Die hier archivierte Mail kann, muss sich aber nicht auf den Themenkomplex von Oekonux beziehen.
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Hi, Helmuth und alle! On Mittwoch 10 September 2003 22:07, Helmuth Supik wrote:
Laut Hersteller[4] reicht ein 2-GHz-Pentium 4 mit Hyperthreading zum Echtzeit-Dekodieren von H.264/AVC in TV-Auflösung (H.264 SD Level 3).
Ich denke, daß hier etwas gewaltig falschläuft. Es gibt einen Standard für digitales Video im TV-Format. Dieser nennt sich CCIR 601. Dieser ist, genau wie CD-Audio sehr simpel gestrickt und leicht verständlich. (Falls es zu technisch wird, bitte zurückfragen) Hier ein kurzer Vergleich: Bei CD-Audio werden zwei Kanäle (links und rechts) mit einer Dynamik von 16 bit (65536 Stufen) mit einer Taktrate von 44100 Hz gescannt. Dies ergibt einen Datenstrom von 176.400 Byte/s. Digitales Video funktioniert ähnlich, nur sind es hier drei Kanäle. Das Schwarzweißbild (Y) wird mit 13.5 MHz abgetastet, die Differenzsignale zwischen Y und dem roten, bzw. blauen Bild nur mit der halben Rate (bzw. halben Auflösung in x-Richtung). Die Farbtiefe beträgt entweder 8 oder 10 bit (256 oder 1024 Stufen) pro Kanal. Damit ergibt sich ein Datenstrom von 27.000.000 Byte/s, bzw. 33.750.000 Byte/s bei 10 bit. (Die Audio- und sonstigen Daten können in dem Datenstrom mit untergebracht werden, da von der totalen Bildauflösung (in Europa: 864x625) nur 76,8% (in Europa: 720x576) genutzt werden.) Die Umwandlung der Daten in ein Fernsehsignal funktioniert hier nicht viel anders als bei der CD die Umwandlung in ein analoges Audio-Signal: die Daten werden als Meßwerte eines Spanungsverlaufs aufgefaßt. (Es wird keine Grafikkarte mit richtigem RAM benötigt, sondern nur ein FIFO-Speicher zum Entjittern und ein DAC (Digital-Analog-Konverter (ein Widerstandsnetzwerk)).) Sowohl der DVD- als auch der DVB- Kram basiert letztlich auf der CCIR-Norm, was man z.B. an der Auflösung sieht (720x576 in Europa), mit dem Unterschied, daß die beiden MPEG-komprimiert und somit proprietär sind. Den Sinn von Kompressionsnormen wie MP3 oder Ogg Vorbis, bzw. bei Video: DivX, MPEG, Ogg Theora... sehe ich übrigens darin, die Übertragung zu vereinfachen, nicht jedoch, die eigentlichen Normen zu verdrängen. Ebenso sehe ich keinen zwingenden Grund, jene Kompressionsnormen in Echtzeit dekomprimiern zu müssen. Ich stelle nun einmal eine Überlegung an, was wohl wäre, wenn es MP3s schon zu Beginn der CD-Zeit gegeben hätte und überhaupt keine unkomprimierten CDs, d.h. nur Minidisks o.ä. Dann gäbe es auch keine normalen Soundkarten, sondern nur solche, die hardwaremäßig sofort MP3s erzeugen und nur MP3s abspielen, nichts unkomprimiertes. (Dies hätte auf alten Rechnern mit kleinen, lahmen Festplatten durchaus Sinn gemacht.) Es wäre mit solcher Technik nicht möglich, vernünftig Musik selbst zu machen. Da die Kompressionsformate alle sehr unflexibel zu handhaben sind, müssen die Daten erst dekodiert werden, bevor sie bearbeitet werden können. Zum Abspielen müßten die Bearbeitungen dann wieder in MP3s umgewandelt werden. Mit freier Software MP3s zu erzeugen ist aber aufgrund der Patentlage nicht legal möglich. Somit wären freie Musikprogramme generell unmöglich. So absurd das alles klingen mag, dies ist die Situation bei digitalem Video: es gibt hardwaremässige MPEG-En- und Decoder-Karten, die Festplatten sind zu klein für unkomprimiertes Video, der Rechenaufwand für die Echtzeitwiedergabe ist gigantisch (während man für unkomprimiertes Video quasi gar keinen bräuchte) usw. Die ideale Lösung wären Videorekorder, die unkomprimiert aufzeichnen. Die könnte man dann auch gleich zur Datensicherung nehmen. Dummerweise hat die Contentindustrie aber keinerlei Interesse, Filme für solche Geräte (die es bisher nur im Studio-Einsatz gibt) auf den Markt zu bringen (und würde am liebsten auch bei der CD die Zeit zurückdrechen). Ohne Inhalte bleiben aber solche Geräte ohne Nachfrage und daher teuer. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Amateurformat DV. Leider weiß ich zu wenig darüber. Daher bleiben einige Punkte offen: * Bringt die Kompressionsnorm Patentprobleme mit sich? * Sind die Bilder unabhängig voneinander komprimiert? Falls nein: Gibt es Keyframes und wie häufig? * Wie hoch ist die Bandbreite? (~5,4 MByte/s ???) * Lassen sich die Rekorder für Daten verwenden? Z.B. zur Datensicherung oder für andere Codecs (etwa Ogg Theora)? (DV wäre für freies Video, bzw. freies Kino interessant, da es sich um Amateurtechnik mit vergleichsweise guter Qualität handelt.)
Auch die Anbieter von hochauflösendem Fernsehen (HDTV) schielen auf die bandbreitensparende Technologie. (vza[7]/c't)
Damit ist vermutlich die Bildgröße 1920x1080 gemeint. Hat irgendjemand Informationen zur entsprechenden CCIR-Norm? cu, Thomas }:o{# -- - http://www.bildungsbande.de/~sloyment/ - -- "Look! They have different music on the dance floor..." _______________________ http://www.oekonux.de/
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