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[ox-de] Lesenswerter Blogeintrag über Open Source Ecology





Silke Helfrich hat in ihrem Commonsblog endlich die Arbeit auf sich
genommen, Schlüsselpassagen von Open Source Ecology ins Deutsche zu
übersetzen.

Ich empfehle diesen Blogeintrag, der sich mit einer der spannendsten
Entwicklungen unserer Tage beschäftigt.

http://commonsblog.wordpress.com/2008/11/02/oscar-open-source-auto-und-open-source-okologie/

ich habe ihr auch gleich geantwortet:


Liebe Silke,

zunächst mal herzlich danke für die Übersetzungsarbeit und das Referieren
von OSE!! Wir haben Marcin 2004 zur oekonux Konferenz gebracht, und von
keinem der Sprecher ist mir eine vergleichbar zielstrebige und effektive
Aufbauarbeit bekannt. Marcins Konzept verdient nicht nur Beachtung, es
bedarf auch der Verbreitung - in nicht unbedingt gleichen, aber ähnlich
ernsthaften Globalen Dörfern in Europa.

Die aktuelle "Bombe" besteht meiner Meinung nach darin, das Marcin
erstmals die Frage aufgestellt hat, wie wir die zentralen Einheiten, die
unsere Dezentralisierung überhaupt erst möglich machen, die vielen
Fabriken für Basiselemente und Bauteile, nach unseren Prinzipien aufbauen
oder transformieren können. Nicht alles kann vor Ort hergestellt werden,
und die heutige Industrie ist extrem eigenarbeitsfeindlich geworden. Ich
behaupte und andere haben das untersucht, dass das genau mit dem
wesentlich größeren Eigenarbeitspotential zu tun hat, das spontan in jedem
Moment durch die technologische Umwälzung der Produktion und der
Kommunikation entsteht.

Und auch deswegen sind wir nicht ganz soweit wie wir gerne wären, und
Produkte wie der Open Source Traktor "Liberator" und die CEB-Maschine sind
jetzt einmal in der Praxis zu testen, bevor die Massenproduktion von
Bestandteilen beginnen kann. (Auch durch Industriepartner, ganz analog wie
bei Open Source Software).

Du siehst ganz richtig, dass dieses Konzept über die Mängel der
"Angepassten Technologie" weit hinausgeht und im Grund viel flexibler ist
für technische Lösungen die größere Kooperationen erfordern.

Dass wir mit dem Problem der Übersetzung zu kämpfen haben, und vieler
anderer Fragen - die wichtigste ist wohl derzeit wie die synchrone
Telekooperation von Entwicklern wirklich gehandhabt werden kann - ist ja
kein Mangel der OSE selbst; sondern hier müsste erkannt werden dass "Open
Everything" ein Ökosystem ist, das jetzt erst langsam zusammenzuwachsen
beginnt und in dem die Arbeit von ÜbersetzerInnen sehr wichtig sein wird.

Deswegen sind "outreach communities" wie zum Beispiel Minciu Sodas von
Andrius Kulikauskas (der ebenfalls auf 0x3 war) wichtig, die die Netzwerke
und ihre Fähigkeiten genau dorthin tragen wo sie benötigt werden. Andrius
hat einen Weblog zu diesen Fragen gestaltet, den ich nur empfehlen kann: 

http://www.pbs.org/idealab/author/andrius_kulikauskas/

In Episode 8 ist sein Beitrag auf der letztjährigen Knight News Challenge
zu sehen:

http://www.pbs.org/idealab/2008/11/the-includerepisode-8people-vs.html

Der Includer ist ein Projekt das genau von diesen Schwierigkeiten des
Netzuganges ausgeht!

Gottseidank ist es möglich gewesen, diese beiden communities (OSE und
Minciu Sodas) zu einer Schnittmenge zu bringen, zum Beispiel über die
Globalvillages Liste, zu der ich herzlich einlade:

http://groups.yahoo.com/group/globalvillages/

Genau die Fragen die Du aufwirfst sind jetzt extrem spannend. Wo lassen
sich denn überhaupt ungebrannte Ziegel aus dem lokalen Material
herstellen? Sind gebrannte Ziegel überlegen? Wie kriegen wir die
Energiequelle vor Ort? Wie die Presse? Wer produziert, baut zusammen,
überprüft? 

"Techniker, Agrarwissenschaftler, Ökonomen" haben von unserem Modell der
Globalen Dörfer noch nicht einmal Kenntnis genommen, ebensowenig wie von
Frithjof Bergmanns New Work Villages. Hier gilt es zu dokumentieren, die
guten Beispiele zu sammeln und eine kritische Masse herbeizuführen. Dabei
brauchen wir Sozialwissenschafter und Entwicklungsexperten.

Und Du hast recht, dies ist nicht ein Programm für Afrika alleine, dies
ist ein Programm das nur funktioniert wenn wir selbst es leben wollen. Wir
haben ungleich bessere Voraussetzungen, Globale Dörfer in Europa zu bauen,
unser Problem sind eben Individualisierung und unsere zurecht bestehenden
hohen Ansprüche ans Leben. Das erfordert eine hohe Bereitschaft,
Frustrationen in Kauf zu nehmen und doch sich nicht mit Halbheiten
zufrieden zu geben. Ich bin aber zuversichtlich, dass gerade jetzt ein
Netzwerk Globaler Dörfer in Europa entsteht.

Wir könen in der derzeitigen Lage nicht mehr tun als gezielt zu
experimentieren und uns wechselseitig zu unterstützen, den Freiraum zu
kriegen und das enorme Potential anschaulich und real zu machen, das im
Prinzip der Commons schlummert.


Franz Nahrada

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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