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Selbstentfaltung und Plackerei (was: Re: [ox] interessantes Interwiev)



Hi Michael et al!

Last week (8 days ago) Michael Hoennig wrote:
Wenn Du kein Problem mit dem Eigentum an Produktionsmitteln hast, hast
Du dann auch keins mit dem Eigentum an Code und Wissen? Ist
schliesslich auch nur das Produktionsmittel unserer Zeit.

ich rede von physikalischen Gegenständen. Die gibt es immer nur
stückweise und sie müssen bedient und gewartet werden.

Das gilt auch für Software - oder? In dieser Hinsicht sehe ich gar
keinen kategorialen Unterschied zwischen materiellen und virtuellen
Artefakten.

Staatseigentum wiederum ist ja auch nur eine andere Form von Eigentum.

Wer, wenn nicht der Staat und nicht Unternehmen und nicht Gesellscahften,
sollen sich denn um die Wartung kümmern? Wer darf sie bedienen? Wer
verwaltet die Erlaubnisse?

Wie läuft denn das in Freien-Software-Projekten? Da sind es auch weder
Staat noch Unternehmen, die sich um all diese Fragen kümmern. Vielmehr
sind es genau Commons.

Ja, ich weiß, dass du der Meinung bist, der Zugang zu OOo wird von Sun
kontrolliert. Ich denke, du unterschätzt die Rolle der
Freie-Software-Commons, die eben unabhängig von Staat und Unternehmen
agieren.

Last week (8 days ago) Michael Hoennig wrote:
Wenn du wirklich glaubst, die Menschen würden
freiwillig und ohne jeden persönlichen Vorteil Arbeiten ausführen, die
ihnen keinen Spaß machen (und auch die muss jemand machen), dann bist du
ein Träumer.

Du fasst den persönlichen Vorteil vielleicht ein bisschen eng. In
Freie-Software- oder ähnlichen Projekten machen auch Leute die
Drecksarbeiten, ohne dass sie einen *unmittelbaren* persönlichen
Vorteil davon haben. Wenn ich z.B. hier täglich den Spam-Filter
reinige, dann habe ich persönlich davon überhaupt keinen Vorteil.
Dennoch tue ich es - und kriege kein Geld oder sonst einen
entfremdeten Lohn dafür.

Diese Plackerei ist eben Teil der Selbstentfaltung - na ja, eigentlich
alles Oekonux-Standards. Würdest du dem widersprechen.

Und wenn nicht, dann mag so eine Gesellschaft zwar funktionieren, aber
nicht auf einem technischen Level, der auch nur annhähernd dem heutigen
entspricht, dann erübrigt es sich auch vom materiellen Wohlstand zu
reden. Und von der vollautomatischen Produktion sind wir noch sehr weit
entfernt.

Kannst du das näher begründen? Aus der Oekonux-Argumentation würde ich
gerade gegenteilig argumentieren. Die Technisierung bringt Chancen für
Selbstentfaltung, da sie nützliche Tätigkeiten in den Bereich der
Kreativität verschiebt.

Vor allem konnte mir noch keiner von euch Freiwirtschafts-Gegnern
aufzeigen, wie eurer Meinung nach der Umbau der Gesellscahft erfolgen
sollte. Und wie Macht der Konzerne eingschränkt werden könnte. Alles was
ich sehe, sind Träumereien vom Ziel und ein paar vage Ideen.

Du würdest also die Argumentation mit der Produktivkraftentwicklung,
die ich für eine Kernargumentation der Oekonux-Theorie halte, für eine
vage Idee halten? Nun, wie sehr hast du dich denn mit dem
entsprechenden Background auseinander gesetzt, dass du dazu kommst?

Dass ich die Träume teilweise teile, ändert nichts daran, dass mir das
träumen nicht reicht, sondern ich nach realistischen Wegen suche.

Dann würde ich die Freiwirtschaft *ganz schnell* fallen lassen. Hier
handelt es sich um ein typisches Endzeitmodell, dass versucht am
Ancient Regime noch ein paar Korrekturen anzubringen um es
lebensfähig zu halten. Nichts könnte in Bezug auf den Kapitalismus
mehr daneben liegen.

Die
stärksten Gegener der vorhandenen Wege sind seltsamerweise nicht die
Verfechter des heutigen Systems, sondern ausgerechnet diejenigen, die
von einer besseren Welt träumen.

Ja, deswegen wird Oekonux aus dieser Ecke auch immer wieder gebasht.
Einfach zu positiv für einige Linke ;-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

--
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and send out in the evening of the day it is written. It
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________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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