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Re: [ox] P/P-Zusammenfassung



Hallo Liste,

AndreasFH schrieb:
solltest du deine idee noch mal konkret
und zusammenfassend darlegen wollen wird das evtl. einige hier noch
interessieren.

Gerne:

Die P/P-Dichotomie beschreibt 2 gegensätzliche "Werthaltungen", die in
Individuen unterschiedlich stark vorwiegen und ihr Verhalten prägen:

- Produzent:
  Erschafft durch eigene Leistung und Intelligenz.
  Es geht ihm um die Sache, um Inhalte, um das Werk,
  richtig ist was mit der Realität vereinbar ist, was funktioniert.
  Typischer Beruf heute: Ingenieur
  Historische Rollen: Ackerbau, Handwerker, Erfinder

- Predator:
  Erbeutet durch Gerissenheit, List, "Beziehungen".
  Es geht ihm um Gewinn- und Machtmaximierung als Selbstzweck,
  er denkt formalistisch und prestige-bezogen:
  richtig ist die Meinung des Mächtigeren, selbst wenn sie falsch ist
  (die Diskrepanzen zur Realität müssen ja eh die Produzenten ausbaden).
  Typischer Beruf heute: Anwalt
  Historische Rollen: Jäger&Sammler, Raubritter, Eroberer

Starke Predators haben die Macht -- sie entscheiden falsch über die
Verteilung der Ressourcen und den Fortgang der Gesellschaft -- falsch
i.S. des Gemeinwohls, "richtig" i.S. ihrer Eigeninteressenmaximierung.
Produzenten sind kaum solidarisch untereinander und lassen sich so von
den Predators ausbeuten und gegeneinander ausspielen ("prostituieren"
sich an Predators).  Alle bisherigen "Revolutionen" ersetzten bloss
eine Predator-Clique durch eine andere an der Macht.  Darum blieben
Feudalismus und Kriege bis heute erhalten.


Relevanz für Oekonux/FLOSS:

Die moderne Computertechnik würde es erstmals in der Geschichte
ermöglichen, dass Produzenten solidarisch und mächtig werden,
indem sie sich per Internet vernetzen, sich selbst organisieren
und die schädliche Bevormundung durch Predators überwinden.
Dies setzt aber voraus, die P/P-Dichotomie zu erkennen.

Die Marx'sche Dichotomie "Workers / Rulers" vernebelt die
P/P-Realität durch Falschklassifizierungen (z.B. Anwalt als
Worker statt Predator, KMU-Chef(Ing.) als Ruler statt Produzent)
und verhindert so die nötige Solidarisierung der Produzenten.
Dementsprechend blieben/bleiben in Marx'schen "Revolutionen"
immer Predators an der Macht, auch über das Ende des
Kapitalismus hinaus!  So auch in der "GPL-Gesellschaft",
wenn es nach den Predator-Maulwürfen Lessig und Moglen geht.
Auch falsche Propheten wie Kurz und Spehr verschwenden unsere
Zeit mit falschen Fährten und fiktionären Illusionen.  Sogar
Wiki-Gründer Wales perpetuiert Feudalismus, indem er Landkarten
statt Boden Frei machen will.

Solange Predators ihre Machtmonopole wahren können, wird es
keine Freiheit und Gerechtigkeit geben.  Geld, Kapitalismus und
entfremdete Arbeit sind nur Fetische, Mittel zum Zweck, durch deren
"Abschaffung" die Probleme nicht wirklich gelöst würden, sondern
bloss der alte Predator-Wein in neue Schläuche gegossen würde.
Predator-Macht(missbrauch) gab es schon bevor es diese Fetische
gab, und wird es auch danach noch geben, ausser die Produzenten
besinnen sich der P/P-Dichotomie und handeln danach.

Es gibt keine Opfersymmetrie zwischen Produzenten und Predators --
die "Selbstentfaltung" der Predators (Kriege, Ausbeutung, Krisen)
geht drastisch auf Kosten der Produzenten, aber nicht umgekehrt!
Um den Schaden zu minimieren, müssen die Predators entmachtet werden.
Es geht nicht um "Ausgrenzung", sondern um Abschaffung von Privilegien!
Als Jäger&Sammler oder Sofasitzer wird ihre Selbstentfaltung harmlos.

Die Machtmonopole der Predators können nur gegen deren Willen
abgeschafft werden -- auf demokratischem, produzenten-solidarischem
Wege.  Damit die Predators mit ihrem veralteten Jäger&Sammler-Denken
und ihrer kurzsichtigen Gewinnmaximierung nicht den Planet zerstören,
müssen selbstorganisierte Produzenten die Entscheidungsmacht übernehmen,
um technisch, sozial & ökologisch sinnvolle Entwicklungen herbeizuführen.

Gruss,
Christoph Reuss




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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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