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[ox] Re: Programmieren als aesthetischer Prozess



Hi Christian, StefanS, Liste!

3 weeks (22 days) ago Christian Sievers wrote:
Stefan Merten schrieb:
Last week (12 days ago) geert lovink wrote:

Ist schöner Code, der nicht funktioniert besser als kryptischer Code
der funktioniert?

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Deswegen halte ich eine
Gegenüberstellung von kryptisch und schön für unangemessen. Auch hier

Sehr richtig!

Davon abgesehen funktioniert schöner Code per Definition.

Das würde ich nicht unterschreiben.

Jedenfalls denke ich, dass "schön" bei Code auch "übersichtlich" beinhaltet,
und in übersichtlichem Code kann man die verbliebenen Bugs leichter finden.
Unübersichtlicher Code ist nicht wartbar, er kann noch so perfekt
funktionieren (was aber unwahrscheinlich ist), spätestens bei
Änderungswünschen ist man aufgeschmissen.  Im Extremfall nutzt es einem dann
nichts mehr, Zugriff auf den Quellcode zu haben.
BTW: Tyische Programmierkurs-Hiwi-Erfahrung ist, dass man, wenn man ein
Programm kritisiert, "aber es läuft doch" zu hören bekommt.  Ich glaube, dass
das schlimmer war in Pflichtkursen für NichtinformatikerInnen, die zum großen
Teil nur den Schein haben wollen und gar kein weitergehendes Interesse daran
haben.  Das würde ja passen.

Ähnlich wie du würde ich den Umkehrschluss "Funktionierender Code ist
auch per Definition schön" eben nicht teilen. Hatte ich aber auch
nicht geschrieben. Wenn es das wäre, dann wäre funktionierend und
schön identisch.

2 weeks (15 days) ago Stefan Seefeld wrote:
Stefan Merten wrote:
Muss Code schön sein?

Für was? Oekonux'sch würde ich sagen, dass schöner Code tendenziell
Selbstentfaltungsbedürfnisse der ProgrammiererIn befriedigt. Insofern
wäre zu erwarten, dass er bei Freier Software tendenziell schöner ist.

Da w"urde ich noch weiter gehen: hat nicht 'Sch"onheit' auch eine stark
gesellschaftliche Relevanz ? K"onnte man in dem Zusammenhang vielleicht
vermuten, dass 'sch"oner' code code ist, der transparent und einfach
geschrieben ist, und somit seinem Nutzer besonders viel Nutzen bringt ?

Definitiv. Inspiriert durch POD gewöhne ich mir seit Jahren immer mehr
an, Code und Dokumentation eng zu verweben - d.h. Doku in die Quellen
zu integrieren. Dadurch ist der Programm-Code gleichzeitig auch
dokumentiert. Ist für mich ein wichtiges Feature.

Ich habe mich immer gewundert, warum Leute, die Wert auf Freiheit (im
Kontext Freier Software) legen, gleichzeitig Gefallen an kryptischem
code finden k"onnen. Das finde ich widerspr"uchlich.

Dito. Wobei kryptisch auch eine eigene Herausforderung sein kann -
siehe Obfuscated C Contest. Aber dann bitte nur auf einer solchen
Spielwiese, wo es niemensch im Weg steht.

Sch"on ist, was n"utzlich/bequem/anregend ist.


Durch eine gewisse Ästhetik ergibt sich m.E. auch der Anreiz, sich mit
etwas zu befassen. Es ist einfach angenehmer, mit schönen Dingen
umzugehen als mit hässlichen. Das ist für Software-Entwicklung
allgemein von Interesse. Ob es muss, hängt davon ab, was mit der
Entwicklung bezweckt wird. Zum Geldscheffeln reicht (leider) auch ein
quick-and-dirty Programm (siehe QDOS = Quick and Dirty Operating
System, Vorläufer von MS-DOS).

Was software so besonders macht ist ja ihr Produktionsmittel-Charakter,
d.h. software als Information, die sich mehr an Programmierer als an
Computer richtet. Da spielt dann 'gutes' design und 'sauberer' code eine
ganz wesentliche Rolle. Oder ?

Ja.

Ist schöner Code, der nicht funktioniert besser als kryptischer Code
der funktioniert?

siehe oben, ich w"urde 'funktionieren' halt so definieren, dass der
code auch verst"andlich ist. Code lebt, muss sich neuen Bedingungen
anpassen. Code, der nur einmal geschrieben wird und dann nie wieder
angeschaut wird ist, denke ich, v"ollig irrelevant, insbesonders in
dieser mailing list. Er spielt ja (per definitionem) f"ur Freie Software
auch keine Rolle...

Das ist sogar unter proprietären Bedingungen eigentlich erwünscht. Nur
dass es da eben dem Zwangscharakter zumindest eher nicht widerspricht,
Hingesautes abzuliefern (aka M$...). Wenn sich jemensch dadurch
unentbehrlich macht, dann ist es sogar naheliegend, das so zu machen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Organisation: projekt oekonux.de



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