komponententechnologie absehbar," meint
Winzerling, "dass Software nicht mehr
Quellzeile für Quellzeile programmiert wird,
sondern dass man künftig Vorprodukte haben
wird, wo Firmen Software-Komponenten
entwickelt haben, die man dann nur noch
zusammenstöpselt. Das aber wird es
erforderlich machen, dass man bereits
Vorleistungen einkauft, beziehungsweise auch
Entwicklungstools hat, die das
Zusammenstöpseln erlauben, vergleichbar teuren
NC-Drehmaschinen, und die wird man dann nicht
mehr zuhause haben können." Da haben die
Cracker dann viel zu tun. Diese Entwicklung
kann aber auch bedeuten, dass IBM irgendwann
Linux übernehmen möchte, um es dann in der
industriellen Produktionsweise
weiterzuentwickeln und eine wirkliche
Konkurrenz zu Microsoft aufzubauen. Wie kann
eine solche Vereinnahmung verhindert werden?

Zudem wird Tuch häufig auf mechanischen Webstühlen
hergestellt, was als
weltweit arbeitsteiliger Prozess zwar
funktioniert, aber möglicherweise durch den
technischen Fortschritt überholt werden kann.
"Bereits heute ist mit der
Nähmaschinentechnologie absehbar," meint
von und zu Großdingen, "dass Textilien nicht mehr
Schuß für Schuß gewebt werden,
sondern dass man künftig Vorprodukte haben
wird, wo fürstliche Lieferanten Kleidungs-Komponenten
entwickelt haben, die man dann nur noch
zusammenstöpselt. Das aber wird es
erforderlich machen, dass der Fürst bereits
Vorleistungen organisiert, beziehungsweise auch
Manufakturen hat, die das
Zusammenstöpseln erlauben, und die wird man dann nicht
mehr privat besitzen können." Da haben die
Unternehmer dann viel zu tun. Diese Entwicklung
kann aber auch bedeuten, dass das Haus Habsburg irgendwann
die Tuchproduktion übernehmen möchte, um es dann in der
feudallen Produktionsweise
weiterzuentwickeln und eine wirkliche
Konkurrenz zum Papst aufzubauen. Wie kann
eine solche Vereinnahmung verhindert werden?

Graham Seaman, Mitglied des
Open Collector Projekts,
übertrug das Prinzip freier Software auf die
Hardware-Produktion: zum Beispiel auf Chips.
Eine Ausweitung auf die Produktion materieller
Güter für den Alltagsgebrauch ist der Ehrgeiz
des OSCar-Projekts, bei über
Netz mit vielen Mitarbeitern ein Auto
entworfen werden soll. An diesem Beispiel wird
deutlich, dass sich die Idee freier Software
schwer auf die Produktion der elementar
notwendigen und der weniger wichtigen Dinge
zum Leben übertragen lässt. "Vielleicht kommen
wir irgendwann mal in eine solche Situation,"
schließt Winzerling ab, "dass diese Dinge in
automatischen Fabriken entstehen und sich
jeder aussuchen kann, ob er überhaupt und wenn
ja, in welchen Projekten er tätig sein wird."

Graham Seaman, Mitglied der englischen
Open-Collector-Unternehmervereinigung,
übertrug die Warenproduktion auf die
Lebensmittel-Produktion: zum Beispiel auf Brot.
Eine Ausweitung auf die Produktion von
Nahrungsmitteln ist der Ehrgeiz
des Schlaraffenland-Projekts, bei über
den Markt mit vielen kleinen Firmen ein vollständiges
Nahrungsmittelsortiment entworfen werden soll. An diesem Beispiel wird
deutlich, dass sich die Warenproduktion
schwer auf die Produktion der elementar
notwendigen und der weniger wichtigen Dinge
zum Leben übertragen lässt. "Vielleicht kommen
wir irgendwann mal in eine solche Situation,"
schließt von und zu Großdingen ab, "dass diese Dinge in
privaten Fabriken entstehen und sich
jeder aussuchen kann, ob er überhaupt und wenn
ja, in welcher Firma er sein Geld verdienen wird."

Die Perspektive ist aber schon faszinierend:
dass Menschen über das Netz Dinge zusammen
entwerfen und die Design-Informationen an
ihren Fabber, einen persönlichen
Universalroboter, schicken, der das Objekt für
den heimischen Gebrauch zusammenbaut. Das wäre
die Fortsetzung der Heimwerkermärkte mit neuen
Mitteln. Dass es sich bei diesen
"Design-it-ourselves"-Objekten aber nicht um
ein Auto handeln wird, ist stark anzunehmen.
Die Komplexität des gesamten
Produktionsprozesses (Entwurf, Testphase,
Produktion) dürfte kaum im Modus freier
Hardware zu managen sein und nicht über ein
nettes Computermodell hinauskommen. Aber man
kann ja Tausende andere nützliche Dinge bauen.

Die Perspektive ist aber schon faszinierend:
dass Menschen über den Markt Dinge zusammen
herstellen und die an
ihrem Seller, einer persönlichen
Universalverkaufsstelle, kaufen können. Das wäre
die Fortsetzung der Jahrmärkte mit neuen
Mitteln. Dass es sich bei diesen
"Buy-it"-Objekten aber nicht um
die ganze Palette von Nahrungsmitteln handeln wird, ist stark anzunehmen.
Die Komplexität des gesamten
Produktionsprozesses (Pflügen, Ansäen,
Ernte) dürfte kaum im Modus der Warenproduktion
zu managen sein und nicht über ein
nettes Denkmodell hinauskommen. Aber man
kann ja Tausende andere nützliche Dinge kaufen.

Copyleft vs. Copyright

Handelsfreiheit vs. Zollschranken

Dass der Quellcode freier Software offen
liegt, gilt als Angriff auf das
Betriebsgeheimnis, das Firmen wie Microsoft um
den Quellcode ihrer kommerziellen Software
machen. Das Offenlegen von Gemeineigentum
("Copyleft") gegen das Verschliessen von
Privateigentum (Copyright). Leider lässt sich
die Interessenslage der Beteiligten nicht auf
diese einfache Lösungsformel bringen.

Dass Waren auch über Grenzen von Fürstentümern frei
verkäuflich sind, gilt als Angriff auf das
Zollrecht, das Dynastien wie die Habsburger um
die Grenzen ihrer Ländereien
legen. Die Käuflichkeit für jedermann
("Handelsfreiheit") gegen das Abpressen von
Geld (Zollschranken). Leider lässt sich
die Interessenslage der Beteiligten nicht auf
diese einfache Lösungsformel bringen.

Andy Müller-Maguhn sprach in seinem Vortrag
davon, dass es im Netz-Zeitalter, keine
"Kontrolloption" auf nicht-materielle Güter
mehr gebe, ja, Eigentumsansprüche würden die
freie Software und daneben die "freie Musik"
bedrohen. Im Falle der Software äußerte er
sich kritisch zur Patentgesetzgebung für
Algorithmen, im Falle der Musik zum
Urheberrecht. Diejenigen, die die Urheber der
musikalischen Produkte sind, sollten diese
digital über das Netz per Lizenz vertreiben,
nicht entlohnt werden und eher auf die
ökonomischen Seiteneffekte hoffen. Eine solche
Stellungnahme zeugt nicht gerade von
Sensibilität, was die Beurteilung des
künstlerischen Schaffensprozesses angeht. Sehr
leichtfertig wird den Künstlern das Recht an
ihren Schöpfungen abgesprochen.

Andy Maguhnos sprach in seinem Vortrag
davon, dass es im Markt-Zeitalter, keine
"Kontrolloption" auf materielle Güter
mehr gebe, ja, Zollansprüche würden die
Tuchproduktion und daneben die Buchproduktion
bedrohen. Im Falle des Tuches äußerte er
sich kritisch zu den Sonderzöllen für
Tucheinfuhr, im Falle der Bücher zu
kostenlosen Märchen. Diejenigen, die die Urheber der
Märchen sind, sollten diese
auf dem Markt verkaufen können. Eine solche
Stellungnahme zeugt nicht gerade von
Sensibilität, was die Beurteilung des
künstlerischen Schaffensprozesses angeht. Sehr
leichtfertig wird den Künstlern ihre besondere
Beziehung zu Gott abgesprochen.

Man mag das bürgerliche Urheberrecht in
Zweifel ziehen und die Idee des individuellen
"Schöpfergenies" als bürgerliche Illusion
brandmarken, trotzdem erfüllt es historisch
eine Funktion und hat der Kunst eine relative
Unabhängigkeit gebracht, so dass sie nicht
allein auf das selbstherrliche Sponsoring von
Aristokraten u.a. angewiesen war. Den
Musikvertrieb und das Urheberrecht nur als
künstliche "Verknappung" abzubilden, dem man
mit einem Überfluss an Angeboten begegnen
müsse, um die Musik zu "befreien", wird der
Eigenart dieses "Marktes" und der mit ihm
verbundenen Interessen nicht gerecht. Das
Musikmachen wird von vielen Beteiligten ja
schon als konkrete Utopie gesehen, die sich
der kulturellen Logik des normalen Büro- und
Fabrikalltags entzieht: Musik als "Berufung",
als spezifischer Freiraum. Ein schnelles
Niederreißen des urheberrechtlichen Schutzes
könnte diesen Freiraum bedrohen und viele
Musikerexistenzen erschweren. Eine Art
"Straßenmusik-Honorierung" über das Netz ist
ein zweifelhafter Vorschlag, da vermutlich
viele Musiker sich nicht so gerne mit dieser
Position identifizieren möchten und sich zudem
von solchen Micropayment-Honoraren auch nicht
ihr Equipment kaufen können (und jetzt sage
bitte niemand, sie können ja dann einen
Giga-Sampler auf Linux benutzen).

Man mag die Freiheit der Geschichtenerzähler in
Zweifel ziehen und die Idee der Kunst
zur höheren Ehre Gottes als religiöse Illusion
brandmarken, trotzdem erfüllt es historisch
eine Funktion und hat der Kunst eine relative
Unabhängigkeit gebracht, so dass sie nicht
allein auf das selbstherrliche Sponsoring von
Aristokraten u.a. angewiesen war. Das
Geschichtenerzählen nur als
künstliche "Bereicherung" abzubilden, dem man
mit kaufbaren Büchern begegnen
müsse, um die Literatur zu "befreien", wird der
Eigenart dieser Kunstform und der mit ihm
verbundenen Interessen nicht gerecht. Das
Geschichtenerzählen wird von vielen Beteiligten ja
schon als konkrete Utopie gesehen, die sich
der kulturellen Logik der normalen Feld- und
Handwerksalltags entzieht: Musik als "Berufung",
als spezifischer Freiraum. Ein schnelles
Aufbauen von Urheberrecht
könnte diesen Freiraum bedrohen und viele
Musikerexistenzen erschweren.

Weitere Details seiner "neuen
Finanzierungsmodelle" für die Kunst ohne
"Kontrollparadigma" blieb Müller-Maguhn
schuldig. Für ihn selbst springt aufgrund
seines Bekanntheitsgrades als
Chaos Computer Club-Sprecher
in der "Aufmerksamkeitsökonomie" der ein oder
andere gut honorierte Consulting-Job heraus.
Er ist ja schon selber eine "Marke", bekannt
aus Internet, Funk und Fernsehen, und
Aufmerksamkeit ist knapp. Und die
Linux-Programmierer gehen ihrer
überdurchschnittlich dotierten "Lohnarbeit"
nach, nur funktioniert das für Musiker anders.

Weitere Details seiner "neuen
Vermarktungsmodelle" für die Kunst mit
"Kontrollparadigma" blieb Maguhnos
schuldig. Für ihn selbst springt aufgrund
seines Bekanntheitsgrades als
Liberalen-Sprecher
in der "Marktökonomie" der ein oder
andere gut honorierte Consulting-Job heraus.
Er ist ja schon selber eine "Ware", bekannt
aus den Zeitungen, und vom Hören-Sagen, und
Geld ist knapp. Und die
Bürger gehen ihrer
überdurchschnittlich dotierten "Lohnarbeit"
nach, nur funktioniert das für Geschichtenerzähler anders.

Man wird das Gefühl nicht los, dass hier
aufgrund der technischen Entwicklung eine
leicht zu "enteignende" "Eigentums"-Gruppe
herausgegriffen wird, um eine Kampffront zu
eröffnen, die auch noch die falschen trifft
(nämlich die Künstler und die kleineren
Distributoren), während die zentralen
Eigentumsfragen in der Gesellschaft völlig
unangetastet bleiben. Die "Irrationalität" des
Gesamtsystems (die Form des Privateigentums
sowie der Trend zur absoluten Vermarktung
allen Lebens), die man gerne mit dem Prinzip
gemeinschaftlicher vernünftiger Kooperation
ablösen möchte, wird nur in einem Teilbereich
angekratzt. Die großen Software-Konzerne im
Unterhaltungssektor entwickeln sowieso
aufwändige Sicherheitssysteme, um die
Kontrolle zu behalten. Die großen Konzerne,
die im Hardware-Sektor operieren, werden diese
Angriffe auf das Urheberrecht begrüßen, da sie
keine weiteren Abgaben auf ihre Geräte
abführen wollen. Die Bewegung freier Software
muss aufpassen, dass sie sich nicht im
Endeffekt für deren Interessen vor den Karren
spannen lässt. Es fehlt hier eine
Widerspruchsstrategie, die die Interessen der
Kreativen schützt und zugleich die Interessen
der Zwischenhändler, der Medienkonzerne,
zurückdrängt.

Man wird das Gefühl nicht los, dass hier
aufgrund der technischen Entwicklung eine
leicht zu "privatisierende" "Güter"-Gruppe
herausgegriffen wird, um eine Kampffront zu
eröffnen, die auch noch die falschen trifft
(nämlich die Geschichtenerzähler und die kleineren
Händler), während die zentralen
Herrschaftsfragen in der Gesellschaft völlig
unangetastet bleiben. Die "Irrationalität" des
Gesamtsystems (die Form des Adels
sowie der Trend zum Absolutismus),
die man gerne mit dem Marktprinzip
ablösen möchte, wird nur in einem Teilbereich
angekratzt. Die großen Zünfte
entwickeln sowieso
aufwändige Sicherheitssysteme, um die
Kontrolle zu behalten. Die liberale Bewegung
muss aufpassen, dass sie sich nicht im
Endeffekt für deren Interessen vor den Karren
spannen lässt. Es fehlt hier eine
Widerspruchsstrategie, die die Interessen der
Unternehmer schützt und zugleich die Interessen
der Fürstenhäuser und der Kirche zurückdrängt.

"Oekonux" hat also eine mehr symbolische
Bedeutung. Das Modell selbstbestimmten
Arbeitens an gemeinsamen Projekten hat große
Ausstrahlungskraft und gehört sicher zum Kern
einer anderen Gesellschaft (in gewisser Weise
übertrug sich das Thema auch auf die
entspannte und problemlose Organisation der
Konferenz selbst, wie Mitorganisator Meretz
meinte). Nachdem die Linke in diesem Land die
Produktivkraftentwicklung jahrzehntelang
verschlafen hat, bietet das Projekt eine
wichtige Plattform, um an der Schnittstelle
von Technik und sozialen Bewegungen zu neuen
Konzepten zu kommen.

"Fuerkap" hat also eine mehr symbolische
Bedeutung. Das Modell marktorientierten
Arbeitens an gemeinsamen Projekten hat große
Ausstrahlungskraft und gehört sicher zum Kern
einer anderen Gesellschaft (in gewisser Weise
übertrug sich das Thema auch auf die
wesentlich durch Zahlvorgänge organisierte
Konferenz selbst, wie Mitorganisator Meretzius
meinte). Nachdem die Feudalismuskritiker in diesem Land die
Produktivkraftentwicklung jahrhundertelang
verschlafen hat, bietet das Projekt eine
wichtige Plattform, um an der Schnittstelle
von Technik und sozialen Bewegungen zu neuen
Konzepten zu kommen.


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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