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Re: [ox] Fragen der Frankfurter Rundschau an Oekonux



Hi Liste!

Today Stefan Merten wrote:
Seitens der Frankfurter Rundschau (für die, die es nicht wissen: eine
der großen überregionalen Tageszeitungen in Deutschland) liegt eine
Interview-Anfrage an Oekonux vor.

Ich hatte auf Grund der ursprünglichen Anfrage, die schon ein paar
Fragen enthielt, mir schon mal Gedanken zu diesen gemacht. Ich hänge
die hier einfach mal als Anregung an, da sie nur zum Teil in die neuen
Fragen passen. Alles sehr stichwortartig. Sorry, zu mehr komme ich
momentan beim besten Willen nicht :-( .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Was ist Frei an Freier Software?

* Nach GNU GPL gibt Freie Software vor allem den NutzerInnen Rechte

  - Evt. die vier Rechte aufzählen

  - Gibt auch Recht zur kommerziellen Verwertung

  - Fortpflanzungseffekt der GPL

* Tatsächlich ist aber die meiste Entwicklung doppelt Frei

  - EntwicklerInnen werden auf eigenen Wunsch hin tätig

  - Verdienen Geld aus anderen Quellen wie bei anderen
    Hobbytätigkeiten

* Gibt auch kommerzielle Entwicklung Freier Software

  - Vor allem im Bereich von Auftrags-Software

  - Wird vom Kunden bestellt, aber z.B. unter GPL lizenziert

Wie arbeiten Entwickler konkret?

* Die meisten: Ohne Geld

  - Nicht bezahlt

  - Aber auch nicht durch Geld zwingbar

  - Motive: Notwendigkeiten beseitigen und Spaß an der Entwicklung
    selbst (Oekonux: Selbstentfaltung)

  - Allgemein: Freie Software ist ohne Tauschakt / Kauf zu bekommen

* Vernetzt über das Internet

* Große und kleine Projekte

  - Ein-Personen-Projekte bis Linux-Kernel (mehrere Hundert)

  - Selten mehr als 10 aktive EntwicklerInnen

  - Es gibt Parallelentwicklung, aber selten Konkurrenz im Marktsinne

* Organisationsformen werden Frei bestimmt

  - Auch: Demokratie

  - Häufig gibt es MaintainerInnen

  - Konsensorientierte Entscheidungskultur

* Es gibt zentrale Infrastrukturen

  - SourceForge, Savannah, FreshMeat

  - Wichtig aber grundsätzlich ersetzbar

  - Schreibzugriff explizit geregelt, Lesezugriff auf die Quellen für
    alle

Wo steht Freie Software heute?

* Hat sich seit 1984 (Gründung FSF) weit entwickelt

* Meilenstein: Linux ab 1991

* Seit 1998: "OpenSource" als Marketingbegriff

* Heute: Zunehmende Bedeutung

  - Weit verbreitet im Server-Bereich

  - Zunehmendes Interesse der Verwaltung (München, Staaten der III.
    Welt)

  - Microsoft hält Attacken mittlerweile für notwendig

  - Freie Software auf dem Desktop ist im Kommen

  - Für Standardanwendungen (Office, Internet) gibt es kaum noch
    Gründe, auf Freie Software zu verzichten

  - Auch bei den Embedded Systemen immer wichtiger

* Unterstützung durch Computer-Industrie

  - IBM

  - Andere Hardware-Firmen

Ist Kommerzialisierung etwa von Linux "gut"?

* These: Erfolg Freier Software liegt im Kern in der doppelten
  Freiheit

  - Qualität Freier Software kommt aus der nicht durch den Markt
    gehinderten Ausrichtung der EntwicklerInnen auf die Nützlichkeit
    des Produkts

  - Diese Qualität ist es, die Freier Software zum Durchbruch verhilft
    und nicht etwa nicht niedrige Lizenzkosten

  - Kommerzielle Freie Software hat also zunächst ähnliches
    Qualitätsniveau wie proprietäre Auftrags-Software

* These: Als Keimform dient Freie Software selbstverständlich auch
  kommerziellen Interessen

  - GPL indirekt und Debian explizt verbieten sogar Diskriminierung

  - Interessenkonstellationen sind aber sehr unterschiedlich: IBM mag
    Freie Software, Microsoft nicht

* Insgesamt ist Freie Software schon viel zu stark, um wirksam
  unterdrückt werden können

  - Kommerzialisierung dürfte Freier Software nicht schaden

  - Firmen wie IBM brauchen Freie Software so wie sie ist zum Melken
    und haben also kein Interesse an deren Zerstörung

  - Allerdings schadet sie der Verwertung von Arbeitskraft in der
    Software-Entwicklung

* Lizenzen schützen die Freiheit der Software

  - Vor allem GPL

Welche weiteren Felder wie Freie Texte können sich entwickeln?

* Grundsätzlich gelten die Prinzipien Freier Software für alle Güter,
  in denen Motivation / Kreativität eine zentrale Rolle spielen

* Dazu tritt die digitale Kopie als (Re)produktionsmittel

* These: Auf allen Feldern, wo Menschen Informationen kreativ
  verarbeiten, sind ähnliche Entwicklungen denkbar

* Freie Musik

  - Also nicht die Raubkopien aus den P2P-Netzen

  - Ähnliches Motiv: MusikerInnen wollen, dass ihre Musik von anderen
    gehört wird

* Weitere Beispiele

  - Wikipedia

  - Human Genome Project

  - Indymedia

  - Siehe: http://www.oekonux.de/projekt/links.html

Hat Freie Hardware (Chips, OScar) eine Chance?

* Am weitesten ist die Entwicklung bei Chips

  - Viele Patente blockieren Entwicklung

  - Freie Hardware(-Designs) sind für Herstellerfirmen durchaus
    interessant

* Freies Auto-Projekt wird gerade neu aufgelegt

  - [Hierzu wäre ein Beleg nützlich - wer hat ihn greifbar?]

  - Konkurrenzsituation in der Autoindustrie verhindert, dass
    nützliche Autos produziert werden (z.B. passen Kleinwagen nicht
    ins Marken-Image)

* Es gibt weitere Beispiele, bei denen Designs Frei entwickelt werden

* Die Chance gibt es, aber die digitale Kopie macht die Dinge im
  Bereich der Informationsgüter ungleich viel einfacher

Wo liegen die Hindernisse (bei den Leuten, der Politik, dem Markt)?

* Die Leute brauchen funktionierende Software

  - Letztlich ist egal, was drunter ist

  - Studie Vergleich Windows XP / KDE, OpenOffice zeigt: Umgewöhnung
    ist heute kein Thema mehr

  - Freie Software hat aber einen besseren Ruf - und das mit Grund

  - Freie Software ist sicherer als Microsoft-Produkte

  - Bei Freier Software gibt es keinen Lock-In wie bei proprietärer
    Software (Beispiel: Inkompatible Word-Formate)

* Gefahr aus der Politik: Software-Patente

  - Vor allem Trivialpatente, die nicht verhinderbar scheinen, machen
    Software-Entwicklung allgemein zum juristischen Minenfeld

* Ansonsten begrüßt die Politik (außerhalb USA) Freie Software in
  steigendem Maße

  - Beispiel: WIPO-Konferenz und deren Absage [Hier müsste ich die
    Links raussuchen]

  - EU, III.-Welt-Staaten insbesondere in Südamerika

  - Deutschland (Bundestagsverwaltung, Schwäbisch Hall, München)

* Interessen der Marktteilnehmer sind unterschiedlich

  - Software-NutzerInnen haben viele Vorteile

  - Proprietäre Software-EntwicklerInnen haben eher Nachteile

  - NutzerInnen sind in der Überzahl

* Fazit: Für Freie Software gibt es wenig Hindernisse

* Andere Freie Produkte stehen da erst am Anfang

  - Wirklich seriöse Prognose ist hier nicht möglich

  - Das Potential ist aber da

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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