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Re: [ox] Noch mal zur Freien Gesellschaft



Moin,

Am Freitag, den 17.03.2006, 17:22 [PHONE NUMBER REMOVED] schrieb Hans-Gert Gräbe:
[...]
Das verstehe ich nicht. 

Es geht mir darum aufzuzeigen, dass es überhaupt nicht um gut vs. böse
geht, sondern darum, welche Verkehrsordnung gilt. Moral (als gut vs.
böse) ist nur Produkt dieser Struktur. Mein Lieblingsbeispiel dazu ist,
dass beispielsweise jener Unternehmer als moralisch gut bewertet wird,
der eine möglichst große Summe seines Gewinns wieder in den Markt
zurückführt, also neu investiert und jener als böse, der seinen Gewinn
mit Yacht, hübschen Frauen und Lotterleben über die Runden bringt.
Zufällig (nein, eben nicht zufällig) stimmt diese Moral mit der
Wirkungsweise kapitalistischer Vergesellschaftung überein, nach der nur
dann Akkumulation weiterhin funktioniert, wenn Kapital reinvestiert
wird. Nichts desto trotz braucht es Wertvernichtung, nicht aber in dem
Maße. Es geht mir darum zu erklären, dass die Probleme die wir
kritisieren, nicht dadurch entstehen, dass irgendjemand Prod oder
Pred-Schemate »in sich trägt«, sondern dass jene Moral, die
Handlungsweisen sanktioniert nichts weiter ist als die logische Denke
zur falschen Struktur. Ebensowenig wie Antisemitismus einfach so
»zufällig« von »bösen Menschen« vertreten wird, sondern logische Folge
einer unverstandenen Warenwelt ist (so mal kurz und platt).

Ich meinte, dass - um mal bei Christophs
Terminologie zu bleiben - JEDER sowohl Predator als auch Producer ist,
der Riss durch die Gesellschaft also auch durch jeden Einzelnen geht und
deshalb Christophs Einteilung in GUT-Menschen (incl. er) und
SCHLECHT-Menschen (incl. ich) den Kern des Problems verpasst.

Auch da wieder mein Widerspruch. Ich denke nicht, dass es überhaupt Sinn
macht, diese Dichotomie in seriöse Bahnen lenken zu wollen. Dass sich
jemand in Konkurrenzverhältnissen konkurrierend verhält, ist nicht böse
oder »predatorhaft«, sondern aus der Struktur des Verhältnisses logisch
erklärbar.

Gruß, Lars
-- 
      "Kriterium des Wahren ist nicht seine unmittelbare
          Kommunizierbarkeit an jedermann"
         -- Theodor Wiesengrund Adorno, aus: »Negative Dialektik«

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