Message 04456 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT04369 Message: 7/11 L3 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

RE: [ox] Spiegel Artikel: Copyleft und Open Source, Teil 2



Hi Stefan und alle!

Schön, dich auch auf der deutschen Liste zu begrüßen :-) .

Vielen Dank, auch an alle für die interessanten Antworten auf meine Anfrage.

Zu den Antworten der anderen möchte ich noch einen Eindruck
hinzufügen. Richard Stallman ist US-Amerikaner und zwar hinsichtlich
dem Verhältnis zu allem, was nach Kommunismus riecht, ein recht
typischer. Schon deswegen *kann* er sich gar nicht offen zu etwas
bekennen, was auch nur diesen Anschein erweckt.

Ich bin selbst US-Amerikaner und kann dazu sagen, dass die Dinge gar nicht
so repressiv sind.  Die Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung sind bei
uns rechtlich streng geschützte Werte, viel strenger als in Deutschland.
Wir haben zum Beispiel kein Berufsverbot.  Nach unserem Recht ist es auch
unmöglich, eine politische Partei für verfassungswidrig zu erklären.

Wie aus privaten Kontakten mit ihm ersichtlich wurde, achtet er auch
sehr darauf, was er öffentlich sagt und was privat. Klar - muß er wohl
in einer ja durchaus nicht immer freundlich gestimmten Umwelt. Und ich
könnte mir vorstellen, daß auch gut zehn Jahre nach dem Untergang "des
Reichs des Bösen" (Ronald Reagan) eine (begründete) Anschuldigung
Kommunist zu sein, immer noch erhebliche Schäden anrichten könnte. M$
versucht das ja auch immer mal wieder mit der ganzen Bewegung.

Wenn Stallman darauf achten muss, was er öffentlich sagt, hat das gewiss
vielmehr mit Raymond als mit Reagan zutun.  Eric Raymond wirft Stallman
immer wieder vor, dass er mit seinen selbstgerechten Moralpredigten ein
nicht besonders geschickter (und ja sogar verletzender) Fürsprecher der
Bewegung ist.  Dass der GPL vielmehr Erfolg unter der Raymond-Fahne "Open
Source" als der Stallman-Fahne "Free Software" gehabt hat, ist kaum zu
zweifeln.

Quintessenz: Was RMS denken und sagen würde, wenn er denn die Freiheit
hätte, das gefahrlos zu tun, halte ich nicht für ausgemacht.
Gleichzeitig würde ich mich nicht dem Personenkult anschließen, den es
ja fast schon um ihn gibt. Insbesondere halte ich nicht jedes Wort von
ihm für der Weisheit letzten Schluß.

Das stimmt.  Der Wert der Oekonux-Theorie legt nur darin, dass die mit den
real beobachtbaren Phänomenen zusammenpaßt.  Etwaige politische/moralische
Gesinnungen, sogar von RMS selbst, sind dafür nicht besonders relevant.

Gruß,
Kermit

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT04369 Message: 7/11 L3 [In index]
Message 04456 [Homepage] [Navigation]