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"Da unterscheiden wir uns dann tatsächlich: Das Internet ist ein
Kommunikationsmittel und kann eine wichtige Grundlage neuer sozialer
Vermittlungsformen jenseits der Wert- und Tauschlogik sein. Das
Entscheidende sind dann aber die sozialen Formen, die gefunden werden
(oder auch nicht) und nicht das Internet selber. Das schafft keinen
Reichtum. Und öffentliches bzw. "überprivates" (was ist das?) Eigentum

ist es auch nicht."

Doch, das Internet und ein paar andere Dinge mehr kann u U Reichtum
schaffen! dieses grosse systemische Produktionsmittel aus Wissen 
(Produkt- und Prozessdateien) und Fertigungsmaschinen kann eben unter
Umständen genau den Reichtum schaffen, der alle reich macht und nicht
nur die einen, und die anderen arm (siehe Zinn "Wie Reichtum Armut
schafft"), und das dann auch noch stabil und dauerhaft und nicht von
unberechenbaren Konjunkturschwankungen und -zyklen abhängig. Dieser
Reichtum besteht dann aber nicht in Geldvermögen, und auch nicht in
einer (mehr oder weniger ungeheuren) Warenansammlung, sondern im
Vermögen, Konsumgüter nach Bedarf bzw. Wunsch jederzeit (im Rahmen der
ökologisch gesetzten Möglichkeiten!) zur Verfügung haben zu können.
Und dieses systemische Produktionsmittel befindet sich
(sinnvollerweise) nicht in privatem Eigentum einer einzelnen
natürlichen oder juristischen Person, sondern - möglicherweise - im
Eigentum einer Gruppe von Nutzern, und da käme es dann darauf an,
möglicherweise gibt es dann wieder so etwas wie den griechischen
Oikos, aber als freien und freiwilligen Zusammenschluss von Nutzern,
als kleinste wirtschaftliche Einheit, mit dem Ziel der Schaffung
grösstmöglicher Unabhängigkeit und Autarkie - wobei dann natürlich
wieder Zusammenschlüsse und Verbindungen von solchen kleinsten
Einheiten auf nächsthöherer Ebene denkbar sind, z B mit dem Ziel der
Erzeugung von Gütern die nicht als Endkonsumgüter zu verstehen sind,
also Infrastruktur, Energieversorgungsnetze usw., bis zur staatlichen
Ebene - oder gleich Europa. Ist natürlich alles Phantasie von mir, und
sehr grobe Pinselstriche. Aber ich denke schon dass es diese Techniken
sind, die neue Möglichkeiten schaffen, und nicht neue soziale
Vermittlungsformen, die gefunden werden könnten. Also Kommunikation z
B muss sicher nicht neu erfunden werden, die kann aber effizienter
unterstützt werden, sodass Informationen schneller und leichter
verfügbar sind, und in aussagekräftigeren Medien (z B dein Vortrag
nicht nur als Text oder Folien, sondern auch hörbar). Aber davon
werden wir eben nicht reich, sondern davon dass am Ende diese doofen
Dinge geschaffen werden ohne die wir alle nicht können, auch wenn
diese Dinge bei Licht besehen enorm trivial daherkommen (Waschbecken?
Kochtopf? Kloschüssel? Kaffeemaschine? Sofa? Fahrrad per email?) Das
"notwendige Produkt" eben, jedenfalls muss das mit SICHERHEIT
und prinzipiell auch FÜR JEDEN da und verfügbar sein, und dann
kommen die"höheren" Bedürfnisse an die Reihe...             

Mit den Werten und dem Wert und den Preisen habe ich nicht so grosses
theoretisches Problem, der Wert hat meist eine mehr normative
Konnotation, während der Preis "einfach" die faktisch an einem Markt
ermittelte Bewertung ist; die Differenz Wert zu Preis wäre für mich zu
fassen entlang der Differenz Faktizität zu Geltung; die Vernunft will
zwar die Suche nach einem "gerechten" und "natürlichen" Wert nicht
aufgeben, dennoch kann es einen "natürlichen" Preis von Dingen nicht
geben - in welcher Währung? wer sollte die Preisbildung überwachen?
wer hätte das Recht dazu, und wer die Kapazitäten? 

Aber - wie gesagt, ich denke diese Debatte ist vergleichsweise müssig,
die Lösungen liegen auf einer anderen Ebene. 

Die Dinge werden schon noch ihren Wert haben, aber - je automatischer
hergestellt - immer weniger, bis sie eben so wertlos oder wertvoll
sind wie die - noch - unbegrenzt verfügbare Atemluft, bzw eine 1-
Person-Sekundenportion davon. Ich hatte schonmal darauf hingewiesen:
dieses Beispiel soll auch darauf hinweisen, dass unbegrenzte
Verfügbarkeit nicht Verschwendung bedeuten muss, sondern einfach
gebrauchswertorientierte Nutzung.

Für den Luxus und das Protzen muss man sich dann was anderes einfallen
lassen, was dann aber den Zugriff auf ganz andere knappe Ressourcen
erfordern könnte als auf maschinelle Produktionskapazitäten. Ich
glaube aber nun auch dass das keine ernsthaften theoretischen Probleme
sind, die zu erörtern sich lohnte.    

Grüsse allerseits,
Ludger
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Kontakt: projekt oekonux.de



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