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[ox] Linux - Sein vs. Schein (was Re: Infos zur Liste / Re: Linuxxxxxx)



Wolfram Pfreundschuh schrieb heute:
2. Bei der Diskussion um Linux selbst, die ich nur zum Teil kenne,
vermerke ich einige Idealisierungen, indem so getan wird, als würde
alles so entstehen können wie Linux. Verschenkte Programmierarbeit
halte ich noch nicht für systemtranszendierend. Außerdem funktioniert
sie auch nur auf Rechnern, die unter herrschenden
Prosduktionsbedingungen entstanden sind und das Internet, das wir so
schön nutzen können, wird von Werbemitteln getragen.
3. Das Geschäft um Linux herum und das durch Linux gemacht wird,
wirft ebenfalls einige Bedenklichkeiten auf.
Es ist ein Geschäft, das damit gemacht wird, dass Linux nichts kostet
und in seiner Entwicklung selbst nicht den Anspruch hat, marktgerecht
zu funktionieren. Letztres werfe ich nicht Linux vor, sondern seiner
Existenz in der kapitalistischen Ökonomie als Mittel der Ausnutzung.
Wer darauf angewiesen ist, seine Zeit nicht mit unnötiger Arbeit zu
verbringen (z.B. 1.000 URL-Adressen nachzukorrigieren), sollte auch
informiert werden, dass Linux, wo es gewerblich eingesetzt wird, auf
dem Markt garnicht so funktioniert, wie der es verlangt (mit knappem
Zeitaufwand Produkte herzustellen).
4. Und was ich für das Letzte in dieser Hinsicht halte ist der
Verkauf von Wikipedia-Kopien an diverse Firmen, damit die daraus
eine  hohe Aufmerksamkeit in ihrer Werbung gewinnen. Ich fühle mich
als Autor einiger Texte in Wikipedia dazu missbraucht,
unentgeldlicher Lieferant von Werbemittel sein zu müssen, weil ich
die Wikipedia-Sache unterstützen wollte. Das zu einer Realität von GNU.

Solange Preds die Chefideologen der FS-Bewegung sind, wird wohl nichts
anderes zu erwarten sein als eine grosse Portion PR-Schwindel und Abzocke
unter Orwell'schen Vorwänden zum Gegenteil ("gratis, gut & transparent").

Die Philosophie der Linux-Geeks ähnelt noch allzusehr der von M$:
- Monopolisierung des Fachwissens, die DAUs werden abhängig gehalten,
  dazu wird die Technik möglichst kompliziert und un-intuitiv gemacht.
- Motto "wir schulden den DAUs nichts", "die DAUs sind selbst schuld",
  "Hauptsache ich komme damit klar und mir macht's Spass".
- Produkte zeichnen sich aus durch BenutzerUNfreundlichkeit und techn.
  Rückschrittlichkeit (basieren auf 1970s/80s-Systemen).

Diese Einstellungen passen eigentlich schlecht zum Gesellschaftsmodell von
Oekonux und zu den Ansprüchen, die FS offiziell stellt/"bewirbt".  Wenn
nach den obigen Mottos auch Brot, Autos, Häuser etc. hergestellt werden,
dann gute Nacht Welt...

Was es bräuchte, wäre ein von Grund auf neues System, das "aus einem Guss"
besteht (statt ein zusammengeflicktes GUI über ein "DOS" zu nageln) und
das echt benutzerfreundlich ist --so wie das MacOS 1984 anfing--,
und programmiert in einer leicht erlernbaren Programmiersprache, sodass
wirklich auch normale User die offenen Quellcodes selbst abändern können.
(so im Stil von Metal-Basic, welches als Freeware erhältlich ist.)

Aber so ein System neu zu entwickeln wäre knochenharte Arbeit und müsste
zentral gut koordiniert werden, es lässt sich also nicht nach dem
"just for fun"-Prinzip mal so nach Feierabend übers Netz herstellen.
Allgemein gilt der Grundsatz: Je "einfacher" ein Produkt für den
Anwender, umso schwieriger ist die Entwicklung für die Entwickler.
Wenn die Entwickler "just for fun" arbeiten, kommen unbefriedigende
Produkte für die Anwender heraus.

Die Geeks sollten sich Rosa Luxemburg in einer modernen Fassung
zu Herzen nehmen:  "Spass ist immer auch der Spass der Anderen."  ;-)

Gruss,
Christoph



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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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