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Re: [ox] bedingungsloses Grundeinkommen



Hi,

Am Mittwoch, 26. April 2006 22:57 schrieb Benjamin Teuber:
Zu der Aussage dass höhere Löhne _gar nichts_ brächten weil sie
angeblich 100%ig über Preise an (nur) die armen zurückgegeben würden,
sage ich mal besser nix. Mit dem Argument kann man ja beliebig niedrige
Löhne fordern...

Oder man geht das wirkliche Problem an, welches darin besteht, daß
die Reichen mehr Zins erhalten, als sie zu ihrer Reproduktion ausgeben
bzw. ausgeben können und den Wenigverdienenden, die weniger Zins
erhalten, als sie zur ihrer Reproduktion ausgeben (müssen). All jene,
die mit der betrieblichen Preiskalkulation beruflich schon einmal in
Berührung gekommen sind, wissen, daß alle Steuern, Abgaben, Roh-
stoff-, Bodenrenten-, Zins- und Lohnkosten durchlaufende Posten sind, 
die sich jeder Betrieb im Endverkaufspreis vom Kunden neben dem 
Gewinn anteilig erstatten läßt.

Es bleibt eine Tatsache, daß Löhne vom Markt und dem Absatz der
hergestellten Waren und Dienstleistungen abhängig sind. Dies wird
in Ostdeutschland mehr als deutlich, wo höhere Preise infolge der
Verarmung durch Hartz IV Konsumverzicht auslösen und deshalb
am Markt nicht durchsetzbar sind. Wenn ein Haarschnitt jedoch
für höchstens 10 Euro am Markt zu verkaufen ist, können den
Angestellten keine 15 Euro die Stunde an Lohn gezahlt werden, 
ohne daß der Betrieb langsam aber sicher in den Konkurs segelt.
Weshalb nur Hungerlöhne von 4-5 Euro die Stunde gezahlt wer-
den können, von welchen kaum eine(r) wirklich leben kann.

Schlagen wir jetzt 48% Mehrwertsteuer auf einen Haarschnitt
auf, werden noch weniger Menschen sich einen Haarschnitt
leisten können. In einkommensschwachen Gebieten wird dies
dazu führen, daß noch weniger Betriebe am Markt bestehen
können. Besonders dann, wenn - wie Christian schon richtig
zeigte - der Preisanstieg durch die Mehrwertsteuer das zusätz-
lich erhaltene bedingungslose Grundeinkommen von 1300 Euro 
so oder so wieder auffrist.

Nein, Herr Werner geht es darum, den betrieblichen Gewinn durch
indirekte Subventionen der Betriebe zu steigern, nicht darum,
die notwendige Umverteilung der Vermögen und ein Ende der Zins-
erpressung zu fordern. Würde er beispielsweise eine Besteuerung
der banküblichen 300 % Zins- und Spekulationsgewinne mit 48 %
je Transaktion fordern, um daraus jedem ein bedingungsloses
Grundeinkommen zu zahlen, hätten seine populistischen Parolen
ja noch Hand und Fuß - so dienen sie nur dazu, die Verarmung der
Mehrheit der Gesellschaft zur Freude der Reichen zu zementieren.

Gruss,
Jacob


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