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[chox] Ein Ihnen empfohlener Artikel aus der jungen Welt vom 18.05.2005



LiebeR Oekonux,
dieser Artikel aus der jungen Welt vom 18.05.2005 wird Ihnen empfohlen von Stefan Meretz.

Schlechte Zeiten fuer Gates

Microsofts Softwaremonopol bekommt Risse. Brasiliens Regierung startet internationale Initiative fuer die Verbreitung sogenannter Open-source-Programme

                                           Wolfgang Pomrehn

Microsoft, unumstrittener Marktfuehrer und Quasimonopolist bei Betriebssystemen fuer Personalcomputer, brauchte in den vergangenen Jahrzehnten kaum einen Konkurrenten zu fuerchten. Das beginnt sich zu aendern. Wie die Wochenzeitung Euro vor Pfingsten berichtete, will in den USA ein vorerst ungenannt bleibender Grosskonzern seine Verwaltung komplett umstellen. An mehreren zehntausend Arbeitsplaetzen sollen die Betriebssyteme von Microsoft wie WindowsXP von den Rechnern entfernt und durch die freie Software Linux ersetzt werden. Das hat den Vorteil, das es keine Lizenzgebuehren kostet. Nur fuer die Installation und Pflege muessen Firmen, wenn sie kein eigenes Personal dafuer haben, zahlen. Einer der Spezialisten fuer derartige Dienste ist die US-Firma Read Hat, aus deren Hause Indiskretionen ueber einen entsprechenden Grossauftrag durchgesickert sind. Er waere der erste seiner Art in den USA.



Vorreiter Brasilien



Unbill droht dem Softwaregiganten aus Redmont im US-Staat Washington auch von anderer Seite. Die staatliche Banco do Brasil gab Mitte letzter Woche die baldige Gruendung einer "Weltorganisation fuer Open-source-Software" bekannt. Als "open-source" (offene Quelle) bezeichnet man Computerprogramme, deren Quellcode frei zugaenglich ist, veraendert und den jeweiligen Nutzerbeduerfnissen angepasst werden kann. Auch Linux, das seit Jahren von einer internationalen Gemeinde passionierter Programmierer unentgeltlich staendig weiterentwickelt wird, gehoert zu dieser Kategorie. Die weitverbreiteten Microsoft-Progamme wie Word (Textverarbeitung), Explorer (Internet-Browser) oder die Windows-Betriebssysteme werden hingegen nur als bereits in Maschinensprache uebersetzte Pakete vertrieben, deren Arbeitsablaeufe fuer den Nutzer nicht direkt nachvollziehbar sind. Sicherheitsbedenken lassen daher zum Beispiel chinesische Behoerden schon seit laengerem nach Alternativen suchen. Auch in Japan und Suedkorea arbeitet man mit der heimischen Computerindustrie an Wegen, dem Monopol Microsofts zu entgehen.



In Fernost, bei brasilianischen Staatsbetrieben wie der Banco do Brasil,  der Post oder dem nationalen Statistikbuero wird auf Linux zurueckgegriffen. Neben dem Wegfall der Lizenzgebuehren hat das alternative Betriebssystem den Vorteil, dass es kommerzielle Abhaengigkeiten vermeidet und kontrollierbar ist. In Brasilien verlassen sich bereits 43 Prozent der Firmen ganz oder teilweise auf Linux, womit das Land in Lateinamerika Spitzenreiter ist. Die brasilianische Bundesregierung gibt jaehrlich umgerechnet gut 93 Millionen Euro fuer Softwarelizenzen aus. Nach einer Umstiegsempfehlung an die Behoerden konnte bereits ein Betrag von 8,8 Millionen Euro pro Jar eingespart werden. Nun wird in Brasilien diskutiert, die freie Software fuer Behoerden zur Pflicht zu machen.  



 Fuer viele aermere Entwicklungslaender ist der Zugang zu Software und Computern ein Politikum. Hohe Kosten fuer Softwarelizenzen schneiden viele Menschen und selbst Organisationen und staatliche Einrichtungen von der internationalen Kommunikation ab. Deshalb haben sich vor drei Jahren in Aethiopiens Hauptstadt Addis Abeba afrikanische Nichtregierungsorganisationen getroffen, um gemeinsam nach Abhilfe zu suchen. Entstanden ist daraus im Februar 2003 FOSSFA, die Free and Open Source Software Foundation for Africa mit Sitz in Kenia. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, auf dem Kontinent fuer die guenstigeren Loesungen zu werben. Alternative Software spart nicht nur Geld, sondern schafft auch Arbeitsplaetze fuer einheimische Fachkraefte.



Linux fuer Afrika



Ganz bei Null faengt man allerdings auch in Afrika nicht an. In einigen Laendern wie Uganda und Suedafrika gibt es bereits seit der ersten Haelfte der 1990er Jahre eine Gemeinde von leidenschaftlichen Programmierern, die sich an der Weiterentwicklung der Open-source-Programme beteiligen und sie in ihren Laendern verbreiten. In Uganda werden Linux und andere Anwendungen bereits von vielen Unternehmen eingesetzt, und im Jahre 2002 hat die Universitaet der Maertyrer in Kampala eine Initiative gestartet, mit der saemtliche lizensierte Software gegen freie ausgetauscht wurde. In Namibia gibt es mit SchoolNet eine Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, Schulen ans Internet anzuschliessen. 250 Schulen sind bereits mit Computern und Anschluessen versorgt, und die PCs laufen mit Linux und verwenden ausschliessliche Open-source-Programme. In Suedafrika firmiert eine aehnliche Initiative von Privatleuten, die sich vor allem um die Schulen in den Armenvierteln kuemmert, unter dem Namen NetDay. 



Ganz langsam beginnen sich also die Tage der ungebrochenen Dominanz des Imperiums von Firmengruender William (Bill) Gates ihrem Ende zuzuneigen. Nach der Ankuendigung aus Brasilia verloren die Microsoft-Aktien 0,9 Prozent an Wert, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Seit Jahresbeginn betraegt der Verlust bereits 7,5 Prozent, und man darf gespannt sein, wie der Kurs der Aktie im Juni reagiert. Dann sollen Einzelheiten ueber die neue Open-source-Weltorganisation mitgeteilt werden.


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