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[ox] Re: H. bei Debian



Hi Joey, Liste!

Danke zunächst, Joey, dass du uns hier Futter zum Nachdenken gibst :-) .

Last month (31 days ago) Martin Schulze wrote:
            ^^^^^^^^^^^

Sorry für den Delay. Ich schaff's nicht schneller :-( .

Stefan Merten wrote:
Last week (8 days ago) Martin Schulze wrote:
Barbara Gruen wrote:
Wann wirkt ein Machtwort und von wem?

Ein Machtwort wird dann ausgesprochen, wenn kein Konsens möglich ist.

D.h.: Es gibt so etwas wie ein Machtwort.

Theoretisch ja.  Ich kann mich allerdings nicht so recht an eines
erinnern, das wirklich gegen die Willen der Entwickler ausgesprochen
wurde.

Bruce Perens hatte gerne kontroverse Thesen aufgestellt, aber wenn er
etwas durchsetzen wollte, wußte er auch, daß er das nicht ohne die
Entwickler konnte.  Ich erinnere mich an Probleme mit der
Installationsroutine, was darauf hinauslief, daß Bruce eine
Grundsatzentscheidung getroffen hat, mit der im Vorfeld evtl. nicht
viele zufrieden waren.  Aber, anstatt einfach ein Machtwort zu
sprechen (er war damals formal Projektleiter), hat er sich hingesetzt
und das Zeug implementiert, so daß die anderen Entwickler sich
anschließend draufstürzen und es verbessern und komplettieren
konnten.

Das heißt er hat seine kreative Macht eingesetzt, seinen Willen
durchzusetzen. Das ist natürlich netter, als repressive Macht
einzusetzen - die er ja auch wie festgestellt gar nicht hat.
Machteinsatz ist es dennoch. Das ist daran erkennbar, dass es andere
gibt, die diese Machtmittel in Form von Fähigkeit eben nicht haben und
die deswegen auch nicht in dieser Weise agieren können.

Das ist das einzige "Machtwort", an das ich mich erinnere.  Kann gut
sein, daß es ähnliches mit der Erstellung von CDs o.ä. gab.  Bruce war
ein Macher und er hat sich dafür dann auch Zeit genommen, das
unterschied ihn von anderen.

Das erinnert mich sehr an meine persönliche Geschichte mit diesen
Themen ;-) . Inzwischen habe ich aber auch weniger Hemmungen, meine
kreative Macht einzusetzen ;-) .

Machtwort: Wir wollen einen grafischen Installer.

  Schön, dann schreib den mal schön.  Viel Spaß.

In diesem Beispiel läuft das Machtwort unter den Bedingungen der
Freiwilligkeit also ins Leere. Insofern handelt es sich hier gar nicht
um Macht, weil es eben nicht gelingt, etwas gegen Widerstände
durchzusetzen, mithin die Fähigkeit dazu nicht vorhanden ist.

Machtwort ohne Macht, Leiter ohne Durchsetzungsgewalt.  Ja, kann man
so sagen.

Zumindest ohne repressive Macht. Aber kreative Machtmittel sind
offenbar eher akzeptiert. Ist ja auch nachvollziehbar.

Und ich würde denken, dass es im Projektalltag auch mal Situationen
gibt, wo eine MaintainerIn jemensch raus schmeißt weil jemensch
einfach nur nervt. Hier gibt es also dann vermutlich auch mal echte
Zwangsmaßnahmen.

Ja, das sieht dann so aus:

   :0
   * ^From:.*(foo bar|baz waz|schnarch nase)
   /dev/null

Oder

   ignore nickname all
   ignore anderernick all

Hier werden die Zwangsmaßnahmen dann quasi individualisiert. In einem
parallelen Thread gibt's just dazu einige Überlegungen.

Wir hatten einen Fall, wo es auf den Listen von einer einzigen Person
soviel Dummschwall gab, daß Mails dieser Person nur noch als Digest an
die Listen übertragen wurden und nicht mehr jede Mail einzeln
versendet wurde.  Die Person war kein Debian-Entwickler, hat
allerdings nachher ein Debian-orientiertes Projekt begonnen, das
inzwischen eingestellt wurde (LRP).

Aus dem Projekt wird man nicht rausgeschmissen, weil man nervt.  Wenn
jemand von anderen genervt ist, installiert er für sich Mechanismen
(s.o.), um in Ruhe gelassen zu werden.

Wenn jemand aus dem Debian-Projekt rausgeworfen wird, waren es in der
Vergangenheit eklatante Mißbräuche der Debian-Rechner auch nach
mehrfachen Ermahnungen.

Danke für den Hinweis.

Ich schaue mir nebenher auch die Debian Constitution an. Wenn ich sie
fertig analysiert habe, sende ich meinen Kommentar auch gerne an dich,
Joey. Bis dahin eine Frage: Sind dir Fälle bekannt, wo explizit auf
diese Constitution Bezug genommen wurde?

Coole Antwort ;-) . Aber Joey beschreibt hier auch schön, was unter
Internet-Bedingungen relativ gut geht: Lass sie doch einfach machen.
Da das Internet für viele Belange de facto einen unendlich großen Raum
darstellt, gibt es hier gar keinen Grund irgendwas generell verhindern
zu wollen. Allerdings gibt es wohl Gründe, abweichende Meinungen /
Ansätze in einem Fork auszulagern / zu bündeln.

Naja...  Es gibt schon gute Gründe, gewisse Dinge verhindern zu
wollen, [...]

Meine Interpretation: Es gibt Regeln und für ihre Einhaltung muss auch
irgendwie gesorgt werden. Ein Weg ist z.B. Tools zu bauen, die die
Einhaltung der Regeln vereinfachen oder sogar automatisieren. Ein
weiterer ist, Einsicht in ihre Sinnhaftigkeit zu erzeugen / Konsens
herzustellen. Ersteres geht halt in der Software-Welt am besten
verglichen mit anderen Welten. Letzteres ist aber ein sozialer
Prozess. Der geht überall.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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