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Re: [ox] 100 häufigste Medikamente für ganz Deutschland einkaufen




was halten sie von der folgender idee:

die ProjektWerkstatt kauft die 100 am meisten verkauften medikamente in
deutschland als großhändler ein und zwar die halbjahresmenge.
die liste wird in den medien publik gemacht.

Nichts.
Begründung:
Über 50% des Preises der AMs sind vom Hersteller vorgegeben, dazu kommt
die Mehrwertssteuer ... natürlich könnte die Projektwerkstatt günstige
Rabatte aushandeln, aber die Vorratshaltung eines geschätzten
6-Monatsbedarfs der gesamten Republik mit der entsprechenden Verteilung je
nach lokalem Bedarf halte ich eher für eine Neuerfindung des Rades.
Dazu sind seit langer Zeit die Apotheken verpflichtet. Ob das Konstrukt,
dass ihr wirtschaftliches Überleben vom Verkauf dieser "Waren besonderer
Art" abhängt, der Versorgung förderlich ist, sollte IMHO viel eher
Gegenstand der Diskussion sein als diese gut gemeinte Idee, die an
dem Kernproblem - "Wert"bestimmung und Regulierung des Marktes durch die
Produzenten - meilenweit vorbei geht.

es werden abgabestellen gesucht,z.b. gemeinden und kirchen. in den ausgaben
werden gerne ehrenamtliche leute arbeiten.

Flächendeckend mit Notdienstbereitschaft und Kenntnis der einschlägigen
Vorschriften, deren Beachtung für die vom Gesetzgeber aus gutem Grund
vorgeschriebene "ordnungsgemässe Versorgung der Bevölkerung mit AM"
gefordert wird?
Dazu gehört übrigens auch die Vorschrift, dass apothekenpfllichtige AM
_nur_ in Apotheken abgegeben werden dürfen. Warum diese nicht besser
nutzen?

der abgabepreis ist der einkaufspreis + kosten und wird den krankenkassen
bekannt gemacht.

Welche zusätzlichen Kosten?
Fachpersonal+Transport bis in die entlegendsten Dörfer auf dem platten
Land - genau das leistet der bestehende Grosshandel ja, wenn auch nicht
ehrenamtlich, so doch zumindest zuverlässig, Belieferung der 22000
Apotheken mehrmals täglich, da von den ca 40 000 am bundesdeutschen Markt
befindlichen Arzneimitteln mehrmals täglich gerade das gebraucht wird, das
nicht vor Ort an Lager ist - und schon gar nicht in der verordneten
Packungsgrösse und Stärke.

sowas ähnliches macht ActionMedeor in Tönisvort für die dritte welt seit
jahren (natürlich ohne krankenkassen)

ein gemeinsamer einkauf mit medeor (zwecks synergieen) wäre denkbar.

Der Dritten Welt ist durch den Aufbau eigener Pharma-Betriebe weit mehr
geholfen als durch Spenden der Brosamen vom Tisch der Reichen.
Beispiel Indien, Cipla, aber das ist jetzt - dank TRIPS und Schutz des
geistigen Eigentums nun auch vorbei.
Schnittstelle zu Open source, was - im Hinblick auf den Weltmarkt
- bereits geschieht: Google:+ "James Love" oder +BUKO +Pharmabrief.
Gerade was die Versorgung der Dritten Welt betrifft, ist der Ansatz TRIPS
IMHO ein viel entscheidender als die paar Euro Ersparnis, die bei Umgehung
der - bereits bestehenden - Infrastruktur der flächendeckenden Versorgung
mit AMs durch Neuerfindung eines noch sehr holprigen Rades verbessert
werden könnte.

womöglich haben Sie bereits eine machbarkeitsstudie für diese idee gemacht,
wenn ja, mit welchem ergebnis?

Ehrenamtliche Tätigkeit, auch in Verbindung mit pfiffger Ausnutzung der
Marktgesetze (Rabatte o.ä.) auf dem Gebiet der Warendistribution ist m.E.
kein Weg, die Probleme der Solidargemeinschaften zu lösen, deren Wurzel in
der zunehmenden Knappheit an Arbeit und damit an Einkünften liegt (es
_gibt_ keine Kostenexplosion im Gesundheitswesen!). Wichtiger: freier
Zugang zum Wissen - keine Patente auf Wirkstoffe und Verfahren,
Ausnahmenregelung von TRIPS sollte die Regel werden!

Ein letztes: die Marketingkosten, die im AM-Preis natürlich mit enthalten
sind, übersteigen die Kosten für Forschung und Entwicklung seit langem,
siehe Statistiken des Verbands der forschenden Arzneimittelhersteller,
Geschäftsberichte etc.

Grüsse
Barbara



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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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