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[ox] heise online: Publikationspflicht fuer Professoren im Netz gefordert



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Benni <benni obda.de>" gesandt.
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ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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Publikationspflicht für Professoren im Netz gefordert



 Professoren könnten sich bald gesetzlich gezwungen sehen, der
Allgemeinheit ihre staatlich geförderten Forschungsergebnisse über das
Internet gratis zur Verfügung zu stellen. Das ist zumindest erklärtes Ziel
der Grünen, denen seit langem daran gelegen ist, möglichst viel
Informationen frei zugänglich zu machen. "Es gibt eine Pflicht für Leute,
die Wissen öffentlich produzieren, ihre Ergebnisse auch öffentlich zur
Verfügung zu stellen", sagte Götz von Stumpfeldt, wirtschaftspolitischer
Referent der Bündnisgrünen im Bundestag, während der Tagung zur "Zukunft
der globalen Güter in der Wissensgesellschaft[1]" der parteinahen
Heinrich-Böll-Stiftung[2] in Berlin. Folgerichtig wäre eine Regelung, die
eine Publikation in der öffentlichen Domäne vorsieht.	   

 "38 Prozent der Forschungsausgaben in der Bundesrepublik sind öffentlich
finanziert", erläuterte der Grünen-Mitarbeiter. Die Ergebnisse würden
allerdings häufig nur in teuren Fachzeitschriften kommerzieller Verlage
landen, die in den letzten Jahren große Preissprünge vollzogen hätten.
Bibliotheken seien gezwungen, das mit öffentlichen Geldern produzierte
Wissen dann wiederum mit Steuergeldern quasi zurückzukaufen. Die
Einrichtungen würden aber selbst unter knappen Kassen leiden und könnten
sich die kostspieligen Zeitschriftenabonnements immer seltener leisten.
"Ein Professor muss seine Forschungsergebnisse kostenlos auf seine Website
stellen", ist für von Stumpfeldt daher klar. Sie sollten Teil der "Global
Commons", der weltweiten Wissensallmende, werden.

 Über die Preis- und Produktionspolitik von Wissenschaftsverlagen empörte
Wissenschaftler arbeiten seit einiger Zeit selbst vehement am Aufbau
vernetzter Wissensarchive im Netz[3]. Keimzellen der Bewegung sind
Netzwerke wie die Open Archives Initiative (OAI[4]), die Budapest Open
Access Initiative (BOAI[5]) oder die Scholarly Publishing in Academic and
Research Coalition (SPARC[6]). Ein Befürworter solch freier Wissenserver
ist der Konstanzer Informationswissenschaftler Rainer Kuhlen[7]. Dem grünen
Vorstoß steht das Mitglieder der deutschen UNESCO-Kommission jedoch
skeptisch gegenüber: "Ich plädiere für Autonomie", entgegnete er von
Stumpfeldt. Eine gesetzliche Regelung sei ein unangemessener Weg, um die
Hochschullehrer zur E-Publikation zu bekehren.

 Als zentrale Ziele einer "nachhaltigen Wissensökologiepolitik" nannten die
Teilnehmer der Tagung unter anderem die Stärkung des gemeinsamen
öffentlichen Gutes "Wissen" durch Projekte wie das "Naturschutzgebiet für
kreative Werke", das der Stanforder Rechtsprofessor Lawrence Lessig mit
seiner Firma Creative Commons[8] aufbaut. Bleibt nur die Frage, wie sich
derart hehre politische Umweltbestimmungen in einer genau in die andere
Richtung weisenden Großwetterlage durchsetzen lassen.

 Mit dem Thema "Fachpublikationen im Internet" beschäftigt sich auch ein
Schwerpunkt in Ausgabe 18/2002 von c't:  Ein Netz im Netz der Netze[9] --
Wissenschaftlicher Informationsaustausch im Zeitalter des Internet, S. 80
E-Publish or Perish[10] -- Der vernetzte Weg zur 'Freien Wissenschaft',
S. 84 

 Die politischen Aktivitäten und die Lobby-Arbeit der Rechteverwerter zur
Sicherung von Eigentumsrechten an der "Ware Information" wird c't in der
kommenden Ausgabe 24/2002 (ab 18. November im Handel) mit einer
ausführlichen Analyse beleuchten. (Stefan Krempl) / (jk[11]/c't)

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 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-10.11.02-003/

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 [2] http://www.boell.de/
 [3] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-28.04.02-004/
 [4] http://www.openarchives.org/
 [5] http://www.soros.org/openaccess/g/index.shtml
 [6] http://www.arl.org/sparc/
 [7] http://www.inf-wiss.uni-konstanz.de/People/rk.html
 [8] http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/12566/1.html
 [9] http://www.heise.de/ct/02/18/080/
 [10] http://www.heise.de/ct/02/18/084/
 [11] jk ct.heise.de

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