Christian Siefkes wrote:
Hm, ich finde den Begriff der Entfremdung nicht unproblematisch, da er
leicht (wie beim jungen Marx) in einer idealistischen Weise gebraucht wird
(nicht-entfremdet ist dann, was einem angenommenen Idealbild der
"menschlichen Natur" entspricht). Dementsprechend wird der Begriff auch
häufig normativ verwendet -- man nimmt an, für _andere_ entscheiden zu
können, ob deren Tätigkeiten entfremdet sind oder nicht (z.b. wenn
behauptest, dass Lohnarbeit generell entfremdete Arbeit ist). Das ist
nicht gut.
Nicht um's Entscheiden geht es, sondern um's Verstehen. Man glaubt zu
verstehen ob und wie Menschen entfremdet sind (oder nicht). Was ist daran
nicht gut ? Zum Problem wird das erst wenn der Erkenntnisprozess der
Ideologie untergeordnet wird, d.h. wenn man Entfremdung sehen will und
sie deshalb auch "uberall sieht.
Ja, aber andersrum wird ein Schuh draus: Zwänge, Sachzwänge ebenso wie
gesetzliche, können die Freiheit der Menschen beschränken.
Hier habe ich auch wieder meine Schwierigkeiten mit der Formulierung
(oder dem Ansatz): "...k"onnen die Freiheit der Menschen beschr"anken."
erinnert mich an eine Lange Diskussion die wir vor einiger Zeit hier
hatten, wo es genau darum ging, ob es so eine prim"are Freiheit "uberhaupt
gibt, die dem Individuum (damals: dem Kleinkind) St"uck f"ur St"uck von
der Gesellschaft entzogen wird.
Menschen existieren aber nur innerhalb der Gesellschaft. Somit macht
es wenig Sinn sie als 'freie' Individuen zu denken, die erst a posteriori
vergesellschaftet werden.