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[ox] kreative vs. instrumentelle Macht (was Re: OHA-Fragen)



Hallo Hans-Gert,

Ja, ich schätze das auch oft: Ich kann mich auch mal auf jemensch
anderes verlassen. Dazu braucht dieser jemensch dann aber auch die
entsprechende Macht.

Das ist der springende Punkt: Stimmt diese These? (Holloway) nimmt sie
bereits im Titel seines Buchs gründlich auseinander: "Die Welt verändern
ohne die Macht zu übernehmen". Er unterscheidet sehr deutlich zwischen
"kreativer Macht" und "instrumenteller Macht".

Der Titel "...ohne die Macht zu übernehmen" suggeriert ja bereits,
dass reale Macht die instrumentelle Macht ist, nicht die kreative Macht.

Tatsächlich fällt IRL auf, dass die Mächtigen (Politiker, Richter,
Gesetzgeber, Investoren) wenig Kreativität im Schaffens-Sinne aufweisen,
während Entwickler praktisch machtlos sind.

Entwickler haben zwar in ihrem Bereich einen gewissen Entscheidungs-
Spielraum, aber in den grossen Zügen wird ihnen doch von den
Nicht-Entwicklern _vorgeschrieben_ (im wahrsten Sinne -- durch Gesetze,
aber auch durch Arbeitsanweisungen/Aufträge oder Kreditvergabe),
in welche Richtung die Entwicklung zu laufen hat, und was erlaubt und
nicht erlaubt ist.

Genau dies ist ja die Tragik bei DRM und allgemein bei "M$ vs. Linux":
Es begann schon damit, dass der Vater von Bill Gates ein einflussreicher
Jurist war, der durch juristische Winkelzüge dem Sohnemann zur _Macht_
über IBM verhalf, und zum Verdrängen der "kreativ mächtigeren"
Konkurrenten durch instrumentelle Macht-Tricks (Knebelverträge,
Gerichtsprozesse etc.).  Es ging weiter damit, dass in den Anwender-
Firmen die technisch Inkompetenten =die mit "instrumenteller Macht"
darüber entscheiden, welche Software angeschafft wird.  Andere
Nicht-Entwickler wie z.B. die Werbe-Branche sorgen dafür, dass auch
die meisten Privaten das falsche kaufen.

Auch in Nicht-SW-Bereichen herrschen die Nicht-Entwickler und lenken
die Ressourcen in falsche --unproduktive-- Bahnen:  Man denke z.B.
nur daran, wie viel Geld in die Rüstungsindustrie gebuttert wird,
das dann für zivile=konstruktive Innovationen und Produktion fehlt.
Oder die Autoindustrie bedient mit jahrhunderte-alter Technik
(Verbrennungsmotor) die niedersten Instinkte von technischen
Analphabeten (SUV-Käufer), statt in technische Innovation
(umweltfreundliche Antriebssysteme, Leichtfahrzeuge) zu
investieren.  Selbst wenn ein Entwickler das geistige Werkzeug
für konstruktive Innovationen hat, wird ihm von den instrumentell
Mächtigen (Bosse+Banker) klargemacht, dass DAfür kein Geld da ist.

Wie sollten also gemäss Holloway die kreativ Mächtigen "die Welt
verändern", solange instrumentell Mächtige --Nicht-Entwickler--
über die Entwicklung und die Ressourcen bestimmen ?

Gruss,
Christoph



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