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[ox] Anmerkung zur Brötchenfrage: Auto-ID (EPC) - ein Weg zu freien Produkten? (Fortsetzung)



Einleitend ein Zitat aus Wolf Göhrings Aufsatz "Mittels IuK-Technik
die Warenproduktion dialektisch aufheben?":

"Die Informations- und Kommunikationstechnik wird nolens volens in
Richtung Aufhebung der Warenproduktion entwickelt. Nolens - weil die 
Macher dieser Technik die Aufhebung der unabhängig voneinander
betriebenen Privatarbeiten und der Warenproduktion nicht im Sinn haben, sondern 
[diese, SM] nur für sich selbst perfektionieren wollen.
Volens - weil die Macher ideologisch, praktisch und technisch alles
zu dieser Aufhebung vorbereiten und aufgrund der ökonomischen Zwänge 
gar nicht anders können: die private Perfektionierung der 
Warenproduktion durch Vernetzung wird Ware und allen Konkurrenten 
gleichermaßen zugänglich."
(Becker/Göhring: "Kommunikation statt Markt", GMD Report 61, S.137)

Es gibt für mich derzeit kein besseres Beispiel für diesen Vorgang
als die RFID-Technologie mit dem "Internet der Dinge". Einige Auszüge
aus der Spezifikation:

"Wir haben die Vision, eine 'flotte Welt'" (im Original: smart world, SM)
"zu schaffen, das heißt, eine intelligente Infrastruktur zur Verbindung
von Objekten, Informationen und Personen über das Computernetzwerk.
Diese neue Infrastruktur wird die univerelle Koordinierung von
physikalischen Ressourcen mittels Fernsteuerung und -bedienung durch
Menschen und Maschinen ermöglichen. Unser Ziel ist es, offene Standards,
Protokolle und Sprachen zu schaffen, die die weltweite Adaptierung dieses
Netzwerkes vereinfachen - um die Grundlage eines 'Internets der Dinge'
zu formieren." 

(White Paper, The Electronic Product Code (EPC))

"Es war zwar auch bisher technisch machbar, so ein Netzwerk zu schaffen,
aber neue Technologien lassen seine praktische Implementierung zur
Realität werden. ... dieses Netzwerk [wird] allgegenwärtig sein,
in vielen verschiedenen Umgebungen - von Produktionsfabriken und
Logistikzentren bis hin zu Verkaufsstellen und dem trauten Heim."

(White Paper, The Electronic Product Code (EPC))

Und hier einige Schlagzeilen des "RFID-Journal":

"Trend Analysis: Small-scale rollouts begun this year
will expand rapidly in 2005 and beyond 

Guidance: 2004 Will Determine the Winners and Losers
of 2005 and Beyond 

Conclusion: Time to Face the Future: This year, 
end users and vendors need to position themselves for success"

Was sich fortsetzen läßt. Dieses Jahr meint 2004.
Wie war das doch mit den ökonomischen Zwängen?


Die enorme Tragkraft der Spezifikationen rund um die RFID liegt
darin, daß sie es ermöglichen, nichthierarchische Systeme zu
schaffen, die sich im günstigsten Fall - und hier liegt die
Herausforderung - jedem Versuch der Zentralisierung und Aneignung
entziehen. 
Daraus ergibt sich der grundlegende Unterschied zu herkömmlichen
Planungssystemen, egal ob realsozialistisch oder proprietär:
die neuen Systeme lassen sich nur von der Basis aus und unter
aktiver Mitwirkung der daran Interessierten realisieren. Womit
der Bezug zu den Paradebeispielen der freien Software offenbar
wird.
Daß diese aktive Mitwirkung kein Wunschtraum sein muß, wird belegt
durch die Tatsache, daß die Einführung dieser Technologie aufmerksam
registriert wird (nächste Aktion: 28.2.2004 am Pilotprojekt
der Metro in Rheinberg). Wäre es vor zwanzig Jahren jemandem
eingefallen, gegen die Einführung von Barcodes zu demonstrieren?

Hierzu zum Abschluß noch einmal Wolf Göhring:

"Die Privatarbeit vernetzen, ohne die Privatarbeit zu vernetzen. Das
würde man tun müssen, um die Warenproduktion zu retten. ... wer
Datenschutzgesetze als einen Hemmschuh verschreit, wenn er
automatisch Kundenprofile erstellen will, der bereitet ideologisch
alles vor, damit auch das letzte Bit an technischer Information,
an Forschungs-, Entwicklungs-, Produktions- und Produktinformation
weltöffentlich wird."

(ebenda, S.138)


Stefan (Mat)
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