Habe ich wieder ausgegraben - aber passt in den Kontext der Liste hier - ich
glaube, hier wird der ewige Zwist zwischen Geistes-(Sozial-) und
Naturwissenschaftlern auf "des Pudels Kern" gebracht. Und vielleicht erhellt
sich dann auch manchem, warum mir manches hier noch ziemlich blauäugig
vorkommt...
Kurt-Werner Pörtner
Thema: Artikel von Robert Kurz in der Folhia (2)
Datum: 03.01.00 22:16:58 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit
From: Karl-HeinzWedel t-online.de (Schmid)
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DIE REDUKTION DES MENSCHEN
Wie sich Ökonomie und Naturwissenschaft gegen die kritische
Gesellschaftstheorie
verbünden
Der Sieg von Naturwissenschaft und pseudo-naturwissenschaftlicher
Ökonomie
über die Gesellschaftskritik manifestiert sich in zwei wesentlichen
gemeinsamen
Merkmalen ihrer "Methoden": nämlich erstens Funktionalismus und zweitens
Reduktionismus. Funktionalismus bedeutet, daß nicht nach dem Was gefragt
wird,
sondern nur nach dem Wie, der Art und Weise des "Funktionierens", während das
Wesen, der "Sinn", das eigentliche Dasein des Gegenstands unreflektiert
vorausgesetzt wird und außerhalb des wissenschaftlichen Interesses bleibt -
ein
Fall für die "unfruchtbare Metaphysik", die Religion, die bloß subjektive
persönliche "Meinung". Für die "Wissenschaft" gehen die Gegenstände in ihren
Funktionen auf. In der gesellschaftlichen Praxis handelt es sich um jene von
Horkheimer und Adorno kritisierte "instrumentelle Vernunft", die
Manipulationen
nach dem blind vorausgesetzten Selbstzweck der Kapitalverwertung ermöglicht,
in
den sowohl Naturwissenschaft und Technik als auch die theoretische Ökonomie
eingebannt sind.
Reduktionismus bedeutet, daß zumindest der Intention nach Gegenstände und
Formen höherer Ordnung auf bloße "Kombinationen" von Gegenständen und Formen
niedrigerer Ordnung reduziert werden.