[ox-de-raw] Voraussetzungen statt Vorkommen (was: Re: Stichwort: Knappheit)
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Sun, 17 Dec 2006 16:57:48 +0100
Hi Stefan und alle,
der Begriff "Vorkommen" kann irreführend sein, und obwohl ich das lange
Zeit auch so verwendet habe, möchte ich einen anderen Vorschlag machen,
der dem Problem - so meine ich - angemessener ist.
On 2006-12-15 10:45, Stefan Merten wrote:
Stichwort: Knappheit
====================
* Vorkommen
* Ist durch die Natur vorgegeben und unveränderbar
* Bezogen auf einen bestimmten Zeitpunkt auch Produkte
Es war etwas tricky, per Snapshot einfach alle Produkte zu einem
Zeitpunkt x zum "Vorkommen" zu erklären. Worum geht's hier aber
eigentlich?
Es geht doch darum, dass keine Produktion unserer Lebensbedingungen von
Null startet, sondern immer von bestimmten _Voraussetzungen_ ausgeht:
Was es an Rohstoffen gibt, wie leicht wir an sie rankommen, was es an
Technik und Wissen gibt, was es an Produkten gibt und welcher gefragt
sind, was es an Produktionsmitteln gibt etc.
Mein Vorschlag ist also, "Vorkommen" durch "Voraussetzungen" zu
ersetzen: Es gibt bestimmte *Voraussetzungen*, um mit *Begrenzungen*
umzugehen - und das war historisch immer so. Einzig der Kapitalismus
hat eine besondere Umgehensweise mit Begrenzungen "erfunden", die
sich "Knappheit" nennt und paradox funktioniert: Etwas Gewolltes muss
unverfügbar sein, damit es verfügbar gemacht wird - allerdings nur
jenen, die dafür zahlen. Ob das Gewollte von seinen Voraussetzungen her
eigentlich unbegrenzt ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Knappheit produziert systematisch Armut im Reichtum - eine historische
Besonderheit, ja Anomalie (ok, das muss erst noch zeigen;-)).
(Btw: In der Stichpunktliste vermisse ich die Bedürfnisse, die zwar bei
der "Begrenztheit" mitgedacht, aber nicht genannt sind)
Knappheit ist kein Naturgesetz
... sondern eine soziale Form.
Das war sehr kurz. Mehr dazu demnächst in einem längeren Aufsatz:-)
Ciao,
Stefan
--
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