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[ox-de-raw] keimform.de: Eine Welt ohne Urheberrecht



http://www.keimform.de/2007/05/30/eine-welt-ohne-urheberrecht/

Eine Welt ohne Urheberrecht

Von StefanMz, 30. Mai 2007, 10:28 Uhr

Hätte ich ja nicht gedacht, dass eine Forderung, die mal auf keimform.de 
gepostet wurde, so schnell aufgegriffen wird: Make Copyright History 
[http://www.keimform.de/2006/10/16/make-copyright-history/]. 
Die »Süddeutsche« bringt den Artikel »Krieg den Palästen, Friede den 
Künstlern!« [http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/134/116018/], 
der Autor kann sich durchaus »Eine Welt ohne Urheberrecht« vorstellen. 
Auch wenn das nicht wirklich jemand kapiert (siehe die Kommentare beim 
Artikel), manchen ziemlich unwohl dabei 
[http://netzpolitik.org/2007/urheberrecht-abschaffen/] wird und der 
Autor die Geldlogik kein bisschen überschreitet — auch wenn das alles 
so ist, ist es trotzdem sehr gut, dass der Artikel erschienen ist 
(inkl. einer zugespitzten Kritik an Creative Commons 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_commons]).

Die Diskussion um die Abschaffung des Urheberrechts steht auf der 
Agenda. Sie ist Ausdruck der Tatsache, dass der 
Selbstentwertungsprozess im Kapitalismus dadurch voranschreitet, dass 
immer mehr Güter zu Universalgütern werden, die letztlich ihr 
Warendasein verlieren werden (schon klar, dass viele das gar nicht so 
sehen — diskutieren wir ja noch drüber in Bälde). Gleichzeitig klammern 
sich, na ja: eigentlich fast alle an die Geldlogik. Auch der Artikel 
schlägt den KünstlerInnen nur eine radikalisierte entsicherte 
neoliberale Version des Hauens und Stechens auf völlig befreiten 
Märkten vor — interessant wie der Autor ein paar (vermeintliche) 
Seitenhiebe auf den Neoliberalismus einsetzt, um sein wesentlich 
radikaleres Selbstverwertungsmodell zu begründen.

Es gibt kein Zurück zum Heile-Welt-Fordismus mit funktionalem 
Urheberrecht. Jetzt die Abschaffung des Urheberrechts zu fordern, 
bringt die Widersprüche auf den Tisch: Innerhalb der Geldlogik ist 
nichts mehr zu holen, wie aber soll es dann gehen? Grundeinkommen? 
Kulturflatrate? Mir scheint, da ist nichts zu machen. Die Verwertungs- 
und Geldlogik selbst steht zur Disposition — vermutlich schneller, als 
uns lieb ist, haben wir doch keine praktischen flächendeckenden 
Alternativen zur Hand. Man kann sich die Widersprüche nicht aussuchen. 
Wir sollten sie auf jeden Fall nicht mehr verdrängen, sondern offen 
darüber reden.

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