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[ox] Fwd: Re: "Digitalisierte Musik zwischen Raubkopie und gesellschaftlicher Alternative"



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Date:  Fri, 14 Jan 2005 17:52:27 [PHONE NUMBER REMOVED] (MET)
From:  tt at cut3.com
Subject:  Re: "Digitalisierte Musik zwischen Raubkopie und gesellschaftlicher Alternative"
To:  Stefan Merten



Freie Software und Musik
========================

hab hier ein bisschen das gefühl, dass äpfel mit birnen verglichen werden.

könnte auf bestimmt historische situationen zutreffen, etwa musik vor ihrer
technischen reproduzierbarkeit und vor urheberrecht. wo sich einer des
anderen stücke angehört hat, und genommen/verändert hat, was im gefallen
hat, bzw was er sich gemerkt hat. sourcecode wäre hier das notenmaterial
gewesen. soweit es in der jeweiligen konkreten situation überhaupt vorhanden
war. wichtig ist das in der volksmusik ähnlich wie in der freien software
wenn man sie in ihrer gesamtheit sieht, als kolektiv gearbeitet wird, an
einem grossen ding. jeder baut direkt auf das material des anderen auf. was
sehr gut ist wird sehr oft reproduziert. individuelle autorenschaft ist eher
unwichtig.
in der heutigen musiklandschaft liegen die dinge doch anders. zwar gibt es
cover-versions und das in steigender zahl. trozdem steht eindeutig, das
individuelle schaffen im fordergrund. oft das besondere, das das eigene vom
kolektiven abhebt. autor, orginalgenie usw. eben als leitbild. heraus kommt
ein diskurs wo wurzeln verleugnet werden, oder besonders betont wir wenn
diese nicht verleugnet werden. denk an elvis, eminen und schwarze musik.
denke also wirklich das der vergleich hier nicht wirklich sinnvoll ist.
oder eben nur in teilaspekten wie der bewegung um die cc-samplinglizenz.


DRM, P2P, CC, CF
================

DRM (Digital Rights/Restriction Management)
- -------------------------------------------

     Kopierschutz bzw. Abspielverhinderung

wesentlich ist für mich auf einer technologischen ebene die abkapselung der
rohdaten mit hilfe kryptografischer verfahren. die eben im normalfall den
zugriff auf die eigentlichen daten verhindert. mit allen folgen die das für
eine offene nachhaltige wissengesellschaft hat. kopierschutz klingt da fast
zu harmlos. weil eigentlich haben alle dann nur mehr datenmüll auf ihren
platten. den sie eben nur mehr mit berechtigung anderer nützen können.



     Vor allem aber: Weitreichende Pläne für Computer

o    Ziel: Durchsetzung von Verwertungsinteressen mittels Technologie

          Ist also vor allem im Interesse der Musikindustrie

filme, software, zeitschriften, e-books, fernsehen, news. eigentlich alle
digitalen güter für die man kohle kassieren kann.



          Staat als klassischer Hüter von Verwertungsinteressen nur am
          Rande im Spiel

ohne umgeungsschutz wirds nicht gehen. das heist auch nicht ohne
durchsetzung durch polizei, gerichte, strafvollzug


     o    Im Rahmen von Marktwirtschaft unproblematisch

du solltest dich etwas mehr mit den inneren wiedersprüchen der
marktwirtschaft beschäftigen! trifft unternehmen natürlich genauso wie
gesellschaft als ganzes. erhöhte kosten und vor allem masiv komplizierterer
zugang bei der nutzung von werken. ganz allgemein, gebremste inovation, weil
erschwerter zugang zu neuesten schöpfungen aller art, und durch verlust des
kulturellen langzeitgedächtnisses. wenn es schlecht läuft, würde sich das
denke ich irgendwann sogar im bip bemerkbar machen.

und man sollte nicht vergessen, dass das vor allem staaten betrifft, die
technologischen nachhohlbdarf haben. also vor allem die länder des südens.



               Kommt ohne direkten Zwang aus

weiss nicht wie du das meinst, macht aber in keinem der möglichen fälle
sinn. funktioniert jedenfalls nur mit direktem zwang durch staatliche
gewaltmonopole.


               DRM kann zielgenauer sein als Messmethoden von
               Verwertungsgesellschaften

eben nur in der schlimmsten variante, wo man musik dann etwa pro nutzung
lizenziert und abrechnet. da gibt es dann aber auch wirklich den gläsernen
konsumenten.



o    Probleme heutiger DRM-Ansätze

aktuell etwa verstecktes drm wie bei apple itunes, wo leute nach ein paar
jahren drauf kommen, dass alles was sie zusammengetragen haben plötzlich
wieder weg ist.


     o    Mit TCPA wird das Prinzip des Computers massiv beschnitten

denke man kann schon absehen, dass es "nur" um ein ms windows problem gehen
wird. consumer windows wird schlimm werden, in anderen umgebungen bringt
tcpa vielleicht sogar vorteile. leute wie ich werden dann zwei computer
brauchen.



P2P (Peer to Peer)
- ------------------

     D.h. "Tausch"börsen wie Kazaa, eDonkey, etc. pp.

     Dort wird i.d.R. nicht wirklich getauscht

natürlich! in dem sinn dass menschen auch was bereitstellen. etwa
torrent-files länger offen lassen, oder musik die sie gut finden in ihren my
music folder stellen. halt tauschen wie in einem tauschring, und nicht nur
zwischen zwei peers.


o    System zur Verschleierung illegaler Kopien

systeme zur dezentralen verbreitung von dateien. es wird auch freie software
über bittorrent verteilt.


          Zumindest für Musik wäre es viel einfacher dicke, zentrale
          Server zu haben

p2p kann denk ich mehr mehr. filtern, load-balancing usw.



o    Freie Musik / Freier Content käme ohne P2P aus

gerade da macht p2p besonders sinn. weil niemand zentrale server betreiben
muss, weil niemand niemandem traffic verrechnen muss, usw.
du musst das auch weiterdenken. die kids wollen sicher, dass ihre handys
wenn sie in einen klub gehen, automatisch musik mit anderen handys tauscht.
voraussetzung ist natürlich dass die peers sich lokal auch direkt vernetzen
können, in dem fall über ein drahtloses mash.
ich denke frei inhalte brauchen auch infrastruktur in den händen der nutzer.
sowohl gerät wie auch wie im obigen beispiel das recht eine frequenz auch im
direkten austausch zu benutzen.


CF (Content-Flatrate) / P2P-Steuer
- ----------------------------------



     o    Bricht nicht mit der DRM-Logik

geb dir hier in vielem recht, aber das ist unfair. ist sehr wohl als
gegenmodell zu drm gedacht. und ist zumindest als gedankenexperiment ein
wichtiges argument gegenüber der rechteindustrie.

heisst ja auch alternatives kompensationssystem, und will eben gerade
kompensation ohne kontrolle ermöglichen. bricht halt nicht mit einer
vergütungslogik für kulturelle güter.

kommt aber eh nicht. und ich finde es ist einfach zeitverschwendung zu viel
darüber nachzudenken. da gibt es so viele andere, sinnvollere ansätze um
eine freie, nachhaltige wissensordnung zu ermöglichen, an der möglichst
viele teilhaben können.



hoffe es hilft. kannst du wie du willst weiter geben, weiterverwenden.

lg thomas




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