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[ox] heise online: SCO vs. Linux: Die Zeit der Verschwoerungstheorien



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Benni <benni obda.de>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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SCO vs. Linux: Die Zeit der Verschwörungstheorien



 In der an Wendungen und Verdrehungen reichen Geschichte um SCO und den
möglicherweise nach Linux transferierten Quellcode aus SCO-Beständen sind
neue Drehungen zu vermelden. Zu der Verschwörungstheorie, dass Microsoft
hinter SCO steht, gesellt sich die Theorie, dass die Ablehnung der
Ansprüche von SCO eine einzige, gut getarnte Kampagne von IBM ist. So
berichtete die InfoWorld[1], dass SCO-Chef Darl McBride IBM als Urheber der
Schmutzkampagne sieht. IBM habe Novell angestiftet, sich gegen SCO zu
stellen, meinte McBride, selbst lange Jahre bei Novell als Leiter der
Netware Embedded Division (NEST) angestellt. IBM habe Red Hat dazu
getrieben, gegen SCO zu klagen, meint er außerdem. Auch würde Eric
Raymond[2] von der Open Source Initiative[3] auf der Gehaltsliste IBMs
stehen, die überdies die Free Software Foundation[4] und damit den Juristen
Eben Moglen[5] finanzieren würde, führte Darl McBride weiter aus. 

 Während IBM wie Red Hat die Anschuldigungen lapidar für Unsinn erklärten
und von Novell keine Stellungahme kam, raffte sich Eric Raymond auf, einen
offenen Brief[6] an Darl McBride zu schicken. In ihm verneinte Raymond, von
IBM bezahlt zu werden, bestritt aber nicht, IBM geholfen zu haben.
Insgesamt appellierte Raymond an die Vernunft des SCO-Oberen mit einer
Anspielung an die Einsichtsfähigkeit von Darth Vader[7]: "Sie haben die
Wahl. Nehmen Sie den dunklen Helm ab und unterhalten sich mit uns wie ein
menschliches Wesen, oder setzen Sie Ihren Weg fort, der für uns schlimme
Zeiten befürchten lässt, der aber Sie und das gesamte SCO-Topmanagement
ganz sicher in den Ruin treiben wird."

 Abseits der dröhnenden Star-Wars-Rhetorik benutzte Eric Raymond den
offenen Brief, um auf eine Petition der Linux-Community aufmerksam zu
machen, die auf dem SCOForum[8] verlesen wurde. In ihr wird die SCO Group
aufgefordert, den Konfrontationskurs aufzugeben und alle inkriminierten
Stellen im Source-Code zu nennen. Im Gegenzug wollen die
Linux-Programmierer zusichern, alle fraglichen Stellen zu überarbeiten:
"Wenn rechtsverletztender Code im Linux-Kernel vorhanden sein sollte,
werden wir ihn entfernen, weil unsere Gemeinschaft keinen Teil dieses
Kernels haben möchte."

 Die höfliche Aufforderung wird möglicherweise ohne Antwort bleiben, weil
SCO mit den ersten, auf dem SCOForum veröffentlichten Beweisen nicht
überzeugen konnte. Neben dem Problem des "griechischen" Codes[9] ist
inzwischen der von SCO präsentierte Berkeley Packet Filter (BPF) in den
Mittelpunkt des Interesses gerückt. Das SCO-Beispiel stammt aus der Datei
/sys/net/bpf.c, die hier[10] verfügbar ist. In dem von SCO gezeigten
Ausschnitt fehlen die BSD-Lizenzbedigungen, die gemäß BSD-Lizenz immer zu
nennen sind: "Redistributions of source code must retain the above
copyright notice, this list of conditions and the following disclaimer."
Weil sie fehlen, gehen Code-Experten wie Bruce Perens und Greg Lehey davon
aus, dass SCO mit dem Beispiel bewiesen habe, dass die Lizenzbedingungen
vereinbarungswidrig entfernt worden sind.

 Somit könnte ein klassisches Eigentor vorliegen, zumal andere
Möglichkeiten ausgeschlossen sind. So war der Programmierer der in Linux
benutzten Version von BPF, Jay Schulist, zwar bei Caldera angestellt,
schrieb aber die Clean-Room-Variante von BPF vor seiner Zeit bei Caldera.
Aus den Kreisen ehemaliger Caldera-Entwickler können sich mehrere Personen
daran erinnern, dass in den SCO-Trees an vielen Stellen beim BSD-Code die
Copyright-Notizen fehlten. Das Verfahren, "überflüssige" Lizenzen
abzuschneiden, scheint auch bei anderen Firmen praktiziert worden zu sein.
So meldeten sich bei heise online Entwickler, die die "Technik" bei
Siemens-Nixdorf erlebten. Sollte sich die Beweislage im Fall SCO erhärten,
dann haben die Code-Hunter dieser Firma einen Beweis ausgegraben, der das
genaue Gegenteil der Anschuldigungen von SCO belegt. Zumindest im Fall von
BPF müsste SCO nicht nur die Powerpoint-Präsentation (als .ppt[11], als
PDF[12]) sondern den ganzen Code öffentlich machen, um den Verdacht zu
entkräften.

 Zu den jüngsten Entwicklungen im Streit zwischen SCO, der
Open-Source-Gemeinde und den Linux-Firmen siehe auch:  SCO vs. Linux:
Gnothi seauton[13] SCO: An der GPL muss sich für ihr Überleben etwas
ändern[14] SCO sagt der Open Source den Existenzkampf an[15] SCO vs. Linux:
/* Der Beweis und seine Folgen */[16]  (Detlef Borchers) / (jk[17]/c't)

URL dieses Artikels:
 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-23.08.03-001/

Links in diesem Artikel:
 [1] http://www.infoworld.com/article/03/08/21/HNscoibm_1.html
 [2] http://www.catb.org/~esr/writings/smoking-fizzle.html
 [3] http://www.opensource.org
 [4] http://www.fsfeurope.org/index.de.html
 [5] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-20.08.03-000/
 [6] http://www.catb.org/~esr/writings/mcbride.html
 [7] http://www.starwars.com/databank/character/darthvader/
 [8] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-19.08.03-000/
 [9] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-21.08.03-000/
 [10] ftp://ftp.ee.lbl.gov/bpf.tar.Z
 [11] http://brucep.webfarmhosting.com/SCOsource_Briefing_II.2.ppt
 [12] http://www.vangennip.nl/perens/SCOsource_Briefing_II.2.pdf
 [13] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-21.08.03-000/
 [14] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-21.08.03-003/
 [15] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-19.08.03-000/
 [16] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-20.08.03-000/
 [17] jk ct.heise.de

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