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[ox] (Fwd) [contraste-list] 20 Jahre Wissenschaftsladen Bonn



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An:             	Contraste Liste <contraste-list yahoogroups.de>
Von:            	Dieter Poschen <CONTRASTE t-online.de>
Datum:   	Thu, 09 Jun 2005 21:57:07 [PHONE NUMBER REMOVED]
Betreff:        	[contraste-list] 20 Jahre Wissenschaftsladen Bonn
Antwort an:     	contraste-list yahoogroups.de

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Aus CONTRASTE Nr. 247 (April 2005)

20 JAHRE WISSENSCHAFTSLADEN BONN


Gerne zwischen allen Stuehlen


Der Wissenschaftsladen Bonn - mit
25 MitarbeiterInnen der groesste der
58 Wissenschaftslaeden in Europa - bereitet aktuelle
Erkenntnisse und wissenschaftliche
Forschungsergebnisse verstaendlich und praxisnah fuer
Buerger auf und beging Ende 2004 seinen
20. Geburtstag. Zukunft, Strategien und Geschichte
des Wissenschaftsladen Bonn - ein Interview
gefuehrt von Brigitte Peter mit dem Geschaeftsfuehrer
Theo Buehler.


Der Name "Wissenschaftsladen" klingt eher nach verstaubtem
Buecherladen als nach innovativer Beratungseinrichtung ...

Theo Buehler: Der Name zeigt, wo wir herkommen:
aus den achtziger Jahren, wo ueberall Laeden gegruendet
wurden, wo sich Buerger zusammenschlossen, Politik
"im Kleinen" machen, etwas bewegen wollten. Der
Name mag angestaubt klingen. Aber unsere Idee, die
Bruecke zwischen Wissenschaft auf der einen Seite und
Buergern auf der anderen Seite zu schlagen, ist aktueller
denn je.

Wer kennt denn Wissenschaftslaeden ueberhaupt?

In den Niederlanden weiss jedes Kind, was Wissenschaftslaeden
sind. Und auch bei der EU stehen die so genannten
Science Shops hoch im Kurs. Bruessel hat in den
letzten Jahren hunderttausende Euro ausgegeben, um
Projekte der europaeischen Wissenschaftslaeden zu foerdern.
Begruendung: Die heutige Wissensgesellschaft funktioniere
nur, wenn es neben guten Wissenschaftlern auch
gute Wissensvermittler gaebe.


Wieso haben sich die Wissenschaftslaeden in Deutschland
nicht durchgesetzt?

Der Wissenschaftsladen Bonn hat sich durchgesetzt.
Wir sind mit 25 Mitarbeitern und einem Jahres-Umsatz
von mehr als 2 Millionen Euro der groesste Wissenschaftsladen
in Europa, sind am EU-Projekt massgeblich beteiligt.
Die Wissenschaftsladen-Bewegung als solche hat
sich in Deutschland nicht behauptet.

Fehlt bei uns die Foerderung der oeffentlichen Hand?


Das ist nur ein Grund, warum es in den Niederlanden
besser laeuft. Dazu kommt: Als vor 20 bis 25 Jahren die
Umweltbewegung
aufkam, entstanden zum einen die OekoInstitute. Das waren die
"Revolutionaere", die in der Oeffentlichkeit
standen, die den alten Theorien neue entgegensetzten.
Zum anderen gruendeten sich an zwoelf deutschen
Unis Wissenschaftslaeden mit dem Ziel, Buergern
Oekologie ganz praktisch nahe zu bringen. Wir bekamen
viele Anfragen. Aber die Arbeit war vergleichsweise
unspektakulaer.
Eines unserer ersten Projekte war, Waschmittel
unter oekologischen Gesichtspunkten zu untersuchen
und das Ergebnis zu publizieren.


Geld aus oeffentlichen Kassen haben aber nicht die
Wissenschaftslaeden, sondern Institutionen wie Stiftung
Warentest oder die Verbraucherzentrale bekommen ...


... nicht zu vergessen die Transferstellen der Unis. Die
muessten eigentlich von der Wirtschaft bezahlt werden,
denn sie bereiten in erster Linie Forschungsergebnisse fuer
Unternehmen auf. Wir haben vor einiger Zeit mal die Probe
aufs Exempel gemacht und eine "Buergeranfrage" an
die Hochschulen in NRW gestellt: Wenn wir ueberhaupt
eine Antwort bekamen, so war die nicht selten falsch oder
die Transferstellen fuehlten sich nicht kompetent - trotz
Uni im Ruecken.


Verbraucherberatung, Oeko-Institute, Transferstellen
- was will man noch mehr?


Keine Frage: Wissen wird heutzutage genug produziert.
Aber es fehlen mehr Organisationen wie wir, die
Entwicklungslinien
sehen, Informationsluecken schliessen
und diese als Dienstleistung fuer Buerger zusammenfuegen.
Beispiel: unser Projekt "Stiftungsnetzwerk": Wer die Szene
kennt, weiss, dass immer mehr Agenda 21-Gruppen angesichts
leerer kommunaler Kassen die Luft ausgeht.
Gleichzeitig gibt es immer mehr Menschen, die ihr Geld
gerne sinnvoll in Stiftungen anlegen moechten. Das zu erkennen
und zusammenzubringen, ist unser Ding: In diesem
Fall haben wir, gefoerdert vom Bundesumweltministerium
und dem Umweltbundesamt, Leitfaeden entwickelt,
bieten Workshops und Beratung an, um lokale Gruppen
bei der Gruendung eigener Buerger-Stiftungen zu unterstuetzen.


Wo funktioniert das noch?


Ein grosses Feld fuer uns ist der Bereich Arbeitsmarkt
und Qualifizierung. Da kommen zwar immer wieder
neue Studien ueber Arbeitslosigkeit von renommierten
Instituten
heraus. Aber welche von diesen Institutionen hat
ueberhaupt Kontakt zu Arbeitsuchenden oder Arbeitslosen,
weiss, was diese bewegt, wo ihre praktischen Probleme
liegen? Der Wissenschaftsladen Bonn gibt seit mehr
als zehn Jahren jede Woche die Informationsdienste
"arbeitsmarkt
" heraus, in denen wir die Arbeitsbereiche Umweltund
Naturwissenschaften sowie Bildung, Kultur
und Sozialwesen analysieren und Stellenanzeigen auswerten.
Von unseren Abonnenten kann man sicher nicht
auf alle Arbeitsuchenden schliessen. Aber wir bekommen
viele Rueckmeldungen, haben dadurch Bodenhaftung
und einen Blickwinkel, der sich von dem anderer Institutionen
unterscheidet. Unser Pfund ist, dass wir immer
auch nah am Alltag arbeiten.


Was tut der Wissenschaftsladen mit diesem KnowHow?


Wir haben uns zum Beispiel den Arbeitsmarkt "Erneuerbare
Energien" vorgeknoepft, der als Wachstumsmarkt
gilt. Das Spannende an diesem Arbeitsmarkt ist: Noch
gibt es keinen Arbeitskraeftemangel, aber er ist absehbar.
Haetten wir daher z.B. einen der ueblichen Karrieretage fuer
Uniabsolventen veranstaltet, waere wohl kaum eine Firma
gekommen. Um in Zukunft gut ausgebildete Arbeitskraefte
zu haben, muessen sich aber heute schon Bildungseinrichtungen,
Unternehmer, Arbeitsaemter und auch Arbeitslose
aus diesem Wirtschaftsbereich zusammensetzen
und sich ueber kuenftige Qualifikationsanforderungen
und notwendige Bildungsangebote verstaendigen. Das haben
wir mit einer Fachtagung, Branchenworkshops sowie
einer Job- und Bildungsmesse im Rahmen der weltweiten
Konferenz Renewables 2004 in Bonn moeglich gemacht.


Diese Arbeit wuerde man als Kontaktmanagement
und Wissensmediation beschreiben. Die Angebote im
Bereich Umwelt und Gesundheit klingen aber nach
wie vor eher nach Verbraucherzentrale.


Die Themenfelder im Wissenschaftsladen Bonn sind
ueber 20 Jahre gewachsen. Die Bereiche Elektrosmog,
unbelastete
Textilien, gesunde Ernaehrung, energiesparendes
Autofahren, Umweltkommunikation oder auch Baubiologie
sind unsere Basis: Felder, die wir schon lange besetzen,
Themen, die die Buerger taeglich beruehren. Das zeigen
die Anfragen, die wir erhalten. Wir versuchen dennoch,
uns auch bei diesen Verbraucherthemen von anderen
Organisationen abzusetzen.
Unser Elektrosmogexperte etwa ist - weit staerker als es
Verbraucherorganisationen in der Regel vermoegen - sowohl
in der Wissenschaft als auch in der Praxis verankert.
Er wertet wissenschaftliche Studien aus, geht aber auch
zu den Buergern und misst Strahlenbelastungen vor Ort.


Die Haelfte der Mitarbeiter des Wissenschaftsladen
Bonn sind schon ueber zehn Jahre dabei. Wird die Arbeit
nicht irgendwann langweilig?

Das Tolle an unserer Arbeit ist ja gerade, dass wir immer
dort einsteigen, wo gesellschaftlich etwas passiert,
wo Buerger bzw. Buergergruppen Unterstuetzung brauchen
- und zwar keine theoretische, sondern ganz handfeste.
Fuer anderes wuerde der Wissenschaftsladen Bonn im Uebrigen
auch keine Finanzierung finden.

Traumjob Wissenschaftsladen Bonn also?


Nicht fuer jeden. Wer einen Chef braucht, der sagt, wo
es lang geht, wird bei uns nicht gluecklich. Genauso wenig
wie der, der ausschliesslich wissenschaftlich arbeiten
will ... Wenn wir uns auch als Wir-AG und nicht als
Ansammlung
von Ich-AGs verstehen - ein bisschen Unternehmer
sollte man schon sein. Fuer die Kolleginnen und
Kollegen, die in letzter Zeit gekommen sind, ist klar: Sicher
ist die Stelle auf Dauer nur, wenn sie durch Projekte
refinanziert ist.

Der Wissenschaftsladen Bonn ist 20 Jahre alt. Was
bringt die Zukunft?


Hoffentlich noch ein paar Institutionen mehr, die arbeiten
wie wir, die Bruecken zwischen verschiedenen Akteuren
schlagen - und dabei stets die Buerger im Blick haben.
Volkswirtschaftlich sinnvolle Projekte, in denen wir
Wissen zusammenbringen koennen, gibt es noch genug.
Was den Wissenschaftsladen Bonn anbelangt: Wir wollen
systematisch weitere Informationsluecken aufdecken und
uns so neue, spannende Themenfelder erschliessen.
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