[ox-de] keimform.de: LibreOffice: Basar statt Kathedrale
- From: Stefan Meretz <stefan meretz.de>
- Date: Tue, 1 Feb 2011 16:52:49 +0100
LibreOffice: Basar statt Kathedrale
http://www.keimform.de/2011/libreoffice-basar-statt-kathedrale/
Von StefanMz
Die Botschaft ist eindeutig
<http://www.heise.de/ix/artikel/Die-Freiheit-die-ich-meine-1170972.html>:
Liebe Unternehmen, die ihr Geld rund um Freie Software machen wollt:
Wenn ihr nicht versteht oder verstehen wollt, wie die Entwicklung
Freier Software funktioniert, dann mÃssen wir uns leider von euch
trennen.
Eure Communities.
Im Herbst 2010 kam es zu einem Fork
<http://de.wikipedia.org/wiki/Fork_%28Softwareentwicklung%29> des alten
OpenOffice.org-Projekts <http://de.wikipedia.org/wiki/OpenOffice.org> und
zur GrÃndung von LibreOffice-Projekts
<http://de.wikipedia.org/wiki/LibreOffice>. Ich sagâs mal etwas
deutlicher, als es die Autoren des iX-Artikels ÂDie Freiheit, die ich
meineâÂ
<http://www.heise.de/ix/artikel/Die-Freiheit-die-ich-meine-1170972.html>
tun: Hauptsponsor Oracle <http://de.wikipedia.org/wiki/Oracle> hatâs nicht
geschnallt und total versaut â ein Lehrbeispiel!
Und so geht die Geschichte: Es war einmalâ
â im Jahr 1985, als StarWriter
<http://de.wikipedia.org/wiki/StarOffice#Geschichte> erschien. Das war ein
Textverarbeitungsprogramm fÃr inzwischen nur noch in Museen zu
besichtigende Computersysteme
<http://de.wikipedia.org/wiki/Amstrad_CPC>. Die Wohnzimmer-Firma Star
Division <http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Division> aus LÃneburg
brachte es als proprietÃre Software
<http://de.wikipedia.org/wiki/Propriet%C3%A4re_Software> auf den Markt.
Von Freier Software <http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Software> war
bestenfalls in den USA in eingeweihten Zirkeln
<http://de.wikipedia.org/wiki/GNU-Projekt> die Rede. Als die nach
Hamburg Ãbergesiedelte Firma angesichts der ÃbermÃchtigen M$-Konkurrenz
Mitte der 1990er Jahre ins Schwimmen kam, machte sie einen
Guerilla-Hack von einigen Star-Division-Entwicklern (StarOffice auf
GNU/Linux) Ãffentlich. StarOffice mutierte schrittweise zu Freier Software.
Die Firma Sun Microsystems
<http://de.wikipedia.org/wiki/Sun_Microsystems> schluckte 1999 Star
Division, das Projekt OpenOffice.org entstand. 2010 war Sun selbst an der
Reihe und wurde von Oracle gekauft. Sun bewies zwar ein HÃndchen fÃr den
Umgang mit der Community, aber die anfangs in Aussicht gestellte
Stiftung, die als TrÃger des Freien OpenOffice dienen sollte, wurde nie
gegrÃndet. Mit Oracle kam dann ein Player (ÂHauptsponsorÂ) ins Spiel,
der sich nach innen so gebÃrdet wie der Boss Larry Ellison
<http://de.wikipedia.org/wiki/Larry_Ellison> nach auÃen auftritt:
dynamisch und â ignorant.
Im Herbst war es dann genug: Wichtige Mitglieder der OpenOffice-org-
Community grÃndeten die lange angestrebte Stiftung unter dem Namen The
Document Foundation (TDF)
<http://de.wikipedia.org/wiki/The_Document_Foundation>. Da die
Namensrechte an OpenOffice.org bei Oracle liegen, wurde LibreOffice als
neuer Projektname gewÃhlt. Nach und wechselten fast alle freiwilligen
Community-Mitglieder zu LibreOffice. TDF verfasste ein ÂNext Decade
ManifestoÂ
<http://wiki.documentfoundation.org/TDF/Next_Decade_Manifesto>, das sehr
deutlich ist.
Hier ein Ausschnitt in eigener deutscher Ãbersetzung (die vier Pro und
Contra-Punkte entsprechen sich thematisch).
Wir verpflichten unsâ
* âdie digitale Spaltung der Gesellschaft zu Ãberwinden, in dem wir
jedem Zugang zu kostenlosen Office-Anwendungen geben, die es
ermÃglichen, ein vollwertiges Gesellschaftsmitglied im 21.
Jahrhunderts zu sein;
* â die Bewahrung der Muttersprachen zu unterstÃtzen, indem wir
jeden ermutigen, die Office-Anwendungen in die eigene Muttersprache
zu Ãbersetzen, sie zu dokumentieren, zu unterstÃtzen und zu
verbreiten;
* â es den Nutzern von Office-Anwendungen durch den Einsatz offener
Dokumentenformate und offener Standards zu ermÃglichen, das
geistige Eigentum in ihren Dokumenten zu erhalten;
* â zu einem offenen, transparenten und gegenseitig begutachtetem
Software-Entwicklungsprozess, in dem hohe technische QualitÃt
geschÃtzt wird.
Wir lehnen abâ
* â das Eigentum an Office-Anwendungen durch Monopol-Anbieter, das der
globalen elektronischen Redefreiheit de facto eine Steuer
auferlegt und Ãkonomisch Benachteiligte bestraft;
* â die schleichende Dominanz von Computer-OberflÃchen in einer
einzigen Sprache, die die Menschen zwingt, eine fremde Sprache zu
erlernen, bevor sie sich mit elektronisch Mitteln ausdrÃcken
kÃnnen;
* â das Eigentum Ãber Dateiformate durch proprietÃre Software-
Unternehmen â Dokumente gehÃren ihren SchÃpfern, nicht den
Software-Anbietern;
* â geschlossene Software-Entwicklung, in der Fehler unerkannt
bleiben kÃnnen und schlechte QualitÃt akzeptiert wird.
Was das Âgeistige Eigentum (dritter Punkt der Pro-Liste) mit offenen
Dokumentenformaten zu tun hat, wird zwar nicht richtig klar, aber
insgesamt beschreiben die Punkte sehr gut, was Freie Software-Entwickung
ausmacht. Es liegt auf der Hand, dass dies nur in einem transparenten
Prozess geschehen kann, damit sich keine Community-Anti-Patterns
<http://www.keimform.de/2011/community-anti-patterns/> ausbilden.
Der Rahmen der Stiftung bietet eine gute MÃglichkeit, nun auch die
frÃheren SchwÃchen der OpenOffice-Entwicklung zu Ãberwinden. So soll das
LibreOffice-Projekt wesentlich inklusiver gestaltet werden, um die
AbhÃngigkeit vom alten Star-Division-Team in Hamburg zu Ãberwinden.
BÃrokratische HÃrden sollen abgebaut, notwendige Code-Renovierungen und
-Dokumentationen nachgeholt werden. Code-Ãnderungen sollen schneller zu
Ârunning code fÃhren. Eine klarere Lizensierung (GNU LGPL
<http://de.wikipedia.org/wiki/GNU_Lesser_General_Public_License> und MPL
<http://de.wikipedia.org/wiki/Mozilla_Public_License>) erÃbrigt lÃstige
Copyright-Ãbertragungen, wie das entsprechend des US-Rechts von
Sun/Oracle gefordert war.
Fazit der Autoren des iX-Artikels:
Damit hat sich das LibreOffice-Projekt ganz klar der Basar-Philosophie
der Open-Source-Entwicklung verschrieben, im Gegensatz zur vormals
doch eher dem Kathedralenbau Ãhnlichen Sichtweise. Die Beteiligten
haben die Hoffnung, damit Ãhnlich Erfolg zu haben wie andere groÃen
Open-Source-Projekte, beispielsweise das Linux-kernel-Projekt.
Die Chancen stehen nicht schlecht!
[Update] Oracle versaut es sich langsam mit allen: ÂKonflikt mit Oracle:
Aus Hudson wird JenkinsÂ
<http://www.heise.de/open/meldung/Konflikt-mit-Oracle-Aus-Hudson-wird-Jenkins-1180253.html>
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