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[ox] FWD: "Hacking is not a crime"



[1  <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]

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From: <gi mail.nadir.org>
To: "Gi - Infodienst" <gi-infodienst mail.nadir.org>
Subject: <gi-infodienst> Telepolis: Hacking is Not a Crime

Telepolis: Hacking is Not a Crime

Stefan Krempl   22.12.2001 

Auf dem 18. Chaos Communication Congress soll sich der Widerstand der
Hackerszene gegen die Fülle neuer Überwachungsmaßnahmen formieren 

Die Vorzeichen für die größte europäische Hackerparty, als die der
traditionell zwischen den Jahren stattfindende "Chaotentreff" in
Berlin von den Initiatoren positioniert wird, sind dieses Mal grau
bis düster. Auf die Stimmung drücken eine Reihe von verabschiedeten
Gesetzen, Konventionen und politischen Drangsalierungen, die den von
den Hackern hoch gehaltenen Werten wie Informationsfreiheit und
Datenschutz zuwider laufen. Die Szene will daher ihre Kräfte neu
sammeln und gegen ihre fortschreitende Kriminalisierung Stellung
beziehen. 

"Wir sind von der Fülle gesetzlicher Maßnahmen, die nach dem 11.
September beschlossen wurden, schier erschlagen", sagt Andy
Müller-Maguhn, Sprecher des [1]Chaos Computer Clubs.       

Im Auge hat der Hacker dabei nicht nur das am Donnerstag auch vom
Bundesrat abgesegnete Anti-Terror-Paket II aus dem Hause Otto Schilys
([2]Der neue Otto-Katalog ist da), das bereits Anfang des Jahres in
Kraft treten wird und just die Überwachungsbefugnisse der
Geheimdienste - den "besten Freunden" der für Offenheit eintretenden
Freaks - enorm 
ausweitet. Ein Dorn im Auge ist den Hackern auch die
[3]Verabschiedung der bis zuletzt umstrittenen Cybercrime-Konvention
des Europarats, die in Nordrhein-Westfalen betriebene Sperrung
amerikanischer Websites ([4]Keine Zensur, sondern Schutz der
Verfassung) sowie die Europäische Urheberrechtsrichtlinie mit ihren
zu befürchtenden Folgen für den 
freien Informationsfluss ([5]Selbsthilfrecht zum Umgehen von
Kopierschutz). 

Die Betonung beim [6]18. Chaos Communication Congress, zu dem sich
die mit Hard-, Software und Wireless-LAN-Karten ausgerüsteten Hacker
vom 27. bis zum 29. Dezember erneut im nach wie vor Ost-Charme
verstrahlenden [7]Haus am Köllnischen Park in Berlin zusammen scharen 
werden, liegt Müller-Maguhn zufolge daher dieses Jahr auf
Kommunikation. "Wir müssen die Ereignisse zunächst kollektiv
verdauen", gibt der in seinem zweiten Leben als Direktor der
Netzverwaltung [8]ICANN durch die Lande und Lüfte tingelnde Hacker
als Parole aus (Bericht vom letzten CCC-Kongress: [9]Trinkgeld statt
Filter). 

Im Auge behalten und begleiten wollen die Verfechter der Nutzerrechte
im kommenden Jahr vor allem die Umsetzung der aus Brüssel, Straßburg
und mittelbar aus den USA kommenden Rahmenwerke für das zukünftige
Internet, das den Freaks als Ausgangspunkt ihrer Datenreisen dient.
Müller-Maguhn warnt in diesem Zusammenhang vor einem Verbot der
wichtigsten Hackeraktivität, die er ganz in aufklärerischer Tradition
im Austesten von technischen Funktionen und der Verbreitung von
Informationen über sicherheitsrelevante Schwachstellen sieht.

Ironisch mag es da erscheinen, dass just die das Tun der Hacker
unterbindenden 
Gesetze auch im Namen der "Sicherheit" vermarktet werden. 

Datenschutz ade? 

Bemüht hatten sich die Organisatoren um einen direkten Dialog mit den
Hütern der inneren Sicherheit im [10]Bundesinnenministerium. Doch
Schilys Staatssekretär Claus-Henning Schapper sagte am Donnerstag
kurzfristig seine Teilnahme an der Diskussionsrunde 
"Terrorismusbekämpfung: Datenschutz ade?" ab. Vermutlich befürchtete
er, [11]wie sein Chef mit einem Big-Brother-Award für die tief
greifenden Einschnitte in die Bürgerrechte "geehrt" zu werden. 

Völlig offen ist für Müller-Maguhn angesichts der
Verweigerungshaltung der Sicherheitspolitiker nun, ob sich diese
nicht schlicht "die nächste Generation des bewaffneten Widerstands
heranzüchten". Die Stimmung auf dem Congress zu diesem Punkt müsse
man erst abwarten. Konkret sind für den dritten Konferenztag zwei
Workshops geplant, in denen sich europäische NGOs aus dem Bereich der
Hacker und Datenschützer zu einer 
"Cyberrights-Allianz" vernetzen sollen und Kampagnen sowie Methoden
zur besseren Öffentlichkeitsarbeit ausgehackt werden. Dabei geht es
vor allem um die Frage, wie sich mehr Leute auch außerhalb der
Netzgemeinde für Themen wie Privacy erwärmen lassen. 

Gleichzeitig verspricht Müller-Maguhn einige "technologische
Schmankerln", mit denen die zukünftige Arbeit der Geheimdienste und
anderer professioneller Datensammler beleuchtet werden soll. "Am
Beispiel einzelner Programme wollen wir zeigen, was sich etwa mit den 
Verbindungsdaten aus der Telekommunikation alles anstellen lässt." 

Extrem-Programm(ing) 

Neben den Auswirkungen der Terrorismusbekämpfung bildet den zweiten
inhaltlichen Schwerpunkt die immer mehr durch Gesetze eingezwängte
Wissensökonomie in den digitalen Medien. Dem wollen die Hacker das
Prinzip der "Napsterisierung" entgegenstellen, durch das die
Informationsgüter frei verteilt werden sollen. 

Gewürzt wird die Vortrags-Melange mit zahlreichen technischen
Workshops zu Themen wie "eXtreme Programming" oder Kryptographie mit
elliptischen Kurven für Einsteiger und Fortgeschrittene. Auf
Liebhaber warten Ausführungen zu "Photuris (RFC2522) als Alternative
zu ISAKMP/IKE" oder Ausflüge in die Welt der Häcksen, der auf den
Chaos-Congressen von Jahr zu Jahr weniger auffallenden weiblichen
Hacker. 

Doch auch wer einfach nur "am Gerät" herumschrauben und seine
Giga-Festplatten zur Schau stellen will, wird im Hackcenter oder im
Labor wieder auf seine Kosten kommen. 

Fingerfertigkeit gefragt ist daneben bei den Fünften Deutschen
Meisterschaften im Lockpicking, der Kunst des Hackens handfester
Schlösser. Künstlerisch angehauchte 
Programmiergeister sind im "Art&Beauty"-Raum willkommen, wo bei
Jolt-Cola, Hackerbrause und süßlichem Zigarettenduft die Gedanken in
die Ferne schweifen können. 

So gut wie keine Überraschungen gibt es trotz der bevorstehenden
Euro-Umstellung bei den Eintrittspreisen. Die Dauerkarte schlägt
wieder mit 60 Mark zu Buche. Für Vertreter der Öffentlichkeit und von
jungen wie alten Unternehmen heißt es tiefer in die Tasche zu
greifen: zwischen 90 und 2.300 Mark will der Verein der
schöpferisch-kritischen 
Chaosjünger ihnen abknöpfen. 

Links 

[1] http://www.ccc.de/
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9955/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11083/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11306/1.html
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9817/1.html
[6] http://www.ccc.de/congress/2001/
[7] http://www.hakp.de/
[8] http://www.icann.org/
[9] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/4592/1.html
[10] http://www.bmi.bund.de/
[11] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9935/1.html

Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/11416/1.html 



Kurt-Werner Pörtner
 
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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