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Message 00770 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT00770 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] schürt Israel den Antisemitismus?



Die Liquidierung Scheich Jassins ist mit rationalen Argumenten nicht zu 
erklären", schreibt der MÜNCHNER MERKUR. "Jedenfalls dürfte es der Regierung 
Scharon schwer fallen, den Raketenangriff auf einen Rollstuhlfahrer, den das 
israelische Militär schon früher einmal in seiner Gewalt hatte, als für die 
Staatssicherheit unverzichtbaren Präventivschlag zu verkaufen. Im Gegenteil: 
De facto schafft sich Scharon eine überflüssige Märtyrerfigur, an der sich 
der palästinensische Widerstand neu entzünden wird", prophezeit der MÜNCHNER 
MERKUR.

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Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG formuliert ihre Kritik schärfer: "Sicher ist, dass 
viele unschuldige Israelis Jassin bald in den Tod folgen werden. Die 
israelische Regierung weiß aus langer Erfahrung um diese makabre Logik. Indem 
sie ihre Strategie nicht an diesen Erkenntnissen ausrichtet, handelt sie 
unverantwortlich. Die Tötung Jassins ist somit keineswegs eine zu 
rechtfertigende Notwehr, um drohende Gefahr abzuwenden. Sie ist vielmehr 
staatliche Rache, also von höchster Stelle sanktionierter Mord", moniert die 
SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Leutkirch.

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Die FRANKFURTER RUNDSCHAU geht auf die politischen Konsequenzen ein. "Nach der 
Ausschaltung Jassins ist noch weniger als zuvor damit zu rechnen, dass die 
palästinensischen Sicherheitsbehörden Arafats auch nur im Ansatz wagen 
werden, die Hamas zu entwaffnen. Weiteres Chaos in den Autonomie-Gebieten 
scheint programmiert. Im Machtkampf mit Arafat haben die Islamisten die Nase 
jetzt noch weiter vorn. Eine rundum ungute Entwicklung, nicht nur weil sie 
zum endgültigen Kollaps der Autonomie-Regierung führen könnte, der viele 
keine Träne nachweinen würden. Sondern weil alleine die Hamas in dem 
Machtvakuum gewinnt", vermutet die FRANKFURTER RUNDSCHAU.

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Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG merkt an: "Diesmal könnte sich Israels Regierungschef 
Scharon gleich doppelt verrechnet haben. Denn zum einen wird der Tod Jassins 
die Hamas nicht schwächen, sondern stärken und weiter radikalisieren. Der 
alte, sieche Prediger im Rollstuhl war gewiss kein Mann des Ausgleichs, wie 
er nun bereits bisweilen in eiliger postumer Ehrerbietung stilisiert wird. Er 
war ein Mann des Terrors. Doch trotz Blindheit war er nicht blind für die 
politischen Realitäten. Mit ihm konnte man zum Beispiel über 
Waffenstillstände verhandeln. Er galt als Einziger, der seine Organisation 
noch kontrollieren konnte. Nun ist die Hamas entfesselt. Jassins Nachfolger 
dürften weit weniger berechenbar sein", unterstreicht die SÜDDEUTSCHE 
ZEITUNG.

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Die Zeitung DIE WELT argumentiert ähnlich: "Jassins gewaltsamer Tod zwingt 
auch gemäßigte Palästinenser in falsche Solidarität, macht Gaza zum 
Hornissennest und wird Israel noch mehr Blut kosten. Der Hamas-Gründer war 
ein unversöhnlicher Israel-Hasser. Er predigte Heiligen Krieg, Tod und 
Vernichtung. Mit ihm konnte es keinen Frieden geben, gegen ihn auch nicht. Es 
kann allerdings sein, dass es gerade sein gewaltsames Ende ist, das der Hamas 
im Kampf der palästinensischen Warlords nun die Schlüsselrolle verschafft. 
Dann sieht es unheilvoll aus für Israel, die Palästinenser, die 'Road-Map' 
und die ganze Region", befürchtet DIE WELT.

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In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN heißt es: "Israel kämpft nach wie vor um die 
Existenz, und nur Übelmeinende können sein Recht auf Selbstverteidigung in 
diesem Kampf bestreiten. Aber es ist nicht zu leugnen, dass die Zahl seiner 
Freunde kleiner geworden ist, und zwar auch deshalb, weil es in der Wahl 
seiner Mittel brutal ist, den Extremisten dadurch Zulauf verschafft und weil 
Scharons Politik jenen Palästinensern das Wasser abgräbt, die sich einem 
Ausgleich nicht verweigern wollen. Die politische Isolierung ist ein hoher 
Preis", urteilt die F A Z.

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Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER hebt einen weiteren Aspekt hervor: "Die Tötung 
Scheich Jassins ist auch ein Versuch, die Mechanik des Terrors freizulegen 
sowie USA und Europäer in eine gemeinsame Abwehrfront zu zwingen. Zu Recht 
weist Europa dieses Ansinnen zurück. Denn nur das Völkerrecht, das von 
Israel, aber auch von den USA im Anti-Terror-Kampf gebrochen wird, könnte 
eine Basis für ein gemeinsames Vorgehen sein."

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Die Magdeburger VOLKSSTIMME kommt zu folgender Einschätzung: "Ähnlich wie die 
USA im Irak verfolgt die israelische Regierung die Strategie des 
Präventivschlags: zuschlagen, bevor der andere es tut. Ein solches Vorgehen 
mindert keine Gewalt, sondern verstärkt sie - das zeigt sich in Israel 
genauso wie im Irak. Für die Friedenssicherung im Nahen Osten hat die 
internationale Gemeinschaft Bagdad im Blick, weniger Jerusalem. Dabei liegt 
dort der eigentliche Krisenherd. Mit gutem Zureden lässt er sich nicht 
beseitigen."
So weit die VOLKSSTIMME aus Magdeburg.


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