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[ox] Re: Bezahlte EntwicklerInnen?



Hallo, mich würde an dieser ganzen Diskussion die Frage bewegen, ob es der Idee der Freien Software schaden würde, wenn die Entwickler dafür bezahlt werden. Ist es nicht so, dass die schon jetzt sehr rasante Entwicklung deutlich beschleunigt würde. Die Hauptsache ist doch, das die Software weiterhin frei bleibt. Dabei werden dann sicherlich mehr und mehr auch die Interessen der Firmen, die für die Programmierung bezahlen im Vordergrund stehen, doch hier kommt doch gerade einer der Stärken Freier Software zum Zuge, nämlich die Freiheit auf der Basis der bestehenden Projekte individuelle Anpassungen vorzunehmen, die dann nicht unbedingt im Sinne der Firmen (z.B. Novell oder SUN) sind, jedoch die Interessen der User befriedigt.
Guido

Stefan Merten schrieb:

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----

Hi Michael und Liste!

Last month (45 days ago) Michael Hoennig wrote:
An diesem Punkt würde ich gerne mehr wissen.
...
Zahlenmäßig (Köpfe zählen) hast du
sicher Recht. Von dem gerechnet, was dabei nutzbares rauskommt, aber
nicht. Mindestens 50% des Outputs in FLOSS Bereich kommt derzeit von
Entwicklern, die für Ihre Arbeit sehr wohl bezahlt werden, weil sie
bei SuSE, RedHat, IBM, Sun oder sonstwo angestellt sind.
Nun legst du hier Messlatten an, die keiner verifizieren kann. Was ist
denn "nutzbar"? Wenn ich 2000+ Pakete auf einer SuSE Professional oder
was-weiß-ich-wieviele Debian-Pakete habe: Sind deiner Meinung nach 50%
von Leuten geschrieben, die genau dafür bezahlt wurden? Oder sind die
anderen 50% in deinen Augen einfach nicht nutzbar?
in allem was an Software für professionelle Nutzung gebraucht wird, ich
nenne das mal den Kern  (nicht mit Kernel verwechseln!), haben die Großen
ihre Finger drin. Wer braucht schon 2000 Pakete? Den fünften Editor und
das sechste DNS oder Mail-System? Ich will nicht abstreiten, dass es
seinen Zweck hat und auch globale Vorteile, dass es sowas gibt. Bestimmt
1500 Pakete von diesen 2000 sind wohl kaum zum Kern zu zählen (nicht mit
Kernel verwechseln!).

Na ja, recht schwammig. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass
es 500 Pakete gibt, die überwiegend genutzt werden. Dass es für jedes
Problem fünf oder sechs Lösungen gibt, wie du hier suggerierst, das
Gefühl habe ich aber in der Tat nicht. Sei's drum.

Allerdings tendiere ich auch dazu, quasi die Gesamtarbeitszeit dessen
zu rechnen, was (z.B.) ich heute so benutze. Das ist ja oft schon
älter (woraus SCO jetzt bekanntlich versucht Honig zu saugen). Dennoch
habe ich nicht das Gefühl, dass an den vielen, vielen Paketen 50%+
bezahlte Leute arbeiten. Deswegen meine Nachfrage: Kannst du das
irgendwie belegen? Diese Frage interessiert mich schon lange. Der
FLOSS-Survey gibt das jedenfalls nicht her:
Nein, an den 2000+ Paketen nicht. Aber die zentralen Linux-Kernel-Hacker
sind bekanntermaßen fast alle bei RedHat, SuSE (jetzt Novell) oder auch
Citrix angestellt. GNOME wird zum großen Teil von XIMIAN (jetzt Novell)
und auch Sun entwickelt. 95% der OpenOffice Programmierer sind bei Sun
angestelltm wenn auch die OOo Gesamt-Community (mit Übersetzer,
Doku-Schreibern etc.) bunter ist.

Dazu möchte ich mal fest stellen, dass Freie Software schon existiert
hat, als RedHat, SuSE, Ximian noch nicht exisiert hat und Sun, IBM und
alle anderen großen Player Freie Software höchstens milde belächelt
hat - wenn sie denn überhaupt auf ihrem Radar aufgetaucht ist. Ich
könnte wetten, dass der größte Teil der Code-Basis aus den von dir
bezeichneten 500 Paketen just aus dieser Zeit stammt.

	http://floss1.infonomics.nl/stats.php?id=9
Da gehen aber auch diese 1500 Pakete ein, die mal dieser und mal jeder
braucht, die man aber kaum zum Kernsystem zählen kann. Und ohne dieses
Kernsystem wäre keine FLOSS Software-Umgebung nutzbar.

Und nur dieses Kernsystem wäre für niemensch interessant. Lange Zeit
war ein Hauptargument gegen Freie Software, dass ja keine Anwendungen
vorhanden seien. Heute gibt es wirklich einen Haufen Anwendungen für
GNU/Linux. Ich finde es vor diesem Hintergrund ein bisschen anmaßend
zu behaupten, dass das Kernsystem das Entscheidende ist. Die
historische Entwicklung war jedenfalls anders.

Zudem ist das
wieder ein "Head-Count", keien "INput.Count" (eingesetzte Zeit) oder bar
"Output-Count" (nutzbare Ergebnisse). Und selbst dort meldete etwa
dieselbe Anzahl, dass sie in irgend einer Weise für ihr FLOSS Engagement
bezahlt werden, wie diejenigen, die nicht dafür bezahlt werden.

In *irgend* einer Weise für *irgend* ein Engagement bezahlt, ist aber
etwas ganz anderes als für die Entwicklung bezahlt - und um diese
Frage ging's hier.

Rechne
doch mal die verschiedenen "Yes" Antworten dort zusammen! (Kommt nur eh
irgendwie mehr als 100% raus, wenn man alle zusammenrechnet.)

Was üblich ist, wenn mehrere Antworten gegeben konnten.

Mindestens
diese sollte man da wohl mitrechnen:

Yes, directly: I am paid for developing OS/FS.15.58%

Das war die Zahl, die ich meinte. Zu der stehe ich nach wie vor.

Yes, directly: I am paid for supporting OS/FS. 11.81%

Dann würdest du also die AutomechanikerIn mit der MaschinenbauerIn
gleichsetzen, die das Auto (mit)entworfen hat, das die
AutomechanikerIn wartet. Das finde ich nun wirklich ein bisschen
abenteuerlich.

Yes, directly: I am paid for administrating OS/FS. 18.31%

Und hier würdest du auch noch die TankwartIn gleichsetzen. Das finde
ich noch abenteuerlicher.

Yes, indirectly: but I also develop OS/FS in my work 12.74%

Auch das finde ich wenig stichhaltig.

Bei mir zumindest war es so, dass ich irgendwann mal einige kleinere
Tools beFreit habe, die ich irgendwann mal in meiner Arbeitszeit
entwickelt hatte um mir selbst das Leben einfacher zu machen. Die
Sorte Tools, wo du dich während der Arbeit daran selbst immer mal
fragst, ob das durch deinen Job eigentlich voll gedeckt ist - was aber
durch die gesteigerte Produktivität tatsächlich so ist.

Für solche Fälle würde ich nur sehr eingschränkt davon sprechen, dass
ich dafür bezahlt worden bin, Freie Software zu entwickeln. Aber gut,
lass uns die Hälfte so zählen. Dann kommen 21.95% raus. Das ist immer
noch eine kleine Minderheit.

ich will keinesfalls die Arbeit der wirklich freiwilligen unbezahlten
Entwickler schmälern. Einzig und allein geht es mir darum, dass erkannt
wird, wieviel die verhassten Konzerne zu FLOSS beisteuern

Hass ist m.E. kein guter Ratgeber.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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