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[chox] heise online: Kräftiges Tauziehen um Softwarepatente in Brüssel



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen von "Helmuth
Supik <helmuth.s gmx.li>" gesandt. Wir weisen darauf hin, dass die
Absenderangabe nicht verifiziert ist. Sollten Sie Zweifel an der
Authentizität des Absenders haben, ignorieren Sie diese E-Mail bitte. 
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Kräftiges Tauziehen um Softwarepatente in Brüssel

Der Streit um den Patentschutz für Computerprogramme geht in Brüssel
noch vor der Osterweiterung der Europäischen Union in die Vollen[1].
Auf der einen Seite zogen am heutigen Mittwochmittag etwa 700 bis 800
besorgte Bürger durch das Zentrum der belgischen Hauptstadt und machten
mit Plakaten wie "Patents Prevent Innovation" auf die ihrer Ansicht
nach negativen Folgen von Softwarepatenten[2] für weite Teile der
Wirtschaft und der Open-Source-Szene aufmerksam. Andererseits kursierte
in den letzten Tagen in der Lobbyistenszene Brüssels eine
Unterschriftenliste in Form eines "Aufrufs zum Handeln[3]", der sich
ebenfalls unter dem Aufhänger "Innovation" für eine rasche
Verabschiedung der umstrittenen Richtlinie über die Patentierbarkeit
von Computer-implementierten Erfindungen -- und damit für einen
umfassenden Monopolschutz für Software -- ausspricht. Das Schreiben
stammt aus dem Hause Nokia[4].

Die Konfrontationslinien haben sich so in den letzten Tagen weiter
verhärtet. Der öffentliche Protest der Gegner der Brüsseler Linie war
heute deutlich sichtbar, als der Demonstrationszug durch das
Regierungs- und Diplomatenviertel der belgischen Hauptstadt zog. "Wir
haben ein gutes Stück Brüssels lahm gelegt", grinste ein Teilnehmer.
Der ganze Auftritt habe sich "weniger nervig" als bei der ersten
Demonstration[5] in der EU-Schaltzentrale vor einem dreiviertel Jahr
gestaltet. Die Aktivisten, die einer Einladung[6] des Fördervereins für
eine freie informationelle Infrastruktur (FFII[7]) gefolgt waren,
trugen fast alle gelbe T-Shirts mit dem Slogan: "No Softwarepatents --
Power to the Parliament" auf Vorder- beziehungsweise Rückseite
gedruckt. Alle hatten gelbe Luftballons in der Hand. Dazu kamen rund 20
Transparente, auf denen beispielsweise vor schon heute durchweg mit
Patentansprüchen belegten Webshops[8] gewarnt wurde.

Auf der Pressekonferenz[9] vor der Demo hatten sich Vertreter vom FFII,
Unternehmer aus kleinen und mittelständischen Betrieben sowie einzelne
Europaparlamentarier sichtlich bemüht, den Vertretern der
Öffentlichkeit die Problemlage näher zu bringen. Ein Vertreter der
Grünen betonte, dass die gegenwärtige, vom Rat der EU[10] bevorzugte
Politik des Gemauschels in den Hinterstuben deutlich weniger
Legitimation besitze als das Votum des demokratisch gewählten
Parlaments[11].

Beide EU-Gremien sind momentan fundamental unterschiedlicher Ansicht
über die Richtlinie: Die Abgeordneten wollen reinen Softwarepatenten
einen Riegel vorschieben[12], während der Rat eine grenzenlose
Patentierbarkeit das Wort redet[13] und zur Eile mahnt. So hat die
irische Ratspräsidentschaft[14] vergangene Woche die Mitgliedsstaaten
aufgefordert, noch bestehende Bedenken gegen den eigenen Vorschlag
fallen zu lassen und das Papier im Mai den Ministern zur Absegnung
vorzulegen. Das Parlament müsste dann gleich nach seiner Neuwahl
spätestens im Herbst wieder Stellung beziehen. Der Ko-Vorsitzende der
Grünen in der europäischen Volksvertretung, Daniel Cohn-Bendit[15],
zeigt sich besorgt über die Entwicklung: Seiner Meinung nach macht sie
klar, dass die nationalen Patentbeamten im Rat weder "Harmonisierung"
noch "Klarstellung" wollen. Ihnen gehe es "lediglich um die Sicherung
von Pfründen der Patent-Institutionen."

Nokia und andere Konzerne trommeln dagegen für die Ratsposition vom 17.
März[16]."Alle innovativen Kräfte Europas -- einzelne Erfinder genauso
wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) oder große,
multinationale Konzerne -- benötigen Patente um ihre Erfindungen zu
schützen, Forschung und Entwicklung in Europa betreiben zu können sowie
Lizenzen zu verkaufen und den Technologietransfer zu fördern", heißt es
in dem an die EU-Minister gerichteten Brief. Werde die Richtlinie nicht
gemäß der Ratsvorstellungen verabschiedet, stehe die "wissensbasierte
Ökonomie" auf dem alten Kontinent auf dem Spiel.

Kritik an dem Schreiben kommt dagegen unter anderem vom skandinavischen
Browserproduzenten Opera[17]: "Nokia scheint uns nicht den innovativen
Kräften Europas zuzurechnen", kommentiert Håkon Wium Lie, Technischer
Leiter der Firma, die auch den finnischen Handybauer mit Software
beliefert. Dass Patente auf Computerprogramme der Softwareindustrie
außer Ärger finanziell nichts bringen, haben laut FFII-Vorstand Hartmut
Pilch zudem zahlreiche, auch von der EU-Kommission geförderte
Studien[18] ergeben. Weitere Argumente gegen Softwarepatente werden die
Aktivisten im Rahmen von Fachkonferenzen[19] gemeinsam mit den Grünen
am heutigen Mittwoch und am morgigen Donnerstag zusammentragen. Dabei
wollen die sich voll im Wahlkampf befindlichen "Eurogreens" auch
stärker auf den Einsatz von freier Software in öffentlichen
Verwaltungen drängen[20]. (Stefan Krempl) /
 (jk[21]/c't)

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  [3] http://swpat.ffii.org/papiere/europarl0309/nokia0404/index.de.html
  [4] http://www.nokia.com/
  [5] http://www.heise.de/newsticker/meldung/39632
  [6] http://demo.ffii.org/
  [7] http://www.ffii.org/
  [8] http://webshop.ffii.org
  [9] http://plone.ffii.org/events/2004/bxl04/press/
  [10] http://register.consilium.eu.int
  [11] http://www.europarl.eu.int/
  [12] http://www.heise.de/newsticker/meldung/40547
  [13] http://www.heise.de/newsticker/meldung/44917
  [14] http://www.eu2004.ie/
  [15] http://www.cohn-bendit.de/
  [16] http://register.consilium.eu.int/pdf/en/04/st07/st07230.en04.pdf
  [17] http://www.opera.com/
  [18] http://swpat.ffii.org/archiv/spiegel/wirkung/index.de.html
  [19] http://www.heise.de/newsticker/meldung/46414
  [20] http://www.eurogreens.org/cms/default/dok/7/7571.first_steps_towards_a_sustainable_inform en.htm
  [21] jk ct.heise.de

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