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[chox] Wissen nicht patentierbar




Genetische Information soll nicht patentierbar sein
 
 Brigitte Zarzer   25.11.2003 

Die kanadische Provinz Ontario zieht mit dem wegen angeblichem Gen-Klau 
verklagten Farmer Percy Schmeiser vor Gericht 


Der Fall Percy Schmeiser zieht weite Kreise. Nicht nur gewichtige  NGOs wollen 
ihn vor dem Supreme Court gegen den Agro-Konzern  Monsanto unterstützen. 
Kürzlich sicherte sich auch die  Provinzregierung von Ontario ein 
Interventionsrecht in der für Januar 2004 angesetzten neuerlichen 
Prozessrunde. Ontario erhofft sich rechtliche Klarstellungen zur 
Patentier(un)fähigkeit von genetischer Information und will damit vorrangig 
den US-Konzern  Myriad Genetics treffen, der mittels richterlicher Anordnung 
alternative Risikotests für Brustkrebs untersagen will. 
 
Rückblende: Mitarbeiter von Monsanto hatten auf den Feldern des kanadischen 
Farmers  Percy Schmeiser Raps mit den Genen des Monsanto-Raps "Roundup-ready" 
gefunden. 1998 zerrte ihn der Agro-Konzern kurzerhand vor den Kadi, wo 
Schmeiser in erster Instanz zu einer Entschädigungszahlung von 400.000 CDN $ 
verurteilt wurde, obwohl man nicht klären konnte, wie der Gen-Raps 
tatsächlich auf die Felder gelangte (  Vom Winde verweht oder 
Saatgutpiraterie?). 

Schmeiser selbst hatte immer betont, der Monsanto-Raps sei per Pollenflug von 
den Nachbarfeldern und als Samen von offenen Ladeflächen vorbeifahrender 
Lastwägen auf seine Felder gekommen. Inzwischen ging ein weiteres 
 Berufungsverfahren über die Bühne, Anfang Januar wird sich sogar der 
kanadische Supreme Court mit der Causa befassen. 

Dabei wird es aber um weit mehr gehen als um den Streit zwischen Schmeiser und 
Monsanto. Wie die Regierung von Ontario, der zweitgrößten Provinz Kanadas, 
gegenüber Medien jüngst bestätigte, hat sie "Intervener Status" angemeldet. 
Damit kann die Provinzregierung selbst Argumente gegen Monsanto vorbringen. 
Das zentrale Interesse liegt von Seiten Ontarios auf der Klärung von 
Patentrechtsfragen bei genetischem Material. 


Ontario liegt nämlich gar nicht direkt mit Monsanto im Clinch, sondern mit dem 
umstrittenen US-Konzern Myriad Genetics. Das Unternehmen meldete Patente auf 
die Gene BRCA1 und BRCA2 an. Mutationen dieser Gene sind mit Krebs assoziiert 
und auf Grundlage dieser Sequenzen konnten diagnostische Tests entwickelt 
werden, die in der Brustkrebsvorsorge zum Einsatz kommen. Dafür verrechnet 
Myriad aber dreimal soviel als die in Ontario angewandten Tests bisher 
gekostet hatten. British Columbia gab der Klage Myriads zähneknirschend nach. 
Ontario aber verweigerte bis dato die vom Gericht angeordnete Einstellung der 
Krebsscreenings. 

Das Ganze sei allerdings nicht nur eine Kostenfrage, erklärte eine Anwältin 
von Ontario den Gang vor den Supreme Court . Man wäre besorgt, dass die beste 
medizinische Versorgung für Patienten nicht mehr gewährleistet werden könnte. 
Außerdem sehe man die Möglichkeiten von Forschern eingeschränkt, die besten 
Tests und Behandlungsformen zu entwickeln. 


Während Schmeiser grundsätzlich die Möglichkeit, Gene zu patentieren, in Frage 
stellt, schlägt Ontario offensichtlich einen anderen Weg ein. Laut der 
 Canadian Press wird Ontario argumentieren, dass zwar ein Gen-Molekül 
patentierfähig sei, aber nicht die in dem Molekül enthaltene genetische 
Information. 

Myriad ist auch in Europa keine unbekannte Größe. Auch hier wurden inzwischen 
trotz massiver Proteste von Wissenschaftlern, Politikern und Patienten- und 
Ärztevertretern die  Patente auf europäischer Ebene erteilt. Das Unternehmen 
rechtfertigte seine aggressive Durchsetzungspolitik in der Öffentlichkeit 
u.a. mit den intensiven Forschungsleistungen, die erbracht worden. Kritiker 
wandten dagegen ein, dass die Entdeckung eigentlich das Resultat öffentlich 
geförderter Forschung eines Brustkrebskonsortiums war. 
 
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