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Re: [ox] Re: Forken und Demokratie



Benjamin Teuber in liste oekonux.de on Mittwoch, 16. März 2005 at 08:07
Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:

Demokratie heißt ja erstmal nur Volksherrschaft, und das ist ja
eigentlich genau das was wir wollen - halt nur irgendwie besser als mit
Wahlen.
Der Begriff Demokratie ist aber auch für uns erste Sahne, nicht?
OK, um deutlich zu machen dass es nicht um Wahlen geht, könnte man ja
"Neue Demokratie" oder am besten gleich "Freie Demokratie" verwenden =)


Damit bin ich nicht einverstanden: eine" Volks-herrschaft" ist ja schon im
Ansatz eigentlich eine verdächtige Angelegenheit.

Schon mal drüber nachgedacht, warum das ominöse Volk immer doppelt
auftritt? (in den Volksdemokratien hat man das sogar zum Sprachdenkmal
gemacht ;-)

Einmal als jemand oder etwas das herrscht - und einmal als etwas über das
geherrscht wird.

Da ist schon seltsam. Wieso eigentlich muß sich das Volk selbst
beherrschen? Und wie soll das Aussehen, wenn wir uns die ganze Realität
der Demokratie mit Wahlen, Gerichten, Polizei und Militär wegedenken?

Vielleicht geht "Volksherrschaft" letztendlich gar nicht anders zu machen
als durch Repräsentation, Wahlen, und Politiker.
Vielleicht ist "Volks-herrschaft"  nichts anderes als eine
Herrschaftsform, bei der es auf Bekundung von Zustimmung zur Herrschaft
ankommt - im Kern freilich, wie jede Herrschaft, souverän, schrankenlos,
mit ihren Erfolgen immer unverschämter werdend. Wer das Volk ist: das
bestimmt die Herrschaft. Sie läßt wählen wenns genehm ist. Und wenns
schiefgeht kommt eine andere Garnitur ans Ruder, das erspart blutige
Machtkämpfe. Eine Abstimmung über das Ende eines Staates hat noch keiner
dieser Volksausschüsse veranstaltet. 

Vielleicht ist Volksherrschaft, so wie Holger angedeutet hat, schlicht
funktionale Herrschaft. Herrschaft die den Bedarf an innerer und äußerer
Gewalt liefert, wie er von einer Produktionsweise gefordert wird, die dem
Wachsen des Werts dient und nicht menschlichen Bedürfnissen.

wie wärs mit: wir wollen gar keine Herrschaft ? wir wollen überhaupt keine
Kommando- und Kontroll-, Befehls-, Bestraf- und Belohngesellschaft!? Wir
wollen eine Gesellschaft von freien, sich selbst entfaltenden Individuen,
die letztlich niemanden beherrschen?

So utopisch das auch klingt: ist das nicht eher das was wir hier
diskutieren? Wir müssen uns sehr lange und ausgiebig darüber unterhalten
was das bedeutet. Auch ob das überhaupt geht. das meint Stefan Mn, wenn 
er die OHA Frage stellt. Aber das Konzept der Demokratie, da stimme ich
Holger und Stefan Mz zu, trägt relativ wenig dazu bei, sie zu klären.

Franz

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