Re: [ox] Habe oder Sein
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Thu, 17 May 2001 22:44:02 +0200
Hi Thomas!
Last week (10 days ago) wrote:
Irgendwie dreht es sich hier oft darum,
wie man denn von freien Bauplänen auch noch
zu freien Waren käme und mir scheint, in einigen
Köpfen gibt es ein Verlangen nach einem
Schlaraffenland, in dem es alles im Überfluß
gibt.
Nicht alles - schon wegen der ökologischen Dimension.
Ist es aber nicht so, daß wir schon viel zu viel haben,
und das 'haben müssen', 'produzieren müssen' meist
Zwanghaft und oft verinnerlicht ist?
Heute definitiv.
Müßte unsere Diskussion nicht viel mehr in die Richtung
gehen, daß es in einer 'freien Gesellschaft' eine
Entwicklung zum weniger geben müßte ? Dies meine ich
nicht als eine Entwicklung zum Verzicht.
Weder zu weniger noch zu mehr Gütern muß unsere Diskussion m.E. gehen
- da sind wir letztlich bei der Forderung nach einem höheren Anteil
des Mehrwertkuchens. Uns müßte es um das besser und das richtiger
gehen. Besser im Sinne einer gelingenden Bedürfnisbefriedigung,
richtiger im Sinne der Beachtung konkreter Grenzen anstatt abstrakter
(z.B. ökologische anstatt finanzielle).
Meine Hoffnung
ist jedoch, daß durch Wegfall von 'intelectual property'
und anderer Wissens-Privatisierung auch Produkte
entstehen, die ein 'weniger' ermöglichen. Ich denke es
ist weitgehender Konsens in der Diskussion, daß im
Kapitalismus sich die Nützlichkeit der Waren nur als
Abfallprodukt neben der Verwertbarkeit entwickelt.
Gleichzeitig gibt es auch noch 'unnütze' Ansprüche an
die Produkte. Ist es nicht ein Irrsinn, wieviel "Wert"
Waren schon durch das Auspacken verlieren ?
Ein wichtiger Gedanke. Das Bedürfnis nach einem einfachen Auto, das
laut OSCar-Vortrag relevant existiert, kann z.B. aus Marketinggründen
nicht von den Autofirmen befriedigt werden - zu schweigen von den
Bedürfnissen, die nicht mit ausreichender Zahlungsfähigkeit
ausgestattet sind.
Eine Formulierung solcher Bedürfnisse und ihre Verfolgung im Sinne
einer Interessenvertretung scheint mir ein interessanter (politischer)
Schritt, der auf unserer Linie läge.
Wie viele
Blechdosen stehen ungenutz am Straßenrand, werden
gepflegt und repariert obwohl sie nicht-keimfrei und mit
Beule auch fahren? Wie viele von den Dingern fahren
unterbesetzt durch die Gegend?
Gerade Verkehr gehört sicher in vielerlei Hinsicht zu den
irrationalsten Anteilen unserer Gesellschaftsformen.
Woher kommt unser
unsynergetisches Nutzverhalten ?
Von der Wertvergesellschaftung. Solches Nutzungsverhalten würde die
Profitabilität verringern.
Ein weiteres Problem, daß mit verbeitung freier
Informationen und effizienteren Kommikationsstrukturen
angegangen werden könnte ist die Intransparenz heutiger
Produkte. Ich kann mir niemanden Vorstellen, der bei der
Auswahl der Produkte die er kauft/nutzt nicht
überfordert ist, wenn er bewußt handeln will. Heute
morgen wollte ich z.Bsp. Batterien kaufen. Nun gibt es
die Dinger zwische 0.6 und 2.5 DM /Stück. Welche solte
ich denn nun kaufen ? Die denkbaren Kriterien die mir
dann durch den Kopf gehen und mich gleichzeitig immer
wieder überfordern sind:
- Nutz/Preis-verhältnis (Kapazität/Preis)
- Umweltvergiftung und Verschmutzung
- in welcher Batterie steckt mehr Sklavenarbeit
(wahrscheinlich kommen die billigen aus ...)
- welcher Konzern ist schlimmer
... mit der immerwährenden Mahnung: Du wirst eh
beschissen, was auf der Batterie drauf steht soll dich
werben aber nicht Dir helfen. Ich bin mir bewußt, daß
ich durch meine Entscheidung das System mit-steuere.
Aber wie soll ich eine Wahl treffen, die meinen Zielen
entspricht ?
Siehe dazu den entsprechenden Teil im Utopischen Klo, wo die
Umweltkosten der Designs jeweils vorgerechnet werden.
Sollten wir nicht mehr in dieser Richtung denken und etwas
konkretes versuchen ?
Warum nicht.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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Unread: 79 [ox], 6 [ox-en]
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