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Re: [ox] Russische Avantgarde - Parallelen und Unterschiede zu heute



In einer eMail vom 30.07.01 10:10:05 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit schreibt 
benni obda.de:

entwickeln Programme, um ihren Freunden einen 
 > Gefallen zu tun oder aus Spaß an der Freud, lehnen Drogen jeglicher Art 
ab,
 
 > sind für "Normalos" total ungesellig und unansprechbar und wollen 
einfach 
 > "mit dem Rest der Welt" nichts mehr zu tun haben. Oder sind das 
Extremfälle? 
 
 Alleine schon der kommerzielle Erfolg freier Software zeigt doch, dass sie
 nicht ausserhalb der Welt ist, oder? Das das trotzdem nicht unbedingt in
 unserem Sinne ist, ist ein anderes Thema. 

Lieber Benni, das sind einfach nur Beobachtungen von mir aus meinem näheren 
"Dunstkreis", und ich habe damit keinerlei Anspruch auf Repräsentativität 
verbunden (es handelt sich da um 18-20jährige Jugendliche). Und dass großer 
kommerzieller Erfolg und weltfremdes Verhalten sich nicht unbedingt 
ausschließen, zeigt ja Bill Gates höchstselbst. 

Ich habe auch einen gewissen Verdacht, dass nicht wenige Freesoftwareler mit 
dem Gedankengut der "Anarchokapitalisten" sympathisieren, die ja behaupten, 
dass Eigentum geradezu der Garant von "Freiheit, die ich meine" ist. 
Gleichwohl sind diese Anarchokapitalisten speziell in den USA auf 
"Washington" und die Zentralregierung nicht gut zu sprechen, ich glaube, sie 
sind in ihrem Gedankengut von rechtsanarchistischem Terrorismus nicht weit 
entfernt. MacVeigh (der Attentäter von Oklahoma, der neulich hingerichtet 
wurde) läßt grüßen.
Diese Art von "Anarchismus" beruft sich mit Vorliebe auf einen Philosophen 
des 19. Jahrhunderts, Max Stirner und sein "Der Einzige und sein Eigentum", 
der Titel sagt schon alles, ein Buch, das übrigens schon von Marx 
auseinandergenommen wurde.

Aber es wäre überhaupt mal interessant, eine soziologische Erhebung über die 
Angehörigen dieser "Szene" zu machen, damit sich der Nebel ein wenig lichtet 
und man ein wenig mehr über die Zusammensetzung dieser Leute erfährt: 
Schichtzugehörigkeit, Bildungsgrad, Hautfarbe (wahrscheinlich sogar sehr 
wichtig), politische Überzeugungen usw. Sonst reden wir (besser so?) über ein 
unfaßbares Mysterium.

Im Übrigen vielen Dank, Benni, für den Tipp mit Perl. Werde ich mir mal zu 
Gemüte führen. Nur noch eine kurze Anmerkung dazu: Programmiersprachen 
beruhen auf dem Binärcode, richtig? Ist das nicht das "Wesen des Digitalen"? 
Ein Computer kann sicherlich Gedichte schreiben oder sogar den Stil eines 
Autors nachäffen (es gibt sogar schon Bücher, die von Computern "produziert" 
wurden, es gibt inzwischen ein Nachfolgeband von "Vom Winde verweht", 
ausschließlich computergeneriert, und ist ein Bestseller geworden) - 
Letzteres kann man über Stilanalyse, Häufigkeit bestimmter syntaktischer 
Konstruktionen, Häufigkeit verwendeter Wörter etc. erreichen -, aber ob das 
wirklich dann nach Gedicht oder Roman "klingt", ist dann eine andere Frage... 
bei Trivialliteratur mag das gelingen, siehe "Vom Winde verweht" 2, aber 
würdest du dir so'n Buch kaufen?

Zudem habe ich von der Hirnforschung gehört, dass man neuerdings das alte 
Postulat von KI "das Hirn ist lediglich ein komplizierter Computer" für 
überholt hält und allmählich davon Abschied nimmt. Die Herrschaften haben's 
sich da offenbar doch etwas zu einfach gemacht.

Ebenfalls Grüße
Kurt-Werner Pörtner
 
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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