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Re: [ox] Potsdamer Denkschrift 2005



Rudolf Sponsel wrote:
Hans-Gert Gräbe schrieb:

Hoevels stellt in seinem Buch "Marxismus, Psychoanalyse, Politik" fest:
(1) diese Gesellschaft macht krank, (2) die Kranken (also wir alle)
ziehen aus ihrem Kranksein einen primären Gewinn = eigene psychische
Entlastung und (3) einen sekundären Gewinn = Anerkennung durch die
anderen Kranken.
 

Diese Diagnose ist sicher viel zu einseitig und damit falsch. Es
schimmert die 'marxistische Krankheit' durch, auf den Augen der Biologie
und Psychologie blind zu sein. Aus der Geschichte sollten auch Marxisten
lernen können, und zwar sichtbar, ansonsten sollte man sich mit diesen
Leuten und ihren Theorien nicht weiter befassen. Aber die auch die
'psychoanalytische Krankheit', jeden und alles für krank zu halten nach
dem Motto, es gibt keine Gesunden nur unzulänglich Diagnostizierte, gibt
sich unverhüllt zu erkennen. Marxismus und Psychoanalyse sind quasi
potenzierte Theologie.

Du bist da schnell mit Urteilen zur Hand. Hoevels stellt fest, dass Marx
und Freud - bei ihm detailliert auch ausgeführt, warum - durch die
Konzentration auf je ihren Gegenstand wichtige Querverbindungen zwischen
Öko- und Psychoanalyse nicht verfolgt haben, ja eben aus psychischen
Gründen sogar davor zurückgeschreckt sind. Blinde Flecke in der
Wahrnehmung gibt es eben auch bei solch großen Leuten (sorry, wenn Marx
für mich noch immer ein großer Denker ist - je größer, desto mehr sich
mir der originale Marx erschließt, also der, welcher sich auftut, wenn
man die ideologischen Scheuklappen ablegt).

Die ganze Frankfurter Schule - Adorno, Horkheimer etc. - hat sich stark
mit Fragen der psychsichen Konstiution des Individuums befasst, lies
etwa Adornos "Meinung, Wahn, Gesellschaft".  Hoevels ist das
Stringenteste in der Richtung, das ich gelesen habe.

HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
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  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
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