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[ox] Wtr: Solidaritaet mit w. braeuner



[1  <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
In einer eMail vom 18.07.01 13:12:56 !!!First Boot!!! schreibt 
NTrenkle aol.com:

Thema:   Fw: solidaritaet mit w. braeuner
 From:   gpaoli web.de (milaZOUFALL)
 Reply-to:   gpaoli web.de (milaZOUFALL)
 
 
 KRIMINELL IST HIER DIE SOZIALE LOGIK !
 
 Am 6. Februar 2001 tötete Werner Braeuner, ein Arbeitsloser aus Verden 
 (Region Bremen), Klaus Herzberg, den Direktor des örtlichen Arbeitsamtes, 
der 
 ihm die Arbeitslosenhilfe gestrichen hatte, welche seine einzige 
 Einkommensquelle war. Danach stellte er sich der Polizei. 
 
 Wer ist Werner Braeuner ? 
 
 Werner ist Ingenieur und seit 8 Jahren arbeitslos. Er trat für eine 
 Verkürzung der Arbeitszeit ein, für ein existenzsicherndes Einkommen für 
 alle, sowie für eine Gesellschaft freier Menschen, die nicht durch Arbeit 
 abgestumpft sind. Oft übersetzte er Schriften aus Frankreich und leitete 
 diese an deutsche Arbeitsloseninitiativen weiter. In Frankreich selbst war 
er 
 vor allem den Abonnenten des Internetforums der französischen 
 Arbeitslosenorganisation AC! bekannt. Dort beteiligte er sich mit Humor, 
 Ironie und Freundlichkeit: Seinen Sinn für Widerstand brachte er in einem 
 sehr bildreichen Französisch zum Ausdruck.
 Um Sympathie bei der regierenden Linken hat er sich nie bemüht : Den 
 deutschen Grünen warf er ihre Verbindungen zur Öl-Lobby vor, die 
 Sozialdemokratie kritisierte er wegen ihrer 
 "Wachstum-Schafft-Arbeitsplätze"-Lüge. Das erklärt auch das Schweigen, das 
 seinen Fall überall umfängt. Seine Ideen und Vorschläge mochten manchen 
als 
 diskutabel erscheinen, sie wurden eben in der Arbeitslosenbewegung viel 
 diskutiert. Allerdings regten siel zum Nachdenken an und liessen niemanden 
 unberührt.
 Von Anfang an ging die Presse von einer geplanten Aktion aus. Die lokalen 
 Blätter und vor allem die Bild-Zeitung freuten sich, jemanden als 
Extremisten 
 und ein Symbol der antikapitalistischen Kampfes darstellen zu können. 
Gleich 

 wurde ihm unterstellt, er habe eine für den selben Tag angesetzte 
 Pressekonferenz zur Bekanntgabe der neuesten regionalen Arbeitslosenzahl 
 verhindern wollen. Entsprechend braucht der Staatsanwalt nun nur dem von 
der 

 Presse vorgegebenen Weg zu folgen, wenn er seine Anklage vorträgt ! 
 Etliche Zeugenaussagen gegen Werner sind willkürliche Erfindungen, z.B. 
dass 

 er mit dem Vermieter befreundet gewesen sei, auf dessen Bauernhof er ein 
 Zimmer mietete. Dieser behauptete, Werner hätte nicht nach Arbeit gesucht, 
 sondern statt dessen viel Zeit vor dem Computer verbracht - es ist an uns 
 hinzuzufügen: um mit Gleichgesinnten aus allen Ecken Europas zu 
diskutieren. 

 Dabei hütet sich die Presse davor, ihre Leserschaft über die 76.000 
 arbeitslosen Ingenieure in Deutschland (deren Mehrheit Werners 
Altersgruppe 
 angehört) zu berichten.. Erklärt wird auch nicht, warum ein Mensch die 
ganze 

 Zeit verzweifelt nach einer Arbeit suchen sollte, die es nicht gibt.
 
 Gründe und Hintergründe
 
 Werner lebte in den letzten Jahren in einer besonders harten Situation, 
die 
 ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Geldprobleme, beengte Wohnverhältnisse 
und 
 zunehmende Spannungen mit seiner Lebensgefährtin haben dann die Auflösung 
der 
 Beziehung erzwungen. Einige Monate vor der Geburt der Tochter musste 
Werner 
 sich ein Zimmer im Nachbardorf suchen. 
 Im Juli 2000 hat er sich um eine Weiterbildung bemüht, die ihm auch 
bewilligt 
 wurde. Nach fünf Monaten, also Ende November, war er von dieser 
Weiterbildung 
 völlig entnervt, da er dort die Hälfte der Zeit nur untätig herumsitzen 
 musste. Er bricht die Weiterbildung ab. Den Abbruch begründet er mit 2 
 Schreiben an Klaus Herzberg, die er auch veröffentlicht. Von Herrn 
Herzberg 
 hängt es nun ab, ob er weiter Arbeitslosenunterstützung erhält. Doch Herr 
 Herzberg hat seine Vorschriften und scheint überzeugt zu sein, dass diese 
 wohlbegründet sind. Er gibt auf Werners Gründe keine Acht mehr und gibt 
ihm 
 bei einem Zusammentreffen im Arbeitsamt seine Absicht bekannt, ihm das 
Geld 
 zu sperren. 
 Werner ist psychisch immer weiter abgerutscht, er hat heftige 
 Rückenschmerzen, sieht sich von den Behörden in die Enge getrieben.  Nun 
muss 
 er ab Mitte Januar auch noch mit der Streichung seiner Unterstützung 
rechnen.
 
 Anfang Februar kommt der Bescheid über die Sperre. Wie viele Arbeitslose 
in 
 vergleichbaren Situationen, kommen auch ihm Selbstmordgedanken. Doch er 
weht 

 diese ab und geht am Morgen des 6. Februar auf  Klaus Herzberg los, auf 
jenen 
 Mann, der in seinem konkreten Leben dieses unmenschliche System 
verkörpert. 
 Unfähig sich zu beherrschen, von dem Gefühl des Unrechts überwältigt, 
schlägt 
 er ihn tot.
 Er hat sich gegen einen Mechanismus gestellt, aber einen Menschen 
umgebracht.
 
 Noch steht er unter Schock, als er sich der Polizei stellt und später vor 
dem 
 Richter seine Aussage macht. Danach wird er ins Gefängnis gebracht, wo er 
2 
½ 
 Monate lang mit einem zweiten Gefangenen eine Zelle von 7,5 m2 teilt. Nach 
 und nach gewahrt er, von Schrecken ergriffen, das Desaster, das er 
 angerichtet hat : Den Tod eines Menschen, den Schmerz der Familie Herzberg 
 und der seinen, das Unglück, das über seine Frau und sein Kind 
hereinbricht.
 
 Warum muss man ihn verteidigen
 
 Die Geschichte Werners ähnelt der von vielen anderen Langzeitarbeitslosen. 
 Mit dem Verlust des Arbeitsplatzes verschlechtern sich die 
Lebensbedingungen.
 
 Was zunächst nur Notlage ist, wird häufig zum Dauerzustand, die 
persönlichen 

 Beziehungen gestalten sich schwierig - bis hin zum Bruch. Die Gesellschaft 
 hat Euch ausrangiert, nun ist es an Euch allein, gegen das Gefühl des 
 Verfalls und der Nutzlosigkeit anzugehen. Um dieser Situation zu begegnen 
 hatte sich Werner für politische Aktion und kollektive Reflexion 
entschieden,
 
 eine Wahl, die viele Arbeitslose in Frankreich nur allzu gut 
nachvollziehen 
 können. Doch die Regierungen mehrerer europäischer Länder behaupten nun, 
dass 
 die Arbeitslosen an ihrer Lage selber schuld seien.  Ein vermeintlicher 
 "Ausweg" wird durch Maßnahmen erzwungen, die oft noch schlimmer sind, als 
die 
 von den Betroffenen selbst entwickelten Überlebenslösungen, mit denen sie 
 sich mal besser, mal schlecht, eine minimale Stabilität schaffen konnten.  
 Die angebotenen Jobs sind zu prekär und schlecht bezahlt, um wenigstens 
 einigermassen erträglich zu wohnen oder auch nur ein halbwegs normales 
Leben 

 führen zu können. Dazu mehr oder weniger überflüssige, am Ende zu nichts 
 führende Weiterbildungen, die das Gefühl der Nutz- und Sinnlosigkeit nur 
noch 
 verstärken.
 
 In Frankreich setzt sich diese Logik im Namen des "Kampfes gegen die 
 Arbeitslosigkeit" durch: Massenhaft wird Arbeitslosen die Unterstützung 
 gestrichen, dazu Massnahmen wie jetzt das sogenannte PARE (Projekt zur 
Hilfe 

 zur Rückkehr an die Arbeit).  Auch in Deutschland fällt der Regierung 
nichts 

 anderes als mehr Kontrolle und Druck für die Arbeitslosen ein, anstatt die 
 Ursachen zu bekämpfen, wie einst vor der Wahl versprochen wurde.
 Unter diesen Umständen und ohne die Perspektive einer Revolte in Form 
 kollektiver Aktion, ist es so verwunderlich, wenn Einzelnen "durchdrehen" 
und 
 diejenigen direkt angreifen, welche unmittelbar die Vorgaben einer solchen 
 Politik durchsetzen ? In den USA sind solche Ereignisse mittlerweile so 
 häufig, dass sie zur sozialen Phänomen werden. Werden sie jetzt Europa 
 gewinnen, wo die zunehmende soziale Polarisierung verschleiert wird, indem 
 der Druck auf die Ärmsten so erhöht wird, dass sie bis zur Erschöpfung und 
in 
 die Verzweiflung getrieben werden ? 
 
 Die Gewalttätigkeit dieser Tat ist erschreckend, sie ist aber eine direkte 
 Reaktion auf erlittene Gewalt und Ohnmacht. Werner ist das Thermometer 
einer 

 steigenden Spannung. Leider wird die Justiz womöglich alles tun, um der 
 sozialen Dimension dieses Falles auszuweichen.
 Es liegt an uns zu verdeutlichen, dass Handlungen solcher Art nicht 
einfach 
 wie gewöhnliche Gerichtsfälle zu behandelt sind, an uns zu zeigen, dass 
 kriminell ist jene soziale Logik, die Menschen wie Werner in die 
Verzweiflung 
 treibt.
 Werner hat bereits mit den 8 langen Jahren Arbeitslosigkeit und 
 Marginalisierung, die seiner Tat vorausgingen, teuer bezahlt. Es wäre um 
so 
 ungerechter, wenn man gegen ihn Rache üben würde, zumal Herr Herzberg 
damit 
 nicht wieder ins Leben zurückgerufen werden kann.
 Werners Fall geht uns alle an - Arbeitslose, Beschäftigte, Ausgebeutete 
und 
 alle, die es als Skandal betrachten, wenn Mitglieder einer wohlhabenden 
 Gesellschaft ins Elend geraten, nur weil sie arbeitslos geworden sind.
 
 Lassen wir Werner nicht fallen !
 
 DIE FREUNDE WERNER BRAUENERS
 
 Erste Unterschriften : AC! Agir ensemble contre le chômage, Heike,  Jeanne 
 Revel, Eric Ducoing, Sylvie Cerclier, Charles de Cock,  Dany Rétorré, 
Bruno 
 Morin, Philippe Cahuzac, 
 Laurent Guilloteau, Stephan Laurent Gatard, Joël Perdriau, Hèlène Dahan, 
 Frank S.F., Gianni Carrozza, Nicole Thé, François Kergunteuil, Jean 
Philippe 

 Petit, Christophe Souliè, Anne
 Pierre Nicolazo, Eric Laffleter, Laurent Berthelot, Remy Querbouet, Lilian 
 Truchon, Joachim Grimm, Rudolf Stratmann, Mila Zoufall, Guillaume Paoli
 
 Aus dem Französischen übersetzt, 10. Juni 2001 
 
 Sie können :
 - Ihre solidarische Unterschrift überreichen: wbrauener.support free.fr
 
 - Werner Brauener an folgende Anschrift schreiben: 
 JVA Verden, Stifthofstr.10, 27283 Verden
 
 - ihn finanziell unterstützen : Sparkasse Achim, BLZ 29152670 Konto Nr 
100680
 mit dem Vermerk "Zweck Werner Brauener"
 
 - Ihre Unterstützung ausdrücken und an seinen Rechtsanwalt schreiben:
 Michael Brennecke, Obernstr. 63, 28832 Achim
 
 

[2  <message/rfc822>]

[2.1 Solidaritaet mit w. braeuner <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
Mailing-List: contact list-help krisis.free.de; run by ezmlm
X-No-Archive: yes
Delivered-To: mailing list list krisis.free.de
From: NTrenkle aol.com
Date: Wed, 18 Jul 2001 08:52:44 EDT
Subject: Solidaritaet mit w. braeuner
To: list krisis.free.de
X-Mailer: AOL 4.0.i for Windows 95 sub 71

Thema:   Fw: solidaritaet mit w. braeuner
From:   gpaoli web.de (milaZOUFALL)
Reply-to:   gpaoli web.de (milaZOUFALL)


KRIMINELL IST HIER DIE SOZIALE LOGIK !

Am 6. Februar 2001 tötete Werner Braeuner, ein Arbeitsloser aus Verden 
(Region Bremen), Klaus Herzberg, den Direktor des örtlichen Arbeitsamtes, der 
ihm die Arbeitslosenhilfe gestrichen hatte, welche seine einzige 
Einkommensquelle war. Danach stellte er sich der Polizei. 

Wer ist Werner Braeuner ? 

Werner ist Ingenieur und seit 8 Jahren arbeitslos. Er trat für eine 
Verkürzung der Arbeitszeit ein, für ein existenzsicherndes Einkommen für 
alle, sowie für eine Gesellschaft freier Menschen, die nicht durch Arbeit 
abgestumpft sind. Oft übersetzte er Schriften aus Frankreich und leitete 
diese an deutsche Arbeitsloseninitiativen weiter. In Frankreich selbst war er 
vor allem den Abonnenten des Internetforums der französischen 
Arbeitslosenorganisation AC! bekannt. Dort beteiligte er sich mit Humor, 
Ironie und Freundlichkeit: Seinen Sinn für Widerstand brachte er in einem 
sehr bildreichen Französisch zum Ausdruck.
Um Sympathie bei der regierenden Linken hat er sich nie bemüht : Den 
deutschen Grünen warf er ihre Verbindungen zur Öl-Lobby vor, die 
Sozialdemokratie kritisierte er wegen ihrer 
"Wachstum-Schafft-Arbeitsplätze"-Lüge. Das erklärt auch das Schweigen, das 
seinen Fall überall umfängt. Seine Ideen und Vorschläge mochten manchen als 
diskutabel erscheinen, sie wurden eben in der Arbeitslosenbewegung viel 
diskutiert. Allerdings regten siel zum Nachdenken an und liessen niemanden 
unberührt.
Von Anfang an ging die Presse von einer geplanten Aktion aus. Die lokalen 
Blätter und vor allem die Bild-Zeitung freuten sich, jemanden als Extremisten 
und ein Symbol der antikapitalistischen Kampfes darstellen zu können. Gleich 
wurde ihm unterstellt, er habe eine für den selben Tag angesetzte 
Pressekonferenz zur Bekanntgabe der neuesten regionalen Arbeitslosenzahl 
verhindern wollen. Entsprechend braucht der Staatsanwalt nun nur dem von der 
Presse vorgegebenen Weg zu folgen, wenn er seine Anklage vorträgt ! 
Etliche Zeugenaussagen gegen Werner sind willkürliche Erfindungen, z.B. dass 
er mit dem Vermieter befreundet gewesen sei, auf dessen Bauernhof er ein 
Zimmer mietete. Dieser behauptete, Werner hätte nicht nach Arbeit gesucht, 
sondern statt dessen viel Zeit vor dem Computer verbracht - es ist an uns 
hinzuzufügen: um mit Gleichgesinnten aus allen Ecken Europas zu diskutieren. 
Dabei hütet sich die Presse davor, ihre Leserschaft über die 76.000 
arbeitslosen Ingenieure in Deutschland (deren Mehrheit Werners Altersgruppe 
angehört) zu berichten.. Erklärt wird auch nicht, warum ein Mensch die ganze 
Zeit verzweifelt nach einer Arbeit suchen sollte, die es nicht gibt.

Gründe und Hintergründe

Werner lebte in den letzten Jahren in einer besonders harten Situation, die 
ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Geldprobleme, beengte Wohnverhältnisse und 
zunehmende Spannungen mit seiner Lebensgefährtin haben dann die Auflösung der 
Beziehung erzwungen. Einige Monate vor der Geburt der Tochter musste Werner 
sich ein Zimmer im Nachbardorf suchen. 
Im Juli 2000 hat er sich um eine Weiterbildung bemüht, die ihm auch bewilligt 
wurde. Nach fünf Monaten, also Ende November, war er von dieser Weiterbildung 
völlig entnervt, da er dort die Hälfte der Zeit nur untätig herumsitzen 
musste. Er bricht die Weiterbildung ab. Den Abbruch begründet er mit 2 
Schreiben an Klaus Herzberg, die er auch veröffentlicht. Von Herrn Herzberg 
hängt es nun ab, ob er weiter Arbeitslosenunterstützung erhält. Doch Herr 
Herzberg hat seine Vorschriften und scheint überzeugt zu sein, dass diese 
wohlbegründet sind. Er gibt auf Werners Gründe keine Acht mehr und gibt ihm 
bei einem Zusammentreffen im Arbeitsamt seine Absicht bekannt, ihm das Geld 
zu sperren. 
Werner ist psychisch immer weiter abgerutscht, er hat heftige 
Rückenschmerzen, sieht sich von den Behörden in die Enge getrieben.  Nun muss 
er ab Mitte Januar auch noch mit der Streichung seiner Unterstützung rechnen. 
Anfang Februar kommt der Bescheid über die Sperre. Wie viele Arbeitslose in 
vergleichbaren Situationen, kommen auch ihm Selbstmordgedanken. Doch er weht 
diese ab und geht am Morgen des 6. Februar auf  Klaus Herzberg los, auf jenen 
Mann, der in seinem konkreten Leben dieses unmenschliche System verkörpert. 
Unfähig sich zu beherrschen, von dem Gefühl des Unrechts überwältigt, schlägt 
er ihn tot.
Er hat sich gegen einen Mechanismus gestellt, aber einen Menschen umgebracht. 
Noch steht er unter Schock, als er sich der Polizei stellt und später vor dem 
Richter seine Aussage macht. Danach wird er ins Gefängnis gebracht, wo er 2 ½ 
Monate lang mit einem zweiten Gefangenen eine Zelle von 7,5 m2 teilt. Nach 
und nach gewahrt er, von Schrecken ergriffen, das Desaster, das er 
angerichtet hat : Den Tod eines Menschen, den Schmerz der Familie Herzberg 
und der seinen, das Unglück, das über seine Frau und sein Kind hereinbricht.

Warum muss man ihn verteidigen

Die Geschichte Werners ähnelt der von vielen anderen Langzeitarbeitslosen. 
Mit dem Verlust des Arbeitsplatzes verschlechtern sich die Lebensbedingungen. 
Was zunächst nur Notlage ist, wird häufig zum Dauerzustand, die persönlichen 
Beziehungen gestalten sich schwierig - bis hin zum Bruch. Die Gesellschaft 
hat Euch ausrangiert, nun ist es an Euch allein, gegen das Gefühl des 
Verfalls und der Nutzlosigkeit anzugehen. Um dieser Situation zu begegnen 
hatte sich Werner für politische Aktion und kollektive Reflexion entschieden, 
eine Wahl, die viele Arbeitslose in Frankreich nur allzu gut nachvollziehen 
können. Doch die Regierungen mehrerer europäischer Länder behaupten nun, dass 
die Arbeitslosen an ihrer Lage selber schuld seien.  Ein vermeintlicher 
"Ausweg" wird durch Maßnahmen erzwungen, die oft noch schlimmer sind, als die 
von den Betroffenen selbst entwickelten Überlebenslösungen, mit denen sie 
sich mal besser, mal schlecht, eine minimale Stabilität schaffen konnten.  
Die angebotenen Jobs sind zu prekär und schlecht bezahlt, um wenigstens 
einigermassen erträglich zu wohnen oder auch nur ein halbwegs normales Leben 
führen zu können. Dazu mehr oder weniger überflüssige, am Ende zu nichts 
führende Weiterbildungen, die das Gefühl der Nutz- und Sinnlosigkeit nur noch 
verstärken.

In Frankreich setzt sich diese Logik im Namen des "Kampfes gegen die 
Arbeitslosigkeit" durch: Massenhaft wird Arbeitslosen die Unterstützung 
gestrichen, dazu Massnahmen wie jetzt das sogenannte PARE (Projekt zur Hilfe 
zur Rückkehr an die Arbeit).  Auch in Deutschland fällt der Regierung nichts 
anderes als mehr Kontrolle und Druck für die Arbeitslosen ein, anstatt die 
Ursachen zu bekämpfen, wie einst vor der Wahl versprochen wurde.
Unter diesen Umständen und ohne die Perspektive einer Revolte in Form 
kollektiver Aktion, ist es so verwunderlich, wenn Einzelnen "durchdrehen" und 
diejenigen direkt angreifen, welche unmittelbar die Vorgaben einer solchen 
Politik durchsetzen ? In den USA sind solche Ereignisse mittlerweile so 
häufig, dass sie zur sozialen Phänomen werden. Werden sie jetzt Europa 
gewinnen, wo die zunehmende soziale Polarisierung verschleiert wird, indem 
der Druck auf die Ärmsten so erhöht wird, dass sie bis zur Erschöpfung und in 
die Verzweiflung getrieben werden ? 

Die Gewalttätigkeit dieser Tat ist erschreckend, sie ist aber eine direkte 
Reaktion auf erlittene Gewalt und Ohnmacht. Werner ist das Thermometer einer 
steigenden Spannung. Leider wird die Justiz womöglich alles tun, um der 
sozialen Dimension dieses Falles auszuweichen.
Es liegt an uns zu verdeutlichen, dass Handlungen solcher Art nicht einfach 
wie gewöhnliche Gerichtsfälle zu behandelt sind, an uns zu zeigen, dass 
kriminell ist jene soziale Logik, die Menschen wie Werner in die Verzweiflung 
treibt.
Werner hat bereits mit den 8 langen Jahren Arbeitslosigkeit und 
Marginalisierung, die seiner Tat vorausgingen, teuer bezahlt. Es wäre um so 
ungerechter, wenn man gegen ihn Rache üben würde, zumal Herr Herzberg damit 
nicht wieder ins Leben zurückgerufen werden kann.
Werners Fall geht uns alle an - Arbeitslose, Beschäftigte, Ausgebeutete und 
alle, die es als Skandal betrachten, wenn Mitglieder einer wohlhabenden 
Gesellschaft ins Elend geraten, nur weil sie arbeitslos geworden sind.

Lassen wir Werner nicht fallen !

DIE FREUNDE WERNER BRAUENERS

Erste Unterschriften : AC! Agir ensemble contre le chômage, Heike,  Jeanne 
Revel, Eric Ducoing, Sylvie Cerclier, Charles de Cock,  Dany Rétorré, Bruno 
Morin, Philippe Cahuzac, 
Laurent Guilloteau, Stephan Laurent Gatard, Joël Perdriau, Hèlène Dahan, 
Frank S.F., Gianni Carrozza, Nicole Thé, François Kergunteuil, Jean Philippe 
Petit, Christophe Souliè, Anne
Pierre Nicolazo, Eric Laffleter, Laurent Berthelot, Remy Querbouet, Lilian 
Truchon, Joachim Grimm, Rudolf Stratmann, Mila Zoufall, Guillaume Paoli

Aus dem Französischen übersetzt, 10. Juni 2001 

Sie können :
- Ihre solidarische Unterschrift überreichen: wbrauener.support free.fr

- Werner Brauener an folgende Anschrift schreiben: 
JVA Verden, Stifthofstr.10, 27283 Verden

- ihn finanziell unterstützen : Sparkasse Achim, BLZ 29152670 Konto Nr 100680
mit dem Vermerk "Zweck Werner Brauener"

- Ihre Unterstützung ausdrücken und an seinen Rechtsanwalt schreiben:
Michael Brennecke, Obernstr. 63, 28832 Achim

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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