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[chox] Charity Business



Braune Brause fürs Volk
 

Mecca-Cola wurde zum neuen Lifestylegetränk urbaner Gutmenschen. Dass es
aber dessen Entwicklern zuletzt um die immer wieder behauptete Unterstützung
palästinensischer Kinder geht belegt folgender Bericht. 

 

von Alexander Hasgal (Risse, Frühjahr 2003)

 

Wer zwecks Kauf neuer Bluejeans einen Laden der Lifestylekette «Speed
Company», welche in über einem Dutzend schweizer Städte vertreten ist, betreten
will, der staunt nicht schlecht. Umrahmt von Schaufensterpuppen mit den neuesten
«miss sixty» Tops und «Diesel» Jeans, nimmt man - unter einer grossen
Peace-Fahne - die Aufforderung «trink engagiert» wahr, sieht man schön
ausgeschmückt PET-Flaschen mit der Aufschrift «Mecca-Cola» und liest - schaut man genauer
hin - die Bitte, man solle besagtes Getränk nicht mit Alkohol trinken. Doch
kein religiöses Erweckungserlebnis brachte den Geschäftsführer auf die Bahnen
islamischer Tugend. Die Symbole «westlicher Dekadenz und Unmoral», die
String-Tangas und Jeansjäckchen sind geblieben, doch sie verlocken gemeinsam mit
Koranversen und der Al-Aksa-Moschee. 

Geht man verwirrt weiter, beispielsweise in die Kneipe des Zürcher
Studiokinos «Xenix» der nächste Schreck. Bei der Bestellung einer Coca-Cola, erntet
man zuerst ein säuerliches «Haben wir nicht!», gefolgt von einem «aber
Mecca-Cola, das kannst du haben!». Dabei zeichnet sich ein schelmisches Grinsen auf
dem Gesicht des Barkeepers ab, als wäre er ein Schuljunge, der gerade seiner
Lehrerin einen Frosch in die Aktentasche gepackt hat. 

Bei so viel Schalk fragt man nicht gerne nach, und so wusste keiner der
angefragten Verkäufer, wer Mecca Cola herstellt, und welche Projekte man mit dem
engagierten Trinken unterstützt. Dabei gibt es bezüglich Mecca-Cola einiges
zu entdecken, was nicht unbedingt auf Frieden und Menschlichkeit hinweist,
sondern auf antizionistische Hetze und islamischen Fundamentalismus. 

 

Mathlouthis Imperium

«Erfinder» von Mecca Cola ist der Franco - Tunesier Taoufik Mathlouthi.
Nachdem Mathlouthi von der iranischen «ZamZam-Cola» - seit Jahren im Heimatland
ein Verkaufsschlager - keine Vertriebslizenz erhalten hat, entschied er sich,
die antiamerikanische Welle anderweitig auszunutzen und den Weltkonzern aus
Atlanta mittels eines eigenen Getränks das Fürchten zu lehren. Der Name war
schnell gefunden: Mecca sollte für den Erfolg am Markt bürgen. Der heilige Ort
der Muslime konnte gleichzeitig als Label und Programm dienen. Diejenigen,
denen der Markenname doch allzu religiös klingt, beruhigt Mathlouthi damit,
dass «Mecca» auch der Name eines nordamerikanischen Indianerstammes sei, der von
weissen Einwanderern vernichtet wurde1. 

Man könnte annehmen, hier wolle ein kleiner Geschäftsmann Profit aus der
weltweiten antiamerikanischen Welle ziehen. Doch weit gefehlt, für Mathlouthi
ist Mecca-Cola kein (profitabler) Jux, sondern ein «act of protest against the
American politics and also against the crimes of Zionism.» Solcherlei Protest
bewegt Mathlouthi schon seit Kinderjahren. Nach eigenen Angaben setzt er
sich seit seinem 11. Lebensjahr für die palästinensische Sache ein. Damals ging
er noch von Tür zu Tür, um für den «Befreiungskampf» seiner palästinensischen
Brüder und Schwestern. Heute ist er stolzer Besitzer eines Radiosenders,
fungiert als Gründer der Partei «France Plurielle», sowie der Organsation
ONACRAM (Organisation Nationale Contre le Racisme et l'Antisémitisme à l'égard des
Arabes et des Musulmans). Ausserdem treibt er verbissen die Gründung eines
eigenen TV-Senders (TV Liberté) voran .

Dass sich die ONACRAM auf die Bekämpfung des «Antisemitismus (!) gegen
Araber und Muslime» beschränkt, liegt auch im Interesse ihres Gründers. Ansonsten
müsste sich besagte Organisation erst einmal mit des Gründers Hausmedien
beschäftigen. Radio Méditerranée, Mathlouthis Haussender, erreicht aus Paris
hauptsächlich die in Frankreich lebenden Muslime, welche er mit Musik und
Information - beziehungsweise mit dem, was Mathluthi unter Information versteht -
versorgt. Solche dient meistens der «Sache Palästinas». Gemäss Berichten des
französischen Magazins «Le nouvel observateur»2 bezeichnet Mathlouthi in seinem
Sender Mordattentate islamistischer Terroristen in Israel als «incident»
(Zwischenfall), bei dem der «Selbsmordattentäter und dessen Mut den Respekt der
Gesamtheit der Moslems weltweit verdienen.» Israel spricht er nicht einmal
terminologisch eine Existenzberechtigung zu, viel lieber spricht er von der
«entité sioniste promise à disparaître» (zionistische Einheit die verschwinden
wird), die Sozialistische Partei Frankreichs bezeichnet er als «Partie
sioniste» und den Fall des ehemaligen Premierministers Jospin als «Niederlage für
die jüdische Lobby.» 

So bildet also antizionistische Hetze die Geschäftsgrundlage Mathlouthis,
der er auch in seinem noch in den Startlöchern befindlichen Fernsehsender
frönen wird. Als er im Oktober 2002 vom pro-arabischen «Saphirnet»3 befragt wurde,
ob sein projektierter Fernsehsender «Tele-Liberté» in die Fussstapfen des
Quatarischen Fernsehsenders Al-jazeera treten möchte, verneinte er mit dem
leicht paranoiden Hinweis, dass hinter Al-jazeera die USA stehe und Al-jazeera
«gemeinsame Sache mit Bush und Israel» mache. Ziel seines Fernsehsenders sei
es, das politische Bewusstsein der Moslems zu steigern, für die «legitimen
Rechte des palästinensischen Volkes zu kämpfen» und Diktaturen zu bekämpfen. 

Bis heute ist Tele-Liberté, vor allem aus finanziellen Gründen, noch nicht
auf Sendung. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Im nämlichen Interview weist
Mathlouthi darauf hin, dass Mecca-Cola unter anderem der Finanzierung seines
neuen Senderkindes dienen solle. 

 

Die Gute Sache 

Doch was ist mit den karitativen Zwecken, denen Mecca-Cola dienlich sein
soll? Gemäss Flaschenetikette werden 20% des Erlöses je zur Hälfte in Europa und
in den Palästinensergebieten wohltätigen Institutionen gespendet. Dazu sind
Informationen nur schwer erhältlich. Dies unter anderem, weil keine
unabhängige Organisation über die Verteilung wacht. Mathlouthi selbst verweist bei
Nachfrage auf seinen «guten Willen» (bonne foi), der für die gerechte Verteilung
seiner Gelder garantiere. Bei besonders kritischen Nachfragen verweist
Mathlouthi auf das Jahresende. Dann werde das Geld von einer eigens gegründeten
Stiftung verteilt. 

Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte, die darauf hinweisen, wohin das Geld
wandert. Auf der Homepage von Mecca-Cola4 werden Dankesschreiben einer
Organisation namens «Comité de Bienfaisance et de Soutien aux Palestiniens» (CBSP)
veröffentlicht, welche eine Spende über 2000 Euro erhalten hat. Das CBSP gilt
als NGO mit höchst zweifelhaftem Ruf. Das American Jewish Comitee stellte in
einer Veröffentlichung 2001 eine Verbindung zwischen der Hamas und CBSP her. 5
Die israelische Regierung hat das Comité im Mai 1997 verboten. In einem
Terrorismusbericht wird das CBSP als der Hamas nahestehend bezeichnet.6 Die CBSP
selbst verweist gerne auf ihren Einsatz für die Bildung palästinensischer
Kinder. Ob sie unter «Bildung» eher das Erlernen des kleinen Einmaleins oder den
Jihad versteht, darüber breitet sie jedoch in der westlichen Öffentlichkeit
den Mantel des Schweigen aus. Geographie ist deren Sache auf jeden Fall
nicht: In einer Karte Israels und der Westbank ist zwar der arabische Vorort Jaffa
verzeichnet, die Grossstadt Tel Aviv wurde schlichtweg «vergessen». 

 

Kindersoldaten als Promotionsinsignien 

Dass dies keine Ausrutscher sind, dass der gebetsmühlenartig immer wieder
formulierte Verweis, Mecca-Cola wolle keinesfalls Gewalt unterstützen, nichts
als eine Worthülse ist, zeigt sich auch an der Aufmachung ihrer Website7. Da
begegnen einem martialische Bilder von Kindern, welche mit Zwillen auf den
Betrachter zielen oder von vermummten Jugendlichen, die mit Molotowcocktails
abgebildet werden. Darüber thront die Al-Aksa-Moschee. 

Auch in der Selbstdarstellung von Mecca-Cola ist nur wenig
Dialogbereitschaft und Interesse an Aufklärung zu finden. Anstoss zur Gründung von Mecca-Cola
habe der Umstand geboten, dass «auch das muslimische und arabische» Kapital
zum grössten Teil die Form des «wildesten materialistischen Kapitalismus»
angenommen habe. Als Antwort darauf verschreibt sich Mecca-Cola dem «charity
Business» (wohl eine Art vergeistigter, materieloser Kapitalismus). Das «charity
business» befasse sich unter anderem mit dem Umstand, dass «das
palästinensische Volk» «die unaushaltbarsten und dringlichsten Leiden (...) erduldet.»
Besagtes Volk erleide «inmitten des allgemeinen Desinteressens» die
«schändlichsten und niederträchtigsten Handlungen der Apartheid und des zionistischen
Faschismus.» 

Das Interesse am Schicksal der Palästinenser ist aber offenbar doch gross
genug, dass die Verkaufszahlen boomen. Das Schwadronieren über den
«zionistischen Faschismus» und das Portraitieren kleiner Kinder als Kamikazekämpfer
scheint den Absatz nur zu fördern.

 

Selbstethnifizierung und Lifestyleprodukt

Man stelle sich vor, jemand produziere ein «Assisi Bier», packe den heiligen
Franziskus aufs Etikett und weise darauf hin, man dürfe es nicht in
Stripteaselokalen konsumieren, dafür gingen 20% an den Opus Dei. Dieses Getränk würde
es höchstens zum Partygag auf dem katholischen Weltjugendtag schaffen, zum
Lifestyleutensil jedoch keineswegs. Sobald es aber gegen Amerika und die Juden
geht, ist nichts zu peinlich. Mecca Cola hat eine wahre Erfolgsgeschichte
hinter sich. Bis anhin seien in den ersten Monaten seit der Lancierung Ende
2002 über 30 Millionen Flaschen verkauft worden, und bis Ende 2003 sollen eine
viertel Milliarde Flaschen über den Ladentisch gehen. Schon werden neue
Produkte entworfen: beispielsweise ein «Hallal fried Chicken», oder «Mecca-Café.»

In seinem Mutterland, in Frankreich, schwimmt Mecca-Cola auf einer Welle von
Selbstethnifizierung arabischer Einwanderer, welche sich mittels einer immer
totaleren Schattenökonomie immer mehr vom Rest der französischen
Gesellschaft abgrenzen. Marc Knobel, Forscher des «Conseil Représentativ des
Institutions juifs de France» (crif), konstatiert eine enorme Werbeoffensive für
Mecca-Cola auf Mathlouthis Medien, aber auch auf einer Unmenge muslimischer
Websites. Hauptslogan sei «Moslems trinken Moslemisch.» Bei Mecca-Cola gehe es seiner
Ansicht nach nicht, wie bei anderen als kosher oder halal deklarierten
Produkte, um die Befriedigung spezifischer kultischer Bedürfnisse, sondern um eine
eigentliche Form des «Kampfs der Kulturen», und um eine gefährliche
Vermischung von politischen und ökonomischen Interessen.

Anders in der Schweiz. Hier hat sich Mecca-Cola zu einem
Identifizierungsobjekt derjenigen Kreise gemausert, die bis anhin vor allem mittels der
regenbogenbunten Peaceflagge Identität geschöpft haben. Während die Forderung nach
Frieden wenigstens grundsätzlich ehrenwert ist, haftet Mecca-Cola das reine
Ressentiment an. Mecca-Cola verkauft sich über das Gefühl, endlich etwas «gegen
Israel» tun zu müssen. Hier materialisiert sich der Wunsch, dem Unbehagen in
der modernen Warenwirtschaft mittels Rückgriff auf eine Ware zu begegnen,
deren öffentliches Auftreten sich modernster Marketingtechniken bedient, sich
jedoch selbst als Gegenprodukt zur westlichen Moderne verkauft.
Mecca-Cola-Trinken suggeriert eine Rebellion gegen eine als totalitär empfundene
Warengesellschaft, ist jedoch als reines Marketingprodukt selbst ihr extremer Ausdruck.
Als Akte angepasster Revolte bieten sich Produkte wie Mecca-Cola gerade
denjenigen Individuen als Identifikationsobjekt an, welche bis anhin ihre
Identität eher von der richtigen Turnschuhmarke abhängig machten und welche dem
Unbehagen über ihre eigene Verdinglichung nur durch Rückgriff auf eine völkische
Ideologie zu entrinnen vermeinen.

 

Anmerkungen:
1) Dieser immer wieder formulierte Hinweis auf den vernichteten
Mecca-Indianer-Stamm wurde von der Presse gerne und kritiklos übernommen. Leider wurde
trotz Konsultation der Fachliteratur kein Hinweis auf einen Stamm dieses Names
gefunden. 

2) Le Nouvel Observateur, 6. Februar 2003. 

3) www.saphirnet.info

4) www.mecca-cola.com

5) www.ajc.org

6) Lage- und Gefährdungsanalyse Schweiz nach den Terroranschlägen vom 11.
September 2001. Botschaft des Bundesrats vom 26. Juni 2002. 

7) www.mecca-cola.com

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