[ox] Kurze Zusammenfassung der Entwicklungen im Bereich der freien Musik
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Sat, 17 Jan 2004 23:37:19 +0100
Hi!
Ich wollte schon vor einiger Zeit eine Zusammenfassung über die
bisherigen Entwicklungen im Bereich der freien Musik schreiben.
Das habe ich jedoch bisher vor mich hergeschoben und will es
hiermit nachholen:
1. Copyleft-Lizenzen
Lizenzen mit einem Schutzmechanismus gegen unfreie Derivate sind
zuerst für Musik und später für allgemeine Werke wie Pilze aus
dem Boden gewachsen; eine Standardlizenz wie es quasi die GPL
für Programme ist, gibt es jedoch nicht. Dies ist problematisch,
da Copyleft-Lizenzen zueinander gewöhnlich inkompatibel sind.
Desweiteren sind diese Lizenzen allesamt hinter verschlossenen
Türen designt worden, was in mangelhafter Praxistauglichkeit
resultiert. (Desweiteren gibt es noch pseudo-freie Musik- und
Contentlizenzen wie die gelbe und die rote OML, cc-nc, cc-nd
u.a. Aber das ist hier eigentlich off topic.)
2. Inhaltliches
Es gibt einige isoliert musizierende Bands und Computer-Solisten,
die Aufnahmen ihrer Musik (trotz oder in Unkenntnis der
Unzulänglichkeiten) unter den oben erwähnten Lizenzen (z.B.
unter die EFF Open Audio License) im Internet veröffentlichen.
Eine Kultur des Weiterbearbeitens (remixen, nachspielen usw.)
hat sich jedoch bisher dabei nicht herausgebildet; die Trennung
in Produzenten und Konsumenten also noch vorhanden.
Das anscheinend einzige Projekt, das Musik gemeinschaftlich über
das Internet gestaltet, ist das Open Music Project, welches
jedoch dazu proprietäre Software verwendet. Genauere
Einzelheiten kenn ich leider nicht.
3. Community
Die Diskussion über freie Musik ist verstreut über diverse
Mailinglisten und News Groups. Dabei handelt es sich jedoch
nicht etwa um eine inhaltliche Unterteilung (z.B. Rechtliches,
Technisches, Philosophisches usw.), sondern um eine historisch
gewachsene Zerstreutheit.
4. Was kann getan werden?
Es könnte ein Projekt gestartet werden, welches konsequent
versucht, Musik ähnlich freier Software entstehen zu lassen
(also in über das Internet verteilten virtuellen Bands mit
freier Teilnahme- und Forkmöglichkeit für alle), unter
Verwendung freier Software, sowie unter Verwendung einer freien
Lizenz (vor allem auch: einer fehlerfreien).
Da es noch immer keine sinnvolle Copyleft-Lizenz für freie
Inhalte gibt, es aber kontraproduktiv wäre, auf eine solche ewig
zu warten, könnte zunächst eine Lizenz ohne Copyleft-Mechanismus
verwendet werden. Soeine ist nämlich vergleichsweise
unproblematisch zu schreiben.
cu,
Thomas }:o{#
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"Look! They have different music on the dance floor..."
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