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Re: AW: AW: [ox] effiziente wirtschaft



On Monday 05 January 2004 22:26, Stefan Seefeld wrote:
Finde ich eine gute Idee. Eine Simulation einer funtionierenden
freien Gesellschaft - also keine Träume - schon wieder mit Geld und
noch mal Markt, sondern mal endlich realistisch in die Zukunft
geschaut: stofflicher Reichtum statt Geld, Markt, Tausch und der
ganze überlebte Kram:-)

Finde ich gef"ahrlich: ein Programm ist schnell geschrieben, und Daten
sind schnell gesammelt und in sch"onen bunten Graphen gemalt. Nur wie
sind die Ergebnisse zu bewerten ? Was genau wurde denn da nun simuliert
? Was f"ur (implizite und explizite) Annahmen gingen in dieses Modell
ein ?

Exakt, darauf wollte ich hinaus. Das ist IMHO auch die entscheidende 
Diskussion.

Bevor man ans Simulieren geht, sollte man sich erst einmal ein
*genaues* Bild davon machen, was man da modellieren will, d.h. was
wesentlich ist, und was 'weg abstrahiert' werden kann. Also im Prinzip,
was wir seit zweihundert Jahren ja schon versuchen.

Solange bin ich noch nicht dabei;-)

Aber auch sonst hast du IMHO nicht recht: Bislang gab es Modifikationen 
allerlei Art (dazu zähle ich den Realsozialismus, Freiwirtschaft, 
Alternativprojekte, Sozialstaatsvarianten etc.) aber _keine_ Versuche, 
eine freie Gesellschaft jenseits Wertform zu machen.

Umstritten: Effizienz in einer Freien Gesellschaft. Meine These: Eine
Freie Gesellschaft _ist_ effizienter - nur hat sie einen anderen
Effizienzbegriff. Oder besser: sie hat viele Effizienzbegriffe, viele
individuelle statt einen objektiv(iert)en.

Das ist eine Nicht-Aussage. Ich stimme mit Dir darin "uberein, dass
unser heutiger Effizienzbegriff v"ollig unzureichend f"ur zuk"unftige
Gesellschaften ist. Und ich folge Dir auch darin, dass zuk"unftige
Effizienzbegriffe menschlicher sein m"ussen (das zumindest lese ich
aus Deinem Paragraphen heraus). Warum aber sch"uttest Du das Kind
mit dem Bade aus ?

Tue ich nicht.

Wenn es keinen messbaren Effizienzbegriff mehr gibt, dann macht die
Aussage eine neue Gesellschaft sei effizienter auch keinen Sinn mehr.
Oder ?

Ja. Das ist auch eine Aussage, die ich kontextfrei formuliert gefährlich 
finde. Karl hat das sehr schön in zwei Zeilen illustriert - ich paste 
nochmal:

	krankenhaus a pflegt 100 kranke mit 100 leuten
	krankenhaus b pflegt 100 kranke mit 50 leuten

Überlege das mit Kindern, Alten, Schulen etc. Und wenn du weiter guckst, 
stellst du fest, dass auch Nahrungsproduktion nicht "effizient" im Sinne 
eines objektivierten Maßstabes sein _darf_. Dito Logistik: Klassisch ist 
es "effizient", den berühmten Joghurt durch halb Europa zu karren oder 
das Wasser in Glas-Flaschen in die USA zu schicken. Usw.

Wenn du weiter differenzierst, landest du eben bei individuellen 
Begriffen. Ich gebe dir allerdings recht, dass man diese Begriffe 
vielleicht nicht mehr wörtlich "effizient" nennen wird. 

Einig sind wir uns aber wahrscheinlich darin, dass bestimmte - d.h. zu 
bestimmende - Prozesse "klassisch" effizient sein müssen: Die Produktion 
stofflicher Güter z.B. Andere aber gerade nicht. Diesen Unterschied 
überhaupt treffen zu können - das macht dann eine freie Gesellschaft aus.

Ciao,
Stefan

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