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Thread: choxT00887 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] heise online: Softwarepatentgegner werfen Brüssel Verlogenheit vor



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen von "H.S.
<helmuth.s gmx.li>" gesandt. Wir weisen darauf hin, dass die
Absenderangabe nicht verifiziert ist. Sollten Sie Zweifel an der
Authentizität des Absenders haben, ignorieren Sie diese E-Mail bitte. 
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3 interessante Kommentare unten
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Softwarepatentgegner werfen Brüssel Verlogenheit vor

Das knappe  "Ja" im Rat [1] der Europäischen Union zur heftig
umstrittenen  Softwarepatentrichtlinie [2] der irischen
Ratspräsidentschaft sorgt für heftige Reaktionen. So halten sich gerade
Verbände, die der Open-Source-Szene nahe stehen, und Mittelständler mit
ihrer Kritik nicht zurück. "Europa ist im Begriff, sich endgültig vom
Ziel der Staats- und Regierungschefs zu verabschieden, bis 2010
'wettbewerbsfähigste wissensbasierte Region' zu werden", fürchtet etwa
Georg Greve, Präsident der Free Software Foundation Europe  (FSFE)[3].
Markus Beckedahl vom  Netzwerk Neue Medien[4] sieht derweil die Gefahr,
dass europäische klein- und mittelständische Unternehmen bald nur noch
von der Gnade der Inhaber der Patentmonopole existieren können." 

Mitten in die Fronten des Patentkrieges ist die Bundesregierung
aufgrund ihres Schlingerkurses geraten. Ein leitender Beamter hatte auf
einer Demonstration der Softwarepatentgegner zunächst 

starke Vorbehalte [5] gegen die von den Iren überarbeitete Richtlinie
zur Patentierbarkeit "computerimplementierter Erfindungen" vorgebracht.
Deutschland werde dem Vorstoß nicht zustimmen, hatte es geheißen. Diese
Linie bestätigte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) noch
einmal gegenüber  c't aktuell [6] und mahnte gleichzeitig umfangreichen
Nachbesserungsbedarf an. 

Nichtsdestoweniger reichten am Dienstag wenige kosmetische und
rhetorische Änderungen, um den deutschen Verhandlungspartnern die
Richtlinie schmackhaft zu machen. "Offensichtlich waren die bisherigen
Aussagen des Justizministeriums, sich gegen die Legalisierung von
Softwarepatenten einzusetzen reine Lippenbekenntnisse", schimpft Oliver
Moldenhauer vom  Attac-Koordinierungskreis[7] über die Abgabe der
letztendlich entscheidenden deutschen Stimmen. Denn "der so genannte
Kompromiss des Rates ist ein klares Votum pro Softwarepatente", stellt
Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club  (CCC)[8] klar. Er sieht
Software-Entwickler in ihrer Existenz bedroht, sollte der Beschluss
Gesetz werden. 

"Es ist schade, dass der Zweckoptimismus und das Vertrauen in die
deutsche Regierung etwas voreilig gewesen zu sein scheinen", zeigt sich
auch Greve enttäuscht. Deutschland und die EU hätten "zum wiederholten
Male demokratisch versagt". Seiner Meinung nach ging es in den
vorherigen Regierungsverhandlungen "zu keinem Zeitpunkt um die
Festlegung von innovativ sinnvollen Grenzen der Patentierung". Vielmehr
sollen die etwa 30.000 vom Europäischen Patentamt bereits auf
schwankendem rechtlichen Boden erteilten Softwarepatente endgültig
legalisiert werden. Florian Müller vom Open-Source-Hersteller  MySQL[9]
wirft den EU-Regierungen daher vor, mit gespaltener Zunge zu reden: "In
den USA sagt man wenigstens ganz ehrlich, dass man Software patentiert.
Hier in Europa geht man den verlogenen Weg über das Alibi eines
technischen Zusammenhangs", erklärte er gegenüber heise online. Dabei
werde diese vermeintliche Anforderung jedoch nirgends vom aktuellen
Richtlinientext definiert. So könnten bereits Bedienoberflächen als
technisch gelten, weil der Bildschirm ein technisches Gerät sei.
Dasselbe träfe für Datenbanken zu, weil auch die Datenspeicherung ein
"technischer Vorgang" sei. Als nicht-patentierbarer Bereich bleibe da
nichts mehr übrig.

Ihre Hoffnung setzen die Kritiker nun erneut auf das  Europäische
Parlament[10], das in  erster Lesung [11] schon einmal deutliche
Grenzen für die Patentierbarkeit von Software vorgegeben hatte. Für die
zweite Lesung, die nach der Neuwahl der Volksvertreter vermutlich im
Herbst ansteht, rät Greve den Abgeordneten, "sich nicht wider besseres
Wissen auf den aktuellen Vorschlag einzulassen". Ohne eine klare
Technikdefinition käme die Richtlinie nicht aus: "Das wäre sonst, als
baute man ein Haus auf Rädern und ohne Bremsen in der Annahme, die
späteren Bewohner würden es nicht vom Fleck bewegen, obwohl eine solche
Bewegung ihnen große Profite verspricht." Laut Müller komme es in der
nächsten Runde ferner stärker darauf an, "dass gerade Unternehmen die
wirtschaftlichen Argumente gegen Softwarepatente herausstellen."
(Stefan Krempl)
 (gr[12]/c't)

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  [6] http://www.heise.de/ct/aktuell/meldung/47462
  [7] http://www.attac.de/
  [8] http://www.ccc.de/
  [9] http://www.mysql.com/
  [10] http://www.europarl.eu.int/
  [11] http://www.heise.de/newsticker/meldung/40547
  [12] gr ct.heise.de

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