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Re: [ox] Re: Re: moralkodex & freiheitsethik (Joachim Merkel)



Hallo,

sicher werden wir aneinander vorbeireden, wenn Du einerseits
einen metaethischen Relativismus, den Bauer ja tatsächlich vertritt,
mit einem ethischen Relativismus gleichsetzt würdest, die
eine schrankenlose Selbstverwirklichung quasi als Axiom vertritt,
ohne zur Kenntnis zu nehmen, daß es institutionelle Tatsachen
gibt, die diese Schranken setzen.
Mit anderen Worten, lehnt ein metaethischer Relativismus
eine Letztbegründung von Ethik als dogmatische Setzung ab,
ob sie nun am Reißbrett entworfen oder normativ aus einem
letztlich uanzweifelbaren Quelle stammt, was letztlich auf
dasselbe herauskommt.
Soweit stimmen wir wohl überein.

- als "ethischer relativismus in reinform" hab ich das aufgefasst,
wenn man die beschreibung des tatsaechlichen handelns der menschen
zur begruendung moralische grundsaetze hernehmen wollte [...]

Aus Beobachtung läßt sich keine moralische Norm gewinnen,
aber es wäre ein Trugschluß, darüber zu übersehen, daß sich
Menschen gesellschaftlich Institutionen, wie moralische
Regelwerke schaffen oder erfinden oder dieses zu ignorieren.
Dazu zählen ja auch Grundrechte, die J. F. Stallman verteidigen
will.

haben wir ja auch schon gehabt in soziologistischen &
ethnozentristischen varianten (zwar oft antiklerikal & -meatphysisch
aber nicht weniger totalitaer). dessen hab ich den autor nicht
verdaechtigt, deshalb realitivismus. eben weil ich mir nicht
vorstellen kann, wa mit ethologie metaethisch begruendet werden soll.

Der metaethische Relativismus ist zu Begründungen von Moral
nicht unmittelbar imstande, sondern hätte das Mögliche vom
Unmöglichen unterscheiden, also z.B. statt dem Versuch eines
rational konstruierten verbindlichen Wertesystems, das für alle
Menschen zu jeder Zeit gültig sei, die Debatte um
die Generierung institutioneller moralischer Tatsachen
voranzubringen.

Ich erwarte mir von einer solchen Position allenfalls die
"Herausstellung relevanter Gesichtspunkte, mit (interdisziplinärer )
Abschätzung und die Überlassung der Gewichtung der relevanten Aspekte
zueinander dem gesellschaftlich-politischen Diskurs und dem
Gesetzgeber", wenn nötig IMO.

(auszugweise also gekürzt, von mir zitiert aus einem Beitrag von
Axel Bauer mit dem vollständigen Zitat aus den Schlußteil eines
Artikels in der "Zeitschrift: "Ethik in der Medizin" Band 10
(1998) 206-226: "Passive, indirekt und direkt aktive Sterbehilfe
- deskriptiv und ethisch tragfaehige Unterscheidungen?"
Autor: Dr. Michael Quante, Philosophisches Seminar der Universitaet
Münster)

[...] ob der weg zurueck zu jp2 eine alternative ist [...]

was ist jp2?

 die konsequenz aus der sichtbaren aufloesung moralischer
gewissheiten kann naemlich imho nur radikal sein: das heisst, man
wird verkraften muessen, dass da wirklich nix is ausser unserm
willen.

Die Auflösung dogmatisch begründeter Moral hat nicht zwangsläufig
die Atomisierung der Individuen mit einer Minimoral zur Folge.

[...] dem willen vielleicht, zu glauben, dasses sowas gibt
wie moralische grundsätze. der weiss, dass er sich anders entscheiden
haette koennen, und der deshalb andere moralische grundsaetze
toleriert, solange sie seine tolerieren. (s. luxemburg)

Was anderes ist auch für mich kaum vorstellbar. Nur ist meine
Sicht durchaus die, daß es institutioneller Absicherung bedarf,
also die Übereinkunft mit anderen Menschen und den Modi
des Zusammenlebens. Um was anderes geht es vermutlich
auch nicht bei Moral.

Was den metaethischen Relativismus auszeichnet, ist bestenfalls
zu verhindern, daß sich das Thema Moral in die Hände von
Spezialisten verlagert, die - so Bauer - seit 2400
Jahren erfolglos nach Letztbegründungen für Moral gesucht
haben.

Ich habe für meinen Teil eigentlich zur Metaethik alles gesagt. :)

Gruß,
Joachim
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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