Re: Aliens (was: Re: [ox] Re: Tod einer Kritik)
- From: cr iac-research.ch (Christoph Reuss)
- Date: Mon, 1 Jul 2002 15:48:24 +0200
Stefan Meretz schrieb:
On Saturday 29 June 2002 00:19, Christoph Reuss wrote:
Ein bisschen Spielerei ist dabei, aber dennoch: Doch wie willst du
nachweisen, dass "effektiv" ein abgeleitetes Werk vorliegt und kein
Bitrauschen?
Das Codierprogramm ist ja noch vorhanden (bzw. lässt sich bei der Firma
aufstöbern), oder? Diesem PRG füttert man den Originaltext, daraus
resultiert ein Code, und dieser Code ist -- welch' ein Zufall! --
_identisch_ mit dem umstrittenen Code (=abgeleitetes Werk). QED.
Nix qed. Zum einen ist die Relation von Code zu Coder eine von 1:n (mit
n>1) - so könnte der ZIP-Coder zufällig (auch) den Code liefern, und
dann?
Verschiedene Coder sollen mit dem selben Input den selben Code liefern ?
Bei dieser Textlänge kann das jawohl praktisch ausgeschlossen werden.
(Wahrscheinlichkeit kleiner als ein Sechser im Lotto...)
Zweitens weisst du ohne Decoder nicht, ob es sich bei dem
untersuchten Code um ein abgeleitetes Werk handelt.
Aus obigem Grund weiss man es praktisch schon ohne Decoder.
Aber das ist eh nicht so wichtig, denn:
Der Walser steckt im Code, und das lässt sich mit dem _Coder_
nachweisen.
Nein, definitiv nicht.
Selbst wenn man Haare spalten will, und auf die _theoretische_ Nicht-
Eindeutigkeit des Coders verweist, ist dein Versuch des "Ad-absurdum-
führens" in der Praxis sinnlos:
Der Anbieter muss ja Decoder und Code _zusammen_ zur Verfügung stellen,
damit die "Kunden" den Originaltext rekonstruieren können. Damit ist
der Anbieter überführt, selbst wenn er den Coder verschwinden liess.
_Wenn_ "Codierung" nicht durch das Urheberrecht abgedeckt wäre, dann
wäre Gates (&Co.) nie Milliardär geworden. (Tip: Der Object Code ist
auch ein Code -- des Quelltextes.)
Gates ist Milliardär geworden, weil er den Basic-Compiler, den er mal in
grauer Vorzeit entwickelte auf die Weltraumhintergrundstrahlung loslies
und zufällig DOS entdeckte. Das war so peinlich, dass die Mär in die Welt
gesetzt wurde, Gates hätte QDOS (quick and dirty operating system) für
50000 Dollar eigentlich von jemandem anderen gekauft. Und heute stellt
Microsoft nicht wirklich Programmierer ein, sondern lauter Tester, die
die kodierte Weltraumhintergrundstrahlung durchprobieren. Wenn diese
Wahrheit rauskommt, gebührt die Urheberschaft den Aliens!
Diese SciFi-Story ändert leider nichts an der Tatsache, dass deine
Behauptung (das Urheberrecht sei prinzipiell antiquiert) falsch war:
Das Urheberrecht schützt die Werke in codierter Form (Object Code,
JPEGs, MP3, etc.) ebenso wie in der Originalform. Sonst wäre Gates
kein Milliardär, denn sein verkauftes Zeug (=alles codiert) wäre dann
UNgeschützt.
Ob uns das passt, ist freilich eine andere Frage, aber Wunschdenken/
Vernebeln unangenehmer Tatsachen ist kontraproduktiv für die "Sache"...
Gruss,
Christoph
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