Re: [ox] © DIE ZEIT 21.07.2005 Nr.30 Fegefeuer des Marktes
- From: Stefan Seefeld <seefeld sympatico.ca>
- Date: Wed, 26 Apr 2006 21:14:00 -0400
Hans Ley wrote:
Nehmen wir einmal an, der Kapitalismus sei wirklich ein System, das alles, was es den Menschen bringt, unausweichlich bringt – dann sähe es um seine Zukunftschancen schlecht aus. Denn es ist nicht anzunehmen, dass die Bürger in den entwickelten Ländern, die den Kapitalismus schon einmal gezähmt haben, seine Regression in den ungezähmten Zustand widerstandslos hinnehmen werden. Die Gründung einer deutschen Linkspartei jenseits der Sozialdemokratie ist nur das erste Zeichen eines politischen Unwillens, der in Kürze leicht vorrevolutionäre Formen annehmen könnte.
Hier weiss ich nicht recht, was unter 'System' zu verstehen ist, und in welcher
Beziehung es zu 'Mensch' steht. Ist der Kapitalismus etwas, was ausserhalb des
Menschen existiert ? Was heisst 'unausweichlich' ? Dass alle "Anderungen nur
ausserhalb des Kapitalismus realisierbar sind ?
Nehmen wir aber umgekehrt an, der Kapitalismus sei gar kein System und seine Zumutungen alles andere als zwangsläufig – was dann? Dann wäre die Rede von Systemzwängen offensichtlich bloße Ideologie, verwandt der kommunistischen Propaganda, nur dass sie diesmal von den Verfechtern des freien Marktes und durch das Kapital selbst vorgetragen wird, zur Einschüchterung der Gesellschaft und dauerhaften Erhöhung der Profit-Raten.
Der Rest des Artikels behandelt die vielf"altigen Formen von Ideologien, mit denen
der status quo gerechtfertigt wird. Was haben die aber mit der obigen Frage zu tun,
ob der Kapitalismus 'ein System' sei ? Geht es hier darum zu zeigen, dass der
Kapitalismus doch gar nicht so ein Haifischgesicht hat, wenn man sich nur die
Ideologien wegdenkt, die ihn viel unmenschlicher erscheinen lassen als er eigentlich
ist ?
Gruss,
Stefan
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